Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Endlich Schnee!

Ein Mariachi in Arosa, Graubünden, in der Schweiz. Photo by W. Stock

Über Nacht ist der erste Schnee gefallen. Am Wochenende werden die Skier aus dem Keller geholt, gewachst und für die weiße Pracht fertig gemacht. Die Saison kann beginnen.

Am liebsten fahre innerhalb der Woche, wenn keine Ferienzeit ist und die Pisten fast leer sind. Um 9 Uhr 30 stehe auf dem Berg und um 16 Uhr fahre ich wieder ins Tal.

Mein Lieblingsrevier ist GAP, Garmisch in Bayern, der Hausberg, das Kreuzeck, Alpspitz und besonders Osterfelderkopf. Und die Kandahar. Die Kandahar-Strecke ist eine pfeilschnelle Worldcup-Abfahrt hoch herunter vom engen Kreuzjoch.

GAP. Das Schneeparadies in der Doppelstadt Garmisch und Partenkirchen. Das idyllische GAP ist im März Austragungsort der Weltmeisterschaft 2011 in der alpinen Abfahrt und Kandidat für die Winterolympiade 2018.

Aus diesem Grund hat man vor kurzem die Traditionsstrecke Kandahar runderneuert. Jetzt geht es nicht mehr mit dem alten klapprigen Zweiersitzer auf das Kreuzjoch, sondern mit dem modernen Kandahar-Express zum Gipfel. Die Kandahar ist noch schneller und noch härter geworden. In 1,45 Minuten sind die Weltbesten unten im Tal.

Das neue Streckendesign wurde brutal und auf Effekt angelegt. Vom Starthang geht es über die Olympiakurve und den Eishang schnell in rasanten Kurven nach unten. Das Spektakel kommt zum Schluss. Hinter dem flachen Stück Auf der Mauer erreicht der Skifahrer Der freie Fall, eine abschüssige Strecke mit 92 Prozent Gefälle. Die Worldcup-Fahrer springen dann 50, 60 Meter in diesen freien Fall hinein.

Was ist dran am Skifahren? Ein Tag auf Brettern ist Festtag für alle Sinne. Hoch oben in den Alpen wird man von der guten Luft so  richtig durchgepustet, die Alltagswelt bleibt weit unten im Tal. Irgendwie gleicht das Fahren auf Skiern einer Sucht, der Körper und das Mentale gleiten auf endlosen weißen Pisten. Das macht süchtig, ist aber eine Sucht, die der Gesundheit zuträglich ist.

Es macht süchtig, nicht nur dem Körper, sondern auch die Gedanken. Mehr noch: Der Mensch wird eins mit der Natur. Der Körper – und auch der Geist.

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  1. apple

    Die beiden letzten Absätze dieses Beitrags sind es, die den Skisport in seiner gesamten Intensität auf den Punkt bringen.

    Ist ja richtig sensationell, wie die Helden auf den Brettern sich in den „freien Fall“ stürzen – doch leider erleben sie nichts von dem, was die letzten beiden Absätze dieses Artikels zum Ausdruck bringen. Das Risiko des schweren oder sogar tödlichen Unfalls ist deren ständiger Begleiter, sobald sie sich aus dem Starthäuschen stürzen und schneller beschleunigen als ein Porsche es je vermag.

    Der Betrachter an der Strecke, vor dem TV … er wartet doch (allerdings nur insgeheim) wie Reinhard Fändrich es so treffend beschreibt, „dass es ihn zerlegt“. „Es lebe der Sport“, so der Titel des Songs.

    Skifahren soll aber nicht sensationell sein, es soll ein Festtag für alle Sinne sein. Richtig Herr Dr. Stock! Und das erlebt man eben nur, wenn man die Piste hinunter gleitet und sie genießt. Nicht aber, wenn man die Kandahar (ich kenne sie auch) in 1:45 Minuten „macht“.

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