Die Mannschaft aus der Bankenstadt entpuppt sich als die Überraschung der noch jungen Saison. Ansonsten bestenfalls eine graue Maus mit kleinen, hübschen Skandälchen und stets verlässlicher Unsolidität, ein Klub jedenfalls, der in den letzten Jahren zielstrebig zwischen erster und zweiter Liga taumelte.
Doch nun, in dieser Saison, hat sich der Aufsteiger aus dem Hessenland auf die ersten drei Ränge der Tabelle hochgehangelt. Die Eintracht aus Frankfurt spielt in diesem Jahr ein wenig Barcelona für Anfänger, jedenfalls einen für Deutschland viel zu seltenen Hurra-Fussball.
Das System: Schnelle Pässe, rasch nach vorne, rasante Kombinationen im Mittelfeld. Kein trostloser Sicherheitsfussball früherer Tage, sondern kreative Dynamik, gepaart mit einem mitunter leichtsinnigen Zug zum gegnerischen Tor.
Die Personalpolitik, ein Meisterstück von Trainer Armin Veh und Manager Bruno Hübner, bildet die Grundlage des Erfolges. Kevin Trapp, der Torhüter, ein Riesentalent. Die Außenverteidiger, Bastian Oczipka und Sebastian Jung, verdammt weit über dem Ligaschnitt. Sebastian Rode im defensiven Mittelfeld: Joachim Löw, übernehmen Sie! Alex Meier, Regisseur und Torjäger zugleich, in der Form seines Lebens. Takashi Inui, ein Japaner, der an einem guten Tag die gegnerische Abwehrreihe alleine aufmischt.
Nur ganz vorne fehlt ein eiskalter Knipser. Und hinter, in der Mitte, bleibt man anfällig, weil mit das kompromisslosen Offensivspiel dem Gegner Räume aufreißt. Wie dem auch sei, es mach Riesenspass der Eintracht 2012 zu zuschauen.
Die Frankfurter Elf von heute erinnert an goldenen Zeiten im Waldstadion. An Karl Heinz Körbel, den ewigen Charly, an Dr. Hammer, Bernd Nickel, an Bernd Hölzenbein, der apart wie eine Schwalbe fliegen konnte, an den bulligen Torjäger Anthony Yeboah, an Jürgen Grabowski, den kreativen Flügelflitzer. Und an Dr. Peter Kunter, den promovierten Zahnarzt im Tor.
Auch wenn diese junge Mannschaft einen Einbruch erleiden sollte, was eigentlich die Erfahrung sagt und zu erwarten ist, so entpuppt sich Eintracht Frankfurt als unerwartete Bereicherung für die Liga. Vielleicht hat ja der liebe Gott auch ein Fussballerherz und lässt die Mainkicker weiter oben mitspielen und sie dann in die europäische Gefilde aufsteigen. Mein Tipp zum Saisonende: Platz 6.
Am Samstag spielte die Eintracht beim zukünftigen Meister FC Bayern München. Da gab es dann allerdings nicht viel zu holen. Ribéry und Robben, Kroos und Schweinsteiger bleiben das Mass aller Dinge. Die Eintracht verliert 0 zu 2. Ribéry und Alaba. Trotzdem: Eintracht Frankfurt, Willkommen in der Beletage unserer schönen Bundesliga.
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