Ein Tech-Riese am Pazifik, Mountain View/Kalifornien, im Jahr 2009; Foto: W. Stock

Wer das Privileg erhält, bei Google in Kalifornien hinein zu schnuppern, der ahnt, wie eine Firma im 21. Jahrhundert aussehen muss. Google ist die vielleicht leidenschaftlichste Firma der Welt. Von null auf Mach 1, Schallmauer durchbrochen.

Google’s Geschichte ist bekannt: In einem Dorm, dem Dormitorium, in einem der kargen Schlafräume des Escondido Village, in den Studentenwohnheimen der Stanford University, wurde Google 1998 gegründet. Von den Studenten Sergey Brin, einem gebürtigen Russen, und Larry Page aus Michigan. Beide heute vielfache Milliardäre unter kalifornischer Sonne.

Und so meint man denn auch eher auf dem Campus der nahen Stanford University zu sein als bei Google in Mountain View. Junge Leute, internationales Flair, Jeans und offenes Hemd, ein lockerer Ton. Verteilt auf ein Dutzend Firmengebäude, alle hell, alle neu und alle sonnig. Vielleicht ist die heitere Unternehmenskultur bei Google mit kreativem Chaos am besten umschrieben. Tüftler-Denken.

Es wird diskutiert, entworfen, verworfen, probiert. Ein trail and error am pazifischen Ozean. Einfach mal was ausprobieren. Bei Google haben die Programmierer, die Ingenieure, die Software-Architekten, die Studenten das Sagen, nicht Betriebswirte oder Manager. Da liegt wahrscheinlich der Unterschied, das macht den ganzen Laden so ungemein dynamisch und kreativ.

Doch wo Sonne, da auch Schatten. Google ist in den letzten Monaten kräftig unter Beschuss geraten. Die Vorwürfe klingen allesamt hässlich: Monopol, Datenschutzverletzung, Antitrust Investigations, Urheberrechtsverletzung. Google, die Daten-Krake. Dazu: In der Krise kommen die Anzeigenerlöse nicht mehr von alleine.

Alles läuft nicht rund. Beim Google-Handy kommt man nicht so recht voran, Apple stiehlt mit seinen iPads, mini oder maxi, die Show. Leute mussten gehen. In den USA und anderswo. Das war ein Schock. Irgendwie wurde Google zu einer ganz normalen Firma.

Doch die Innovationskraft von Google brodelt wie ein Vulkan. Diese kompromisslose Zukunftsorientierung gehört zur DNA, zum Erbgut und zur Kultur des Unternehmens. Was sind die nächsten Pläne?

AdSense und AdWords – die Revolution der Werbung. Geld bis zum Abwinken. Doch rufen die nächsten Schritte. Mobile Anwendungen, ein Schwerpunkt. Vision: Das mobile Internet der Zukunft. Dazu Software Applications und Newsservices, aggregierte Dienste. Nicht Inhalte, sondern Tools und Infrastruktur um diese Inhalte herum. Das wird spannend!

Sicher, Google ist nicht mehr start-up. Heute ist Google Konzern. Doch mit dem Herzblut von Studenten, die nicht erwachsen werden wollen. Brin und Page teilen sich noch immer ein Büro. Sympathisch.

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