Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Jason Robards – der gefallene Fitzcarraldo

Claudia Cardinale und Jason Robards am ersten Drehtag von Fitzcarraldo in Iquitos; Photo by R. Pinedo/Collection W. Stock

Iquitos, den 5. Januar 1981

Der große Hollywood-Akteur Jason Robards spielt einen wunderbaren Fitzcarraldo. Heute beginnen in Peru die Dreharbeiten zu Werner Herzogs Dschungelepos Fitzcarraldo. Nur, dieser Robards-Fitzcarraldo wird es nie bis in die Kinos bringen.

Das weiß in diesen Januartagen des Jahres 1981 keiner in Iquitos, manch einer mag es mit viel Phantasie vielleicht erahnen. Denn irgendein Unheil liegt über diesen Dreharbeiten. Die grelle Sonne brennt hart auf die Filmcrew nieder, das Thermometer schlägt bei 42 Grad aus. Im Schatten.

Irgendwie scheint all dies ein großer Irrtum. Da treffen sich zwei Große der Filmgeschichte, hier mitten im Amazonasurwald, aber irgendwie passt alles nicht recht zusammen. Jason Robards, damals 58 Jahre alt, hatte in großartigen Hollywood-Filmen wie Julia oder All the President’s Men mitgespielt, er war das Charaktergesicht eines klugen, amerikanischen Films.

Robards ist ein überaus erfahrener Mime auf Leinwand und Bühne, einer, der schon einiges erlebt hat. Aber dieses Filmprojekt mit Werner Herzog, dem Naturburschen des neuen deutschen Films, will einfach nicht gelingen.

In seinem hellgrauen Leinenanzug und dem weißen Panama-Hut gibt Jason Robards einen prächtigen Fitzcarraldo ab, aber das Klima hier im tiefen Regenwald Perus ist ihm zu heiß, zu schwül. Und überhaupt. Wenn die Kamera abgeschaltet ist, wirkt Robards ausgelaugt, er schwitzt und sieht abgekämpft aus, man merkt, all dies ist ihm zu viel.

Vielleicht wußte der Feingeist aus dem Norden nicht, auf was er sich da einlässt. Jedenfalls scheint er noch nicht im Urwald Perus – und auch nicht bei diesem Filmprojekt – angekommen zu sein. Jeden Morgen verlangt er als Frühstückslektüre die New York Times. Und eines Abends kriegt er einen veritablen Tobsuchtsanfall und schimpft auf alle Welt. Auf Herzog, die Filmleute, auf Peru und insbesondere auf Nancy Reagan, die Frau des US-Präsidenten. All dies erscheint irgendwie deplatziert hier inmitten der sengenden Hitze des Regenwaldes.

Sechs Wochen nach Drehbeginn erkrankt Jason Robards an Amöbenruhr und lässt sich mit dem nächsten Flugzeug in die USA ausfliegen. Sie hören von meinem Rechtsanwalt, ruft er dem verdutzten Herzog nach, der mit halbgedrehtem Film im Dschungel Perus stehen bleibt.

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  1. Götz Simon

    Unglaubliche Geschichte. Das wusste ich alles nicht.

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