Notizen und Anmerkungen von unterwegs

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Señor Teddy in Acapulco

Teddy Stauffer als Wayne in dem Film 48 Stunden bis Acapulco.

Im Jahr 1982 lebte ich für mehrere Monate im mexikanischen Acapulco, als Acapulco noch das gute herrliche Acapulco gewesen war. Ohne die Drogenkämpfe von heute, die Kriminalität und ohne die Militärs vor den Banken. Und auch der Pazifik leuchtete blau, wie ein Meer nur blau leuchten konnte. Zunächst fand ich Unterkunft in einem Hotel in der Altstadt, später in einem Bungalow an der Quebrada. Und ich wollte Teddy Stauffer kennenlernen, Mister Acapulco, wie er in den internationalen Gazetten tituliert wird, Señor Teddy, so nennen ihn die Einheimischen respektvoll.

Ich schlage das Telefonbuch auf, und sein Name steht da. Stauffer, Teddy 41161, Av. Villa Vera S/N. Stauffer. Villa Vera, so heißt seine luxuriöse Hotelanlage. Nach dem Klingeln meldet er sich persönlich. Kommen Sie morgen doch vorbei, sagt er kurz und freundlich. Ein unkomplizierter Mensch, Acapulco halt. Die Villa Vera war vor 50 Jahren – neben dem Las Brisas – der angesagte Schuppen für Prominente und Superreiche an der mexikanischen Pazifikküste. Frank Sinatra, Elizabeth Taylor, Liza Minnelli, John Wayne übernachteten hier. Das besondere an dem Hotel: Die Suiten verteilten sich wie kleine Villen über eine Anhöhe mit Blick auf das Meer.

In seinem Turmhaus der Villa Vera haben wir uns lange über sein Leben und seine Musik unterhalten. In Murten am Murtensee, zwanzig Autominuten von der Landeshauptstadt Bern entfernt, ist Ernest Henri Stauffer im Jahr 1909 geboren worden. Schon als Schüler hat er mit Freunden eine Jazzband gegründet. Der Rest ist Geschichte. Über 300 Schallplatten haben Teddy Stauffer und seine Original Teddies in den 1930er Jahren aufgenommen. Das ist Rekord in diesen schwierigen Zeiten, der Schweizer Teddy Stauffer wird zum Swing-König von Berlin, vom Publikum gefeiert und bejubelt.

In den Hitlisten stehen sie in dieser freudlosen Zeit immer ganz oben. In Berlin und Leipzig sind Teddy und seine Mannen in jenen Jahren so bekannt wie heute Lady Gaga und Madonna zusammen. Die Band des Teddy Stauffer ist smooth gewesen, swinging und vor allem hotThe hottest Band in Town. Und hot bedeutet in jener Zeit sehr swingend. In Berlin eifern die Teddies ihren Vorbildern aus Übersee nach. Die meisten Song spielen sie nach US-Arrangements, alles klingt sehr amerikanisch. Wir hatten damals den Swing, sagt Teddy Stauffer stolz.

Der Jazz hat den Nazis natürlich nicht gefallen. Doch den Schweizer Stauffer ließ man lange gewähren, zur Olympiade 1936 wollte man ein freundliches Gesicht zeigen und die Welt hinters Licht führen. Wirklich Ahnung von der Musik, die ihnen nicht ins Weltbild passte, hatten die braunen Machthaber nicht. Mit den Jahren wurde der Druck dann doch zu groß. Teddy ging zurück in die Schweiz. Und im Jahr 1941 packte der abenteuerlustige Musiker dann seinen Koffer, fuhr mit einem Atlantikkreuzer über das Meer nach New York, von dort nach Hollywood. Und viele Monate später sollte er dann in Acapulco stranden.

Es wurde für Teddy eine Vertreibung ins Paradies. Der sympathische Schweizer fand schnell im Hotelgewerbe sein Auskommen, zunächst als PR-Manager, später als Teilhaber. Die Karriere als Musiker hatte er in Europa zurückgelassen, die Villa Vera bildete fortan seine neue Heimat. Und Teddy Stauffer sorgte dafür, dass all die Leinwandgrößen aus Hollywood, die Sterne und Sternchen, hinab ins Acapulco Dorado – ins vergoldete Acapulco – pilgerten und froh waren, ohne Schlips und Kragen endlich ins richtige Leben springen zu dürfen.

Und auch Teddy am Pazifik ließ nichts anbrennen. Hedy Lamarr, Rita Hayworth, sein Notizbuch ist voll mit schönen Frauen. Vier Ehen, vier Scheidungen. Für die Ehe ist dieser Mann nicht gemacht. Eher ein typischer Playboy jener Zeit. Jeder älter er wurde, desto jünger die Freundinnen. Aber nun, mit Mitte 70, zeigt sich Teddy als Lebemann, den auch

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Teddy Stauffer: Von Berlin nach Mexiko

Teddy Stauffer auf der Terrasse seines Apartments im mexikanischen Acapulco, im November 1982; Photo by W. Stock

In Acapulco herrscht ewiger Hochsommer. Frühling und Herbst sind am mexikanischen Pazifik unbekannte Phänomene. Winter ohnehin. Um die 16 Kilometer sichelförmige Bucht ziehen sich riesige Hochhäuser und bombastische Hotelanlagen, wie ein fein reguliertes Gebiss ragen sie vor dem Meer in den blauen Himmel. Das Villa Vera ist oberhalb des Stadtzentrums in den Hang gebaut und gilt mit seinem Racquet Club neben dem Las Brisas als das Luxushotel des tropischen Seebades schlechthin.

Das Villa Vera ist Teddy Stauffers Heimat. Unter seinem Apartment in einem Turm befindet sich der geschwungene Swimmingpool, daneben die Plätze des Tenniscourts. Die Aussicht über die am Fuße des Hügels liegende Bucht von Icacos als traumhaft zu beschreiben, wäre eine grobe Untertreibung. Teddy ist in Acapulco ein rühriger Zeitgenosse, neben dem Hotel unterhält er Teddy’s Beach Club an der Playa Condesa, eine maurisch verwinkelte Open-air-Bar mit direktem Zugang zu dem feinen, weißen Sandstrand des Pazifiks.

Der ewige Playboy hat ein paar Falten angesetzt. Einen Herzschrittmacher haben sie ihm gerade in Houston in die Brust eingesetzt. Aber seine Erinnerungen bleiben hellwach. Zwei Stunden erzählt er aus einem 73jährigen Leben. Seine einzige Tochter sei im fernen Italien, klagt er mit Tränen in den Augen. Manches hätte er anders machen sollen, aber im Großen und Ganzen sei sein Leben ein phantastisches Abenteuer.

Seit über vier Jahrzehnten lebt er in Acapulco, nachdem er aus Nazi-Deutschland mit einer Ozeandampfer in die Staaten fuhr. Schon als wir damals als junge Burschen in Berlin ankamen, denn es war ja ein Risiko, irgendwie von zu Hause wegzulaufen und einen neuen Beruf zu ergreifen. Aber damals in Bern hatten wir amerikanische Jazzmusik gehört, meist kleine Bands wie die Jumping Jacks. Das hat uns sehr impressioniert und unsere Gruppe versuchte, das zu kopieren.

In Murten am idyllischen Murtensee, zwanzig Autominuten von der Landeshauptstadt Bern entfernt, ist Ernest Henri Stauffer im Jahre 1909 geboren worden. Als Schüler hat er dann eine Jazzband gegründet. Zu ihrem Markenzeichen bestimmen die jugendlichen Musiker einen Teddy, was als Anspielung auf die berühmten Berner Bären gedacht ist. Es sollte prompt Ernests Rufname werden, ein Leben lang. 

In Berlin herrschen die Nazis und bald wird in Deutschland die Mobilmachung befohlen. Die deutschen Musiker der Teddies werden eingezogen, das Orchester zerbricht. Mit einer aus überwiegend Schweizer Musikern zusammengestellten Band mogelt sich Teddy Stauffer noch durch schwere Tage, bevor er sich 1941 entschließt, in die USA zu gehen. Eddie Brunner übernimmt das Orchester, das aber ohne Teddy Stauffer nicht

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B. Traven, alias Ret Marut, in Schwabing

In der Clemensstrasse in Schwabing findet Ret Marut Unterkunft. Foto: W. Stock, Mai 2021.

Die Clemensstrasse 84, ein viergeschossiges Haus mitten in München, ist die ehemalige Adresse eines Großen der deutschen Literatur. Auf dem dritten Stockwerk, in einer 3-Zimmer-Wohnung, hat der Schriftsteller Ret Marut von 1915 bis 1919 gewohnt und gearbeitet. Dieser rätselhafte Ret Marut, es ist ein Pseudonym, zeichnet in jenen Jahren als Verleger und Hauptautor einer sozial-radikalen Zeitschrift mit dem Titel Der Ziegelbrenner. Von Düsseldorf kommend hat sich Ret Marut, von Beruf Schauspieler und Autor, in der Clemensstrasse eingemietet.

Die Polizeidirektion München verfasst mit Datum 19. 11. 1917 ein Dossier über die suspekte Person: Marut, Ret, geb. 25. Februar 1882 in San Franzisko, amerikanischer Staatsangehöriger, Schauspieler, Schriftsteller, ist seit 3. 7. 1917 hier im Aufenthalt und z. Zt. Clemensstrasse 84/3, in Wohnung gemeldet. Was die Polizei allerdings nicht weiß: Der Name ist falsch, die Nationalität ebenfalls, der Geburtsort ist frei erfunden. So gut wie alle Angaben, die Ret Marut den Behörden mitteilt, sind geschwindelt und gelogen.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Clemens84-681x1024.jpg

Clemensstrasse 84 in München-Schwabing. Foto: W. Stock, Mai 2021.

An Ret Marut erinnert heute eine Gedenktafel am Wohnhaus in der Clemensstraße 84 in Schwabing. Seine Stieftochter Malú Montes de Oca Luján ist im Mai 2019 eigens zur Enthüllung aus Mexiko nach Deutschland gekommen, tatkräftig unterstützt von der Internationalen B. Traven Gesellschaft. Es ist vor allem das Verdienst der beiden Stieftöchter und deren Ehemänner, die in Vorträgen und auf Internet-Portalen das Andenken an den Schriftsteller wach halten. 

In der Parallelstrasse, der Herzogstrasse mit der Hausnummer 45, wohnt in jenen Jahren Irene Mermet, Maruts Lebensgefährtin und zugleich seine Verlegerin. Das Haus gibt es nicht mehr, es wurde schon vor Jahrzehnten abgerissen. Als Tochter eines Kölner Kohlehändlers besitzt Irene Mermet finanzielle Mittel, mit deren Hilfe sie die Publikationen ihres Freundes unterstützt. 

Nach Kriegsende und Proklamation der Münchner Räterepublik am 7. April 1919 arbeitet Ret Marut als

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Die Villa Vera – Paradise lost

Ein alter Hotelschlüssel fällt mir in diesen Tagen in die Hände. Hotel Villa Vera steht darauf, Suite 14. Weiter unten wird verraten, wo sich das Hotel befindet. Acapulco liest man in groß geschwungener Schrift.

Die Villa Vera war vor 50 Jahren – neben dem Las Brisas – die angesagte Hotelanlage in Acapulco. Frank Sinatra, Elizabeth Taylor, Liza Minnelli, John Wayne übernachteten hier. Das besondere am Hotel: Die Suiten verteilten sich wie kleine Villen über die ausgedehnte Anlage, viele der Cabanas besaßen einen eigenen kleinen Swimmingpool.

Im Norden der Anlage fand man einige wunderbar gepflegte Tennisplätze, auch das war damals eher unüblich. Teddy Stauffer’s Raquet Club findet sich als Hinweis auf dem Schlüsselanhänger. Dieser Teddy Stauffer war ein Schweizer Swingmusiker, im Deutschland der 1930er Jahre mit seiner Band Teddies die Nummer 1, vom Publikum gefeiert und von den braunen Machthabern gegängelt. Wegen all den  Nazi- und Kriegswirren landete der hochaufgeschossene Schweizer schließlich im mexikanischen Acapulco.

Der sympathische Teddy fand dort im Hotelgewerbe – zunächst als PR-Mann, später als Teilhaber – sein Auskommen und die Villa Vera war fortan seine neue Heimat. Dort

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Ted Stauffer heiratet Hollywood

Los Angeles, im Juni 1951

Im Jahr 1951 gerät Teddy Stauffer in die Schlagzeilen der Klatschpresse. Und zwar in die Spalten der amerikanischen Klatschpresse, die noch etwas frecher ist als die europäische.

Denn der hochgewachsene Stauffer, der in den USA meist Ted Stauffer genannt wird, heiratet eine bekannte Hollywood-Schönheit. Teddy lebt in Acapulco, ist Manager von Hotels und Night-Clubs, manche nennen ihn einen Playboy.

Sein erstes Leben als Swingmusiker und Orchester-Chef hat er abgelegt wie einen muffigen Mantel, der liebe Gott hat ihn aus dem dunklen, braunen Berlin hierher ins sonnige, blaue Acapulco an Mexikos Pazifikküste gelenkt. Und nun Hollywood. Heirat. Der Name der Filmschönheit: Hedy Lamarr. Für Teddy ist es die zweite Ehe, für Hedy die vierte.

Hedy Lamarr, die mit richtigem Namen Hedwig Eva Maria Kiesler heißt, in Österreich geboren ist, hat es dann als Schauspielerin in Hollywood zu passablem Erfolg gebracht. All ihre Filme sind heute weitgehend vergessen. Aber sie bleibt in Erinnerung, weil sie sich – man zählte das Jahr 1933 – als erste Schauspielerin in einem Film ganz und gar pudelnackig zeigte. Der Film trägt den hübschen Titel Extase.

Doch Hedy ist weit mehr als ein Pin up-Girl. Die Wienerin denkt

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Coco loco in Acapulco

München, im Juli 2013 Photo by J. Stock

München, im Juli 2013
Photo by J. Stock

In diesen Tagen kommt, wie die Werbung verheißt, Acapulco zu uns. Noch besser wäre allerdings, wenn wir zu Acapulco kämen. So ist es bei mir geschehen, in den frühen 80ern habe ich lange Zeit dort am mexikanischen Pazifik gelebt. Es ist wirklich schlimm in Acapulco, denn man wird dort schnell ein anderer Mensch.

Going loco down in Acapulco, so sollten die Four Tops singen, man wird verrückt in Acapulco, wird in der Hitze des Tages ganz narrisch und in der Schwüle der Nacht erst recht. Man zweifelt an seinen Sinnen oder, vielleicht umgekehrt, man kommt erst hier so richtig zu Sinnen. Your search for paradise will come to an end, when you realize what a fool you’ve been.

Meine erste Busfahrt von Mexico City nach Acapulco dauert sieben Stunden. Die müden Busse der Flecha Roja scheppern über die Hügel und rollen die Ausläufer der südlichen Sierra Madre hinab, die meisten Insassen stumm und starr in die Sitze gekauert. Doch mit jedem Kilometer, um den sich die Menschen dem Meer nähern, scheinen sich ihre Gesichter aufzuhellen, gewinnen ihre Mienen ein Stück Leichtigkeit zurück, und all der Schwermut dieses Stadtmonsters Mexico City rinnt den Körper hinab, wie bitterer Schweiß in einem finnischen Saunabad. Keine Frage, die Macht sitzt in Mexico City, das Geld wohnt in Cuernavaca. Müßiggang aber hockt in Acapulcos Cafe Caballero und nippt an einem Coco Loco.

Am Pazifik herrscht ewiger Sommer. Frühling und Herbst sind unbekannte Phänomene. Winter ohnehin. Um die 16 Kilometer lange, sichelförmige Bucht sind die bombastischen Luxushotels von Hyatt bis Hilton aufgestellt, riesige Hochhäuser, die wie ein fein reguliertes Gebiss in den blauen Himmel ragen. Entlang der Costera fallen vor allen von November bis Februar die Gringos aller Nationen ein, froh einmal Anzug, Krawatte und den blasierten Alltag hinter sich zu lassen, um hier am Pazifik in Shorts zu schlüpfen, sich ein einfaches T-Shirt überzuziehen und den feinkörnigen, weißen Sand des Strandes an den nackten Füßen zu spüren.

Am nördlichen Ende der Bucht beginnt

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Ein Tag im Paradies

AcaBlog1082

Acapulco 1992; Photo by W. Stock

„Ich war nie ein Kind von Traurigkeit. Ich habe geschrieben, ich habe gemalt, ich habe gelebt. Und wenn eine hübsche Frau meinen Weg gekreuzt hat, dann habe ich geliebt.

Wenn manche Leute nun meinen, dies sei das Leben eines Playboys, nun ja, dann bin ich halt ein Playboy.

Ich wache hier auf, erblicke über den sanft wehenden Palmbäumen die azurblaue Bucht von Acapulco und sage jeden Morgen dann zu mir: Verdammt nochmal, heute ist

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A chat with Teddy Stauffer about… Swiss Jazz

Im November 1982 war ich zu Gast bei Teddy Stauffer in Acapulco. In seinem Turmhaus der Villa Vera haben wir uns lange über sein Leben und seine Musik unterhalten.

In dem bei jenem Treffen aufgenommenen Tondokument spricht der nach Mexiko emigrierte Schweizer Musiker über seinen Jazz:

StaufferMöniStomp

Ich kann heute spielen für amerikanische Jazzmusiker eine Platte, die wir haben, die müssen Sie hören. Die ist jetzt raus gekommen auf einer „Elite“-Langspielplatte.

Da heißt eine Nummer, die hat mein Pianist Buddy Bertinat, der ist ja gestorben, ein Pianist und Arrangeur, der hat das geschrieben. Das heißt „Möni Stomp“. Möni. (Monika). Möni war seine Geliebte. Da hat er „Möni Stomp“ gemacht.

Wenn Sie das heute spielen auf einer guten Anlage, da fällt ein amerikanischer Musiker um, da fallen amerikanische Musiker um. Solch ein Sax-Quartett hat es nie gegeben und gibt es nie mehr wieder! Vier Saxophone. Da war der Höllerhagen und der Eddie Brunner dabei.

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Die Sutter-Brüder wollen sich an Teddy Stauffer rächen

Acapulco, im Frühjahr 1983; Photo by W. Stock

Anfang der 80er Jahre verbringe ich einige Zeit im mexikanischen Acapulco. Die ersten Monate wohne ich im Hotel Sacramento in der Calle Emiliano Carranza. Das ist ein schlichtes, vierstöckiges Hotel nahe des Hauptplatzes Zócalo.

Als ich dann Teddy Stauffer Ende 1982 in seinem Haus hoch über der Buch von Acapulco besuche, erfahre ich von dem Schweizer Musiker und Schauspieler folgende hübsche Geschichte.

Im März 1948, Teddy arbeitete als Direktor des Casablanca Hotels, kam ein Individuum ins Beachcomber, in die Hotelbar, kräftig mit Tequila abgefüllt, und fing an zu pöbeln. Die Schnapsnase war der vierschrötige Alfonso Sutter, genannt El Mocho, ein einfacher Fischer aus Acapulco.

Der stämmige El Mocho randalierte wie von Sinnen, er ließ Flaschen und Gläser zu Bruch gehen und stieß wüste Beleidigungen aus. Teddy versuchte ihn zu beruhigen, ohne Erfolg. Schließlich sprach Hotelmanager Teddy Stauffer ein Hausverbot aus.

Trotz dieses Verbots kam Alfonso Sutter am nächsten Sonntag in die Hotellobby – in Begleitung eines gedungenen Pistolero. In seiner Mannesehre schwer gekränkt, hatte der dicke Sutter ein Kopfgeld auf Teddy ausgesetzt.

Zunächst gab es

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Teddy Stauffer erklärt den Swing

Teddy Stauffer im mexikanischen Acapulco, November 1982; Photo by W. Stock

Verächtlich wurden sie in den Nazi-Jahren Swingheinis genannt, um zu zeigen, dass sich hier nicht das Gute, Schöne und Wahre der deutschen Kultur manifestiere. Und der beste Swingheini in Deutschland ist der Schweizer Teddy Stauffer gewesen. Über 300 Schallplatten haben Teddy Stauffer und seine Original Teddies in den 1930er Jahren aufgenommen. Das ist Rekord.

In den Hitlisten stehen sie in dieser freudlosen Zeit immer ganz oben. In Berlin und Leipzig sind Teddy und seine Mannen in jenen Jahren so bekannt wie heute Lady Gaga und Madonna zusammen. Die Stauffer Band ist smooth gewesen, swinging und vor allem hot. The hottest Band in Town. Und hot bedeutet in jener Zeit sehr amerikanisch. Als ich Teddy Stauffer im November 1982 zuhause in Acapulco besuche, unterhalten wir uns auch über die Swing-Musik in der Weimarer Republik.

Als Quartett – Willi Mussi, Walo Linder, Pole Guggisberg und Ernest Stauffer – verlassen die Jungjazzer 1929 ihre heimatliche Berner Provinz in Richtung Berlin. Vier übergeschnappte Jungs auf der Suche nach dem Abenteuer. „Wir waren damals drei Schlagzeuger und ein Pianist, als wir in Berlin ankamen“, sagt Teddy Stauffer und lacht über sein braungegerbtes, faltiges Gesicht. Nach und nach bauen sie die Band bis zum Orchester aus. 

Als Bandleader zelebriert Teddy Stauffer den großen Auftritt, er gefällt sich in der Rolle

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