Dokument1Weil die Kapitalrendite größer als das Wachstum sei – r>g -, nehme die Vermögenskonzentration und die Ungleichheit in der Gesellschaft von Jahr zu Jahr zu. Diese simple Formel hat den französischen Volkswirt Thomas Piketty zu einem neuen Star der Wirtschaftswissenschaft befördert.

Da kommt aus Paris ein ziemlicher Blödsinn. Denn r>g ist keine Weltformel, kein wissenschaftliches Axiom und auch kein Naturgesetz. Eher Budenzauber. Denn externe Schocks, Wirtschaftskrisen oder Kriege können sie außer Kraft setzen. Außerdem ignoriert eine solch simple Gleichung, dass es in den Industriestaaten eine sehr breite Mittelschicht gibt, die nach dieser Formel über die Jahrzehnte ja eigentlich geschrumpft sein müsste.

Mich stört bei r>g etwas anderes. Und da sind wir bei den mind sets, den Denkmustern. Gleichheit scheint mir kein erstrebenswertes Ziel, Gerechtigkeit schon, jedoch nicht Gleichheit. Denn Ungleichheit erfüllt eine überaus nützliche Rolle. Ungleichheit wirkt segensreich, weil sie Wachstumskräfte stimuliert und Innovationen beschleunigt. Im guten Fall wirkt Ungleichheit als Anstoss zu sozialer Aufwärts-Mobilität.

China wird über r>g nur lachen. In Asien und den Schwellenstaaten zeigen sich
Wachstum als auch Rendite im Aufschwung. Und damit auch der Wohlstand. Pikettys Formel verschwurbelt nur die geschwundene Wettbewerbsfähigkeit des satten Europas im globalen Verteilungskampf.

Man sollte sich nicht um den Reichtum und die Reichen Gedanken machen, sondern um die Armut und wie Armut überwunden werden kann. Mir macht Ungleichheit kein Kopfzerbrechen, solange die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs vorhanden ist. Dabei kommt der schulischen und fachlichen Bildung eine entscheidende Schlüsselrolle zu.

Anstatt über Vermögenskonzentration zu jammern, sollten Volkswirtschaftslehre und Politik den Eigentumserwerb seiner Bürger fördern. Nur wer Eigner ist – einer selbst genutzten Immobilien beispielsweise -, der macht sich vom „g“ etwas unabhängig. Es zeichnet gerade die Mittelklasse aus, dass sie ein eigenes wenn auch nicht exorbitantes „r“ vorweist, als Kapitalstock, als Immobilie oder als sonstigen Vermögenswert.

Übrigens, die Kapitalrendite steigt zwangsläufig, wenn sich der Staat verschuldet. Und da beißt die Piketty-Fraktion argumentativ erneut daneben. Die Kapitalelite finanziert den exzessiven Staat, der exzessive Staat fördert die Vermögenskonzentration. Die neue Zauberformel r>g entpuppt sich damit bei näherem Hinsehen als ziemliche Zirkusnummer.

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