Onchan/Isle of Man, am 9. April 1988

Bisweilen, vor allem bei richtigem Timing, reicht zum Ruhme ein einziger Satz. So geschehen bei Cyril Northcote Parkinson. Nur ein kurzer spöttischer Satz hat diesen Mann mit einem Schlag weltberühmt gemacht. Work expands so as to fill the time available for its completion. Im deutschen Sinne: Arbeit wird so in die Länge gezogen, wie Zeit für sie zur Verfügung steht.

So lautet Parkinsons Gesetz. Mit diesem Satz, verpackt in ein hübsches Buch, hat der Brite Cyril Northcote Parkinson, in Ost und West, in Süd und Nord, ziemlichen Weltruhm erlangt. In Parkinsons Gesetz und andere Studien über die Verwaltung beschrieb der englische Historiker, was er bei der britischen Kolonialbürokratie in Asien beobachtet hatte. An Hand von Beispielen weist der C. N. Parkinson nach, warum Verwaltungen wachsen, obwohl die Arbeit gleich bleibt oder sogar abnimmt.

Damit wird Parkinson, der in Singapur und Kuala Lumpur als Hochschullehrer lehrte, einer der populären Kritiker von westlicher Bürokratie und sozialistischer Misswirtschaft. Das war Ende der 50er Jahre ein großes Thema und Professor Parkinson spielte weltweit den Bürokratenschreck. Ich besuche den Historiker in seinem Haus auf der Isle of Man.

Onchan ist ein kleines Dorf fünfzehn Autominuten von der Hauptstadt Douglas entfernt. Hier auf der Isle of Man, in der kargen Landschaft des Irischen Meeres, wo mehr Schafe als Menschen leben, spürt man wenig von der Hektik und dem Radau der Metropole London, die nur eine Flugstunde entfernt liegt. Man hat viel Zeit, viel Muße – und dass die Isle of Man ein Steuerparadies ist, mag für die Tantiemen des Bestseller-Autors als angenehmer Nebeneffekt gelten.

Professor Parkinson ist ein freundlicher älterer Herr von 78 Jahren mit einem trockenen englischen Humor, der ihn jung hält und auf Abstand zu den Dingen. Mit seiner Frau Ingrid lebt er in einem flachen Bungalow unweit der Klippen. In der Bibliothek, inmitten unzähliger Bücher, wird dem Gast Tee serviert.

Wie er auf seine listigen Formulierungen komme, frage ich den Autor von über 60 Büchern. Ich pflege einen paradoxen Schreibstil. Wenn ich etwas schreibe, dann am liebsten das, was die Leute von mir nicht erwarten. “Das Dumme bei der Eile ist, dass man so lange braucht.” Das nenne ich eine spitze Feder.

Als Historiker vermag er die Entwicklung in ihrer geschichtlichen Perspektive zu ergründen. Bei der Navy beispielsweise, sieht er eine paradoxe Entwicklung: immer weniger Fregatten, aber immer mehr Kapitäne. Oder: Geben sie einer Baufirma 8 Monate für den Bau einer Brücke oder 6 Monate. Die Firma, darauf wettet er, wird jeweils genau am letzten Tag mit der Arbeit fertig werden.

Parkinsons Gesetz hat er totgeritten. Pakinsons neues Gesetz oder Mrs. Parkinsons Gesetz, so ging das, über ein gutes Jahrzehnt. Vielleicht hätte er – scharfzüngig wie er war – daraus auch ein Gesetz gemacht: Ein Thema wird solange durch den Fleischwolf gedreht, wie sich Geld damit verdienen lässt. Wie auch immer, Parkinsons Gesetz, ist heute sprachliches Allgemeingut, es ist – leider, leider – noch immer aktuell.

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