Als Musiker kennt ihn jeder. Ein Zeus der Trompete. Der Jahrhundert-Jazzer. Mr. Cool himself.
Doch es gibt noch eine andere Facette im bunten Leben des Miles Davis. In den Krisen der späten Jahre sucht der Trompeter Zuflucht und Trost in der Malerei. Musikalisch war Miles im Herbst seiner Schaffenskraft angelangt.
Er macht ihm Mühe, die Trompete zu spielen. Die Hüfte, die Galle, der Magen, ein Schlaganfall. Und überhaupt. Aber da muss was raus aus ihm.
Seine brach liegende Kreativität überträgt Miles nun auf die Malerei. Vielleicht will er mit dem Malen auch den Drogen entgehen, die ihn zu oft im Griff halten. Die Malerei jedenfalls soll ihn ablenken von Last und Laster.
Als Musiker ist er bestens gebildet, gilt als ein Perfektionist, doch als Maler, da bleibt er Autodidakt. Zunächst malt er skizzenhafte kleine Strichzeichnungen, Musiker, einen Don Quixote, einen Ritter, Josephine Baker. The Kiss, zwei Menschen, die sich küssen und im Herzen vereint sind. Oft malt er sich selbst, leicht verfremdet, aber für Liebhaber seiner Musik immer gut zu erkennen.
Erst später experimentiert er mit kräftigen Farben. Jetzt entspricht die Farbe seiner Bilder dem Ton seiner Trompete: surreale, fragile Striche, unerwartete, schrille Farben, expressionistische Köpfe und Torsi. Nun outet er sich endlich auch als Maler. Seine Bilder signiert er stets mit Miles! – mit Ausrufung.
Manche seiner Bilder finden sich jetzt auf und in Plattencovern wieder. Bei seinen besten Bildern merkt man deutlich den Einfluss der afrikanischen Malerei. Roots betitelt er ein Bild und es zeigt schwarz – pechschwarz – auch seine musikalischen Wurzeln.
Fünf bis sechs Stunden täglich malt Miles, auf seinen Tourneen verlangt er im Hotelzimmer Staffelei, Farben und Pinsel. Ich habe Miles Davis selbst drei- oder viermal gesehen. Auf Konzerten in übervollen Zelten oder auch ganz nahe auf einer Pressekonferenz. Dort hat er gelangweilt die Fragen der Journalisten beantwortet. Vor ihm liegt ein Skizzenblock, in den er mit einem Stift wirr hinein pinselt.
Ein scheuer, sensibler und geheimnisvoller Musiker und Maler, ein Mensch mit ruhigen und irgendwie doch rastlosen Zügen. Im Jazz ein Genie, als Maler war er Miles.
Klaus Werner
Hi,
in Klagenfurt ist bis zum 23. Oktober 2011 eine kleine Auswahl zu sehen.
http://www.kulturraum-klagenfurt.at/default.aspx?SIid=220&LAid=1&ARid=23602
K. Werner
H. Heiss
Wo gibt es ein Museum oder eine Galerie um die Bilder zu schauen?