freepress

Washington D.C., Ende Mai 2013;
Photo by W. Stock

Ein Abstecher nach Washington D.C. The Capital of the Free World, wie ich so schön lese. Die Hauptstadt der freien Welt. In der Tat, so ist das.

Der mächtigste Mann der Welt sitzt hier in einem Weißen Haus. Der Senat, das Kapitol, das FBI – hier in Washington bewegt sich einiges und hier wird etwas bewegt. Ein gefundenes Fressen für die Nachrichten und die Berichterstattung, will man meinen. Doch weit gefehlt.

Die Presse in der Regierungsstadt der USA gibt ein ziemlich trauriges Bild ab. Dort wo früher an den Straßenecken die Kioske standen, an denen die Washington Post oder die New York Times den Verkäufern aus den Händen gerissen wurden, da stehen heute nur noch die stummen Verkäufer und bieten in ihren Metallboxen Gedrucktes an. Doch – und dies ist ein weiterer Tiefschlag – das allermeiste wird für lau verschleudert. FREE steht riesig auf den Blechkasten und die Zeitungen kann man sich einfach aus der Box nehmen, sie werden verschenkt.

Doch selbst Traditionszeitungen wie die Washington Post oder USA Today werden für einen oder zwei Dollar verschleudert. Die noch wenigen Kioske haben ihr Angebot ausgedünnt und bieten neben ein, zwei Tageszeitungen nur noch wenige Magazine an, den Mainstream halt. Ein trauriges Bild, das die Printmedien in den USA abgeben.

So gibt es nicht nur Free Content im Internet, es gibt ihn auch in der gedruckten Presse. Der freudlose Eindruck wird durch die schlechte Druck- und Papierqualität nur noch verstärkt, auch das Layout scheint so, als lebten wir noch im Jahr 1975.

Es hat fast den Eindruck, als seien die Menschen in Amerika nicht mehr bereit, für Zeitungen und Zeitschriften zahlen zu wollen. Man mag sich nicht durch die vermeintlich positiven Nachrichten der New York Times täuschen lassen, die melden, man verkaufe E-Papers der Tageszeitung en masse. Das ist keine echte Erfolgsmeldung, sondern allenfalls der schlechten vertrieblichen Infrastruktur Amerikas geschuldet. Denn wie will ein Bewohner in den Bergen Idahos an die NYT kommen, wenn nicht digital.

Es ist, wie es ist. Die Prioritäten des Konsumenten haben sich merklich verschoben. Für sein Smartphone gibt der Kunde gerne hundert Dollar im Monat aus, für die Zeitung nichts mehr. Traurig, aber wahr. Und es wird einem angst und bange, wenn man bedenkt, dass amerikanische Trends mit einer Verzögerung von einigen Jahren auch in Deutschland überschwappen.

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