Dieser Ernest Hemingway hat Spuren hinterlassen. Ohne Zweifel literarische Spuren, er hat aber auch Spuren hinterlassen in den zahlreichen Städten und Orten, die er besucht hat.
Museen sind für ihn eingerichtet worden, Stiftungen wurden gegründet, Zeitschriften mit seinem Namen werden verlegt, Kofferkollektionen, Schuhe und Füllfederhalter wurden nach ihm benannt, ein Hemingway-look-alike-Contest ist jedes Jahr in Florida ein Schenkelklopfer, Strassen tragen seinen Namen. Auch Schulen, Hotels, Angelwettbewerbe, Yachthäfen heißen so wie er. Bars und Kneipen sowieso.
Und Ernest Hemingway hielt sich mit Vorliebe dort auf, wo es etwas zu erleben gab: an der Frontlinie des Ersten Weltkriegs, im Spanischen Bürgerkrieg, im Paris, als die deutschen Besatzer verjagt wurden, in den Steppen Afrikas, bei Castros kubanischer Revolution.
Hemingway ging raus, dort hin, wo sich das Leben zutrug. Als Autor war er das schiere Gegenteil eines Schreibtischtäters. Du kannst eine Sache nicht richtig begreifen, wenn du sie nicht mit eigenen Augen gesehen hast, meinte er – und er musste die Welt mit eigenen Augen sehen.
Es gibt wohl keinen anderen Schriftsteller weltweit, der sich so ins öffentliche Bewußtsein hineingebohrt hat wie er. Einfache Leute, die sonst nie ein Buch in die Hand nehmen, haben seine Geschichten gelesen, weil sie sich darin wiederfinden. Es lässt sich wohl weit und breit kein Schriftsteller aufspüren, der sich so einprägsam in den Hirnen und Herzen der Menschen verewigt hat wie dieser bärtige Ernest Hemingway aus Oak Park, Illinois.
Oder Hand auf Herz: Ist ein Thomas Mann-Ähnlichkeits-Wettbewerb in Lübeck vorstellbar? Lächerlich! Ein Angelwettbewerb, der sich nach Goethe nennt? Ein schlechter Witz! Eine Kneipe, die man Annette von Droste-Hülshoff tauft? Hirnverbrannt! Nein, nein, all dies ist unvorstellbar, selbst bei lebhaftester Phantasie nicht von dieser Welt. Doch bei Hemingway ist alles möglich: kurioses, rummeliges, seriöses, literarisches.
Manchmal wird die Verehrung des Autors leicht übertrieben, mag sein, nach dem Kneipenmotto: Auf diese Treppenstufen hat Ernest Hemingway am 7. Juli 1934 gekotzt. Doch dann schlägt das Pendel ein wenig zurück. So ist mir auch schon einmal in einem Bistro das Schild Hier war Hemingway nie gewesen zu Augen gekommen.
Wie dem auch sei, Ernest Hemingway bleibt im Gespräch. Nicht schlecht für einen Mann, der seit fast 50 Jahren tot ist. Denn all das wird getragen von der Zuneigung der Menschen zu diesem amerikanischen Schriftsteller, der wie kein zweiter die Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts zu Papier brachte. Und der als Autor mitten im Leben stand.
Bitte besuchen Sie zum Thema Ernest Hemingway mein neues Blog Hemingways Welt.