Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Wenn Sprache verarmt…

Photo by W. Stock

Nicht nur die Schere zwischen reich und arm wird immer größer, auch die zwischen klug und dumm. Oder zwischen Vernunft und Torheit. Bisweilen muss man sich in diesem Land wirklich an den Kopf fassen und an Schule und Bildung zweifeln.

So möchte die nationale Armutskonferenz in Deutschland einige Wörter als „soziale Unwörter“ auf den Index setzen und verbieten. Es gelte, so die Argumentation, Klischees abzubauen.

Die Liste, welche Wörter man künftig nicht mehr sagen soll, ist lang: alleinerziehend, arbeitslos, Langzeitarbeitslose, bildungsfern, der ist Hartz IV, notleidender Kredit, Person mit Migrationshintergrund, Vollkasko-Mentalität. Es handele sich hierbei um abwertende oder auch irreführende Begriffe. Das schlimmste Wort überhaupt sei sozial schwach.

Dabei ist zu erinnern, das man sozial schwach sagt, seit man nicht mehr arm sagen darf. Man sieht, es gibt eine Evolution nicht-gewünschter Begriffe. Und wo das alles enden soll, kann man sich mit ein wenig Phantasie ausmalen. Am Ende stünde eine weichgespülte Sprache, Sätze und Wörter ohne Ecken und Kanten, eine Sprache, die mehr vernebelt als sie denn für Klarheit sorgt. Unsere Sprache verarmt, wird sozial schwach, was auch immer.

Genauso schlimm an solchen Petitionen nach politischer und sprachlicher Correctness sind die Scheren, die dann in den Köpfen zu schneiden beginnen. Ein jeder, ob im Small Talk oder als Autor wird sich fragen, ob dieser oder jener Begriff nicht für Aufregung sorgen wird. Damit ist der Skandalisierung der Sprache Tor und Tür geöffnet, ebenso wie einer sprachlichen Zensur. Ob wir uns diese Verarmung der Sprache wünschen?

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  1. apple

    Es ist immer sehr leicht, alles (zumindest vieles) auf Schule und Lehrer/innen abzuschieben. Die erste Sprachkompetenz erwerben Kinder doch von ihren Eltern! Sollte man hier nicht ansetzen?
    Selbst Erwachsenen, sogar professionelle Rednern/innen, Politiker/innen gelingt es mühelos, mit vielem windelweichem Geschwätz NICHTS auszusagen. Beispiele erspare ich Ihnen und mir.

  2. apple

    Ja, Sprache hat etwas mit dem Sprechen zu tun und gut zu sprechen erfordert, meist wenigstens, zuerst nachzudenken, was man sagen möchte und was man dann womöglich auch noch schreibt und per Printmedien verbreitet.Vielleicht liegt beim fehlenden logischen und möglichst objektiven Denken, was Politik, Glaube, Moral, Ethik … anbelangt, der Hase im Pfeffer. Und wenn dann „Qualitätsmedien“, auch privates TV (hahaha), ob in Print oder TV (vornehmlich Privat-TV, Beispiel Bphlens Sprüche bei RTL) der entsprechenden Zielgruppe gleich das „richtige“ Vokabular vermitteln, dann wundert mich nichts mehr. Und was „political correctness“ anbelangt, so ist es am besten man schweigt, denkt political incorrect und denkt sich seinen Teil, wenn man in den Qualitätsmedien seichtes Gesabber liest, damit diese ja nirgendwo anstoßen.

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