mit Ken Colyer und seinem Bruder Bill Colyer, London, im Sommer 1976

Bei der Nennung des Namens Ken Colyer zucken viele Leute mit der Schulter. Selbst manchem Sachkenner ist dieser englische Jazzmusiker nicht bekannt. Und doch hat Ken Colyer aus Norfolk, ein Trompeter des Jahrgangs 1928, mehr Einfluss auf den europäischen Traditionsjazz als manch anderer.

Eigentlich war der bärtige Kornettist und Trompeter sogar so etwas wie der Ahnvater der europäischen Tradszene. Später bekannte Musiker haben in der Band von Ken Colyer angefangen. Chris Barber, Monty Sunshine, Acker Bilk, Sammy Rimington oder Lonnie Donegan.

Doch Ken Colyer’s Jazzmen, ebenso wie ihrem Bandleader, wurden nicht der Erfolg und die Aufmerksamkeit zuteil wie den Lehrlingen. Und wie es eigentlich auch richtig gewesen wäre. Das lag sicherlich auch an der sperrigen Musik Colyers, der sich sehr rigoros der Tradition verschrieb und Seitenblicke in Pop und Dixieland nie zuließ.

Ken Colyer’s Jazzmen spielten sehr kompakt, so einen scheppernden Stil à la Bunk Johnson, stomp off, let’s go, sehr Rhythmus-betont, schwarzes New Orleans eben, wenig Soli, enges Korsett. Nicht jedermanns Sache.

Ich habe Ken in den 70er Jahren einige Male in London gesehen und gehört. Und immer eine Menge Spass gehabt. Und eine Menge über die Ursprünge des Jazz gelernt. Ken Colyer, das war Storyville in Europa. Ein Purist am Kornett. Fast wie das Original. Ohne Weichspüler.

Heute ist Ken Colyer eine Legende. Gestorben ist er 1988 in Südfrankreich, krank und arm.

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