Es kommt, wie es kommt. Das kölsche Grundgesetz: Sixt-Werbung am Flughafen Köln-Bonn, gefunden im November 2010; Photo by W. Stock

Nicht nur das Bier des Kölners heißt Kölsch nein, als kölsch kann man auch die Lebensphilosophie des Rheinländers bezeichnen. Denn der Kölner wird durch den Rhein geprägt.

Seit Jahrhunderten fließt der Fluß träge in seinem Bett vor sich hin. Wohl auch deshalb ist der Kölner Fatalist. Et kütt wie et kütt. Es kommt, wie es denn nun mal kommt. Dem Schicksal wird nicht groß nach getrauert. Wat fott is, is fott. Was weg ist, ist weg. Klar, so schnell bringt den Kölner nichts aus der Ruhe. Hauptsache, das Kölsch schmeckt.

Einmal im Jahr steigt der Rhein frech über die Ufer. Genauso ist der Kölner. Im Karneval zeigt der Kölner sein anderes Gesicht. Manche sagen, sein wahres Gesicht. Jedenfalls hilft auch hier das Kölsch ein wenig nach.

Der Kölner gibt sich großzügig und tolerant. Jede Jeck is anders. Das sind gleich zwei Botschaften in einem: Das Leben erschließt sich als ziemliche Narretei. Und jeder Narr ist anders. Oder: Jeder kann machen, was er will. Ein bisschen ist er halt Anarchist, der Kölner, aber nur ein bißchen.

Der Kölner hat eine Menge Humor. Sein Humor macht an der Gürtellinie selten halt. Müsste der Kölner sich eine Puppenfigur im Hänneschen-Theater aussuchen, dann ist er ein Tünnes und weniger der Schäl. Also, arglos und gutmütig, so sieht er sich, jedenfalls niemals boshaft oder durchtrieben.

Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, weg damit.  Photo by W. Stock

Das Extreme ist ihm zuwider. Der Kölner steht politisch in der Mitte. In der kölschen Mitte. Die ist etwas weiter links als die, sagen wir, bayerische Mitte. Der Kölner macht kräftig auf fortschrittlich, ist aber im Grunde seines Herzens konservativ und will in Ruhe sein Kölsch trinken. Vielleicht ist er aber auch nur zu faul, in die Zukunft zu denken. Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet. Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, weg damit. Das gilt für alles Neue, außer Kölsch.

Doch mit der Obrigkeit tut man sich schwer. Nicht nur mit der weltlichen. Der Kölner ist katholisch, zumindest, was er für katholisch hält. Auf den Kölner Dom ist er stolz, geht aber selten rein. Auf seinen Fußballklub 1. FC Köln schimpft er wie ein Rohrspatz, geht aber regelmäßig hin. Der Kölner mag seine erfolglosen Kicker, er ist also leiden gewöhnt.

Der Kölner legt keinen großen Wert auf Äußerlichkeiten. Er will Gemüt. Meist gibt sich der Kölner genügsam, etwas verschlampert, immer gemütlich und will im Grunde nur seine Ruhe haben. Wenn der Kölner zufrieden ist mit sich, dann sagt er zu seiner Stadt Kölle oder ein wenig vornehmer Colonia.

Der Rheinländer hat das Herz auf dem richtigen Fleck. Er mag die Wärme und die emotionale Bande. Zu den seinen und zu seinen Mitmenschen. Der Kölner bleibt immer Kölner, egal, wo er auf der Welt auch lebt. Ob in Amerika, Australien oder auf Mallorca. Ein Pferd, das man in den Kuhstall stellt, bleibt ein Pferd. Ja, der Kölner ist stolz auf seine Heimat.

Nun, ab und an gibt ein Problem. Das mag der Kölner überhaupt nicht. Deshalb wird dann erst mal ein Kölsch getrunken. Ein erster spontaner Versuch, das Problem zu ertränken. Wenn das nicht funktioniert, versuchen wir es am nächsten Tag noch einmal. Der Rheinländer ist gemütlich und wenn er zu gemütlich ist, dann wird er schnell selbstgenügsam.

Der Kölner spricht einen wunderbaren Dialekt. Eigentlich spricht er ihn nicht, sondern er singt ihn. Dieser rheinische Singsang ist eine volkstümliche Lyrik, die der deutschen Sprache ein wenig die Härte nimmt. Übrigens hält der Kölner einen sprachlichen Weltrekord: Das Deutsch des Kölners kennt drei verschiedene Arten ein G in nur einem Wort auszusprechen. Fluchzeuschträjer.

Der Kölner ist laut, nicht wenn er streitet, sondern, wenn er Spass hat. Wenn er streitet, ist der Kölner leise. Der Kölner mag Harmonie und er mag das Leben. Der Kölner isst gerne, aber noch lieber trinkt er. Das Bier darf seinen Namen tragen. Wo gibt es so etwas sonst auf der Welt?

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