Tutzing, im Februar 2008

Klaus Voormann nippt sorgsam an seiner Tasse mit grünem Tee und blickt auf den See. Eine bemerkenswerte Anmut zeigt der Starnberger See im Februar, wenn am späten Nachmittag die kahle und karge Landschaft von der untergehenden Sonne vergoldet wird.

Er wird in zwei Monaten 70, im Kopf fühlt er sich aber immer noch wie 25. Der hagere Mann mit den wehenden weißen Haaren hat Pop-Geschichte geschrieben, denn kein Deutscher ist den Beatles so nahe gekommen wie er.

Im Sommer 1971 spielte Klaus Voormann den Bass bei einem der schönsten Pop-Songs aller Zeiten: Imagine. Da war er zusammen mit John Lennon im Studio.

Die Freundschaft von Klaus Voormann mit der größten Pop-Gruppe aller Zeiten begann in Hamburg, im Oktober 1960. Unweit der Reeperbahn hörte der gebürtige Berliner aus dem Kaiserkeller die Musik einer jungen Band, die ihn faszinierte. John, Paul, George, Stuart (Sutcliffe) und Pete (Best) hießen die Jungs aus Liverpool – als Beatles sollten sie in den nächsten Jahren die Musik revolutionieren. Klaus zeigte John Lennon einige Cover-Illustrationen, die er gezeichnet hatte. Sie gefielen John. Es war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft mit den Fab Four.

Klaus ging später nach London, wohnte bei George und Ringo, der Pete Best in der Band ersetzte. Von 1966 bis 1969 war er dann Bassist in der Manfred Mann Band, ab 1969 holte ihn John Lennon als Gründungsmitglied seiner Plastic Ono Band. Später spielte Klaus Voormann noch bei George Harrison und auch beim legendären Concert for Bangladesh im Madison Square Garden am 1. August 1971 war er dabei.

Was macht die Beatles aus? Klaus Voormann zögert keinen Augenblick. Der gegensätzliche Charakter der Bandmitglieder. Da war der extrovertierte Paul, der intellektuelle John, George, der die Sprache der einfachen Leute sprach. Und noch eines: Die Beatles waren offen und innovativ. Sie nahmen neue Einflüsse auf: indische Musik, neue Instrumente, andere Klangformen. Während die meisten Bands jene Musik spielten, die von ihren Hörern erwartet wurde, zogen die Beatles ihr Ding durch.

Worauf er besonders stolz ist? Das hochgelobte Cover zur Beatles-Platte Revolver. Da ist er, Klaus Voormann, der Künstler und Grafiker. Er malt und zeichnet immer noch viel, mit seinem für ihn typischen Strich. Er hat gerade von den Liverpooler Stadtoberen den Auftrag über ein neues Werk für das dortige Museum erhalten. Auf seiner Homepage www.voormann.com kann man die Vielfalt seiner Arbeit bestaunen.

Was ist der schönste Beatles-Song aller Zeiten, frage ich ihn zum Abschied. Er zögert. Da kann man keinen hervorheben, meint Klaus, wo solle er da denn anfangen? Es sind einfach zu viele Meisterstücke. Strawberry Fields Forever, vielleicht, oder Fool on the Hill, nein, nein, es kann da keinen Favoriten geben. Einfach alles zu schön. Wunderschön.

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