Cusco – Plaza de Armas; Grafik by Amaya A./Pintor Peruano

Cusco, im Januar 1986

Es kann kalt werden in Cusco. Selbst in den Sommermonaten von November bis März erreichen die Temperatur nicht mehr als 15 oder 16 Grad. Und die Nächte im Andengebirge können bitterkalt werden. Ein eisiges, dürres Klima.

Denn die alte Hauptstadt der Inkas, liegt hoch. So hoch, dass sich der Europäer an die dünne Luft erst langsam gewöhnen muss. Der Coca-Tee hilft ein wenig gegen den Kopfschmerz und das Fiebergefühl in über 3.400 Metern Höhenluft.

Wer mit dem Frühzug ins nahe Machu Picchu rauf will, der muss eine Pferdenatur mitbringen. In den Eisenbahnabteilen laufen ambulante Händler mit Sauerstoffflaschen auf und ab, um den notleidenden Bleichgesichtern eine oxygene Notration zu verpassen.

Die Altstadt von Cusco hat sich tapfer ihren kolonialen Charme bewahrt. Dicke Kopfsteinpflaster, enge Gassen und alte Bauten prägen das Bild. In der Calle Hatunrumiyoc kann die Mauer des alten Inka-Palastes bestaunt werden. Riesige Steine, manche mit zehn und mehr Ecken, wurden fugenlos ineinander verblockt. Ein architektonisches Rätsel, wie die ganze verborgene Inka-Stadt Machu Picchu, die nach diesem Prinzip gebaut wurde, weil die Inka weder Mörtel noch das Rad zum Transport der Steine kannten.

Wir wohnen in einer großzügigen Hotelanlage im Zentrum, die früher wohl ein Kloster gewesen sein muss. Geräumige Zimmer, die sich um einen rechteckigen Patio mit grünen Pflanzen und Bäumen gruppieren. Von unserem Klosterhotel aus, mitten im Herzen der Stadt, lässt sich Cusco wunderbar erkunden.

Wenn man eine der zahlreichen Picanterías und Chicherías betritt, so meint man, in diesen einfachen Restaurants und Bars sei die Uhr um 50 oder gar 100 Jahre zurück gedreht. Man merkt nichts von jenen Errungenschaften der modernen Zivilisation, und wenn doch, dann brummt der Kühlschrank, knattert die Heizung und wackelt das Licht, als sei all dies eben erst erfunden worden. Die Gerichte in Cusco sind karge Hochland-Mahlzeiten, deftige Eintöpfe, Kartoffel-Gerichte mit scharfen Saucen. Sensible Gemüter sollten Cuy, das kross gegrillte Meerschweinchen, oder das Alpaca-Fleisch vielleicht meiden.

Die schönste Gegend von Cusco befindet sich rund um den Hauptplatz. La Plaza de Armas. Was im Spanischen martialisch Waffenplatz bedeutet, obwohl dort meist eine hübsche Kirche zu finden ist. Und auf Cuscos Waffenplatz steht die Jesuitenkirche La Compañía de Jesús, die der Besucher ob seiner Schönheit und Erhabenheit über die Kathedrale von Cusco stellen will.

Auf der Plaza de Armas spielt sich auch das alltägliche Leben ab. Die Schuhputzer putzen Schuhe, die Musiker musizieren und auch die Bettler gehen ihrem Tagewerk nach. Die fliegenden Händler bieten allerlei an, von Alpaca-Decken über Essbesteck bis hin zum chinesischen Wunderwässerchen gegen Rückenschmerzen und Impotenz. Es scheint, als sei hier, im Herzen des inkaischen Perus, die Zeit stehen geblieben.

In Cusco hat sich eine feine traditionelle Volkskunst entwickelt. Pittoreske Werbereien auf Tüchern, Wandteppiche mit indigenen Motiven und eine ländliche Bauernmalerei, die gediegene Motive festhält. Wir kaufen beim peruanischen Maler Amaya ein farbenfrohes Motiv der Plaza de Armas. Etwas zu dunkel gehalten, aber doch die Lebensfreude und die Würde der Bewohner mit ihrer reichen Tradition und Kultur festhaltend.

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