Aus den deutschen Medienhäusern kommen nur noch schlimme Nachrichten: Die Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften rauschen weiterhin rasant in den Keller. Die BILD, mit über 5 Millionen Auflage einst Westeuropas größte Tageszeitung, geht stramm auf die letzte Million Verkaufte pro Tag zu. DER SPIEGEL und stern, früher meinungsbildend und Millionen-Seller, liegen schon lange unter der siebenstelligen Marke.

In der Medienlandschaft müssen wir uns von einem Attribut definitiv verabschieden: groß. Groß gibt es nicht mehr, groß war gestern. Nur noch eine Handvoll Magazine verkauft mehr als eine Million Exemplare, es sind meist TV-Zeitschriften. Mit dem Verschwinden von groß, verschwindet allerdings auch die Wichtigkeit und Stellenwert. Und weil der traditionelle Journalismus so unter Druck steht, ist ihm auch alle Leichtigkeit abhanden gekommen. Den Artikeln in den Zeitungen und Magazine merkt man oft eine Bitternis und Biestigkeit an, die wohl Ausdruck einer tieferliegenden Hilflosigkeit sind.

Was ist passiert? Das Internat, natürlich. Die Online-Möglichkeiten – schnell, kostengünstig und ohne Gatekeeper – haben Print kräftig durchgerüttelt. Fussballergebnisse kriege ich in Echtzeit, inklusive Live-Tabelle und Analyse, da brauche ich nicht bis zum nächsten Morgen zu warten. Wenn ich wissen will, was in Köln oder Bremen passiert, dann lese ich ein Online-Medium von dort. Online ist ein dem Print weit überlegenes Modell, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Wohin wird das alles führen? Wenn Online auch das traditionelle Verlegen ins Straucheln gebracht hat, so haben sich gleichzeitig neue Möglichkeiten eröffnet. Das neue Groß heißt Klein. In einer Mischung aus Disruption und Segmentierung sind neue Publikationsformen entstanden, die spannend sind. Die unbeweglichen Verlage haben durch Klein neue Konkurrenz bekommen, die Leichtigkeit des Journalismus ist nun woanders zu finden. Bei den Blogs beispielsweise.

Geben Sie mal bei Google München und Blog ein. Und Sie erhalten die bunte Lebendigkeit einer Metropole vor Augen geführt. Dutzende von lokalen Blogs buhlen um die Aufmerksamkeit des Lesers. Der Isarblog beispielsweise schreibt über Gastronomie, Kunst und die Stadtviertel, mit einer Nähe zum Sujet, das den Zeitungen aufgrund von Stellenabbau und Etatkürzungen verloren gegangen ist. Auch Living4Taste schreibt über Genuss und Lifestyle in München, dahinter steht allerdings kein großer Verlag, sondern die Leidenschaft einer Person.

Wer einen guten Blog mit einem scharfen Fokus betreibt, der ist neuer Verleger. Blogs besitzen zwar häufig eine kleine Zielgruppe, die – wenn die Blogs mit Tatkraft und Herzblut gemacht sind – allerdings gedeihlich ausgeschöpft werden kann. Und weil die Leidenschaft der Blogs den traditionellen Verlagen durch Hybris und Krisen meist abhanden gekommen ist, sind gute Blogger unsere neuen Verleger.

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