Wenn man sich die Programme der sommerlichen Jazz Festivals von Montreux über Nizza bis Los Angeles anschaut, dann kommen einem schnell die Tränen. Und auch wenn man in die Programmhefte der in Ehren ergrauten Jazzclubs blickt, dann überfällt den Jazzfan das Grausen.
Die Clubs leeren sich, das Programm dünnt sich aus. Und dann machen irgendwann die Klubs ihre Türen dicht. Dann ist kein Jazz mehr, weil die Jazzer fehlen. Dem Jazz – Musikanten wie Publikum – fehlt ganz einfach der Nachwuchs. Ist der Jazz ein Generationen-Projekt, das in diesen Jahren zu enden droht?
Was in unserer Zeit unter dem Label Jazz läuft, entpuppt sich meist als Etikettenschwindel. Da hört man vielleicht ein bisschen Fusion, Rockjazz oder Weltmusik. Und wenn es dann doch richtiger Jazz ist, dann spielt die Epigone der Jazz-Epigone. Aber das sind noch die guten Fälle.
Oft hören wir bloss musikalische Hochstapelei oder Heiratsschwindel, der sich dann ganz frech Jazz nennt. Man erkennt die Roßtäuscher ganz schnell, denn die neue Musik zeichnet eine stilistische Beliebigkeit aus, es fehlt dieser neuen Musik an Substanz, an Vorbildern und an Tradition, aus der sie schöpfen könnte. Und, möchte man anfügen, es fehlt ganz einfach an Wettbewerb. An Wettbewerb, an dem sich die neue Musik messen lassen kann.
Kein Wunder, wenn das Publikum nicht nachwächst, sondern nur älter wird. Wenn Jazzmusiker nicht nachrücken, sondern aussterben. Und vielleicht ist diese prächtige Musik ja auch nur eine Musik, die nicht älter als 80 Jahre werden durfte.
Das sind die Tatsachen, so sehen die Fakten aus. Und leider müssen wir uns dieser Wirklichkeit stellen, so schmerzlich sie auch sein mag. Es ist traurig. Chet Baker ist tot. Charlie Parker ist tot. Miles Davis ist tot. Stan Getz ist tot. Und dann, liebe Leute, ist ja wohl auch der Jazz tot!