Vor einiger Zeit ein Flug mit Air Berlin. Beim Einstieg wird auch Magazinlektüre angeboten. Neben der Süddeutschen Zeitung und Die Welt liegt eine bunte Fotozeitschrift, die seit fast 60 Jahren auf den hübschen Namen Playboy hört.
Das Magazin mit den Nackedeis liegt neben all den anderen Zeitungen und Zeitschriften auf einer hüfthohen Ablage, wenn man direkt ins Flugzeug einstieg. Und man kann sich rasch ein Exemplar unter den Arm stecken.
Doch Playboy kann vielleicht ein bisschen heikel werden. Denn es sind ja nicht nur Kinder an Bord, vielleicht mag ja auch dem einen oder anderen Erwachsenen beim Anblick einer spärlich bekleideten Dame der Schreck in die Glieder fahren.
Also müssen die nackten Tatsachen versteckt oder zumindest verdeckt werden. Hier ist guter Rat gefragt.
Die Kollegen vom hoch seriösen Burda Verlag, der den deutschen Playboy seit geraumer Zeit herausgibt, hatten da eine pfiffige Idee. Um den nackten Playboy herum wird für die Airline-Ausgabe ein zusätzlicher, neutraler Schutzumschlag gebunden: Mit einem Foto, aus einem Flugzeug aufgenommen, über der Wolkendecke, aus der zwei runde, spitze Berge ragen.
Innen Playboy, außen wolkig. Herrlich zweideutig, Chapeau, eine wunderbare Idee und eine Zeitschriften-Rarität!
Hero Kind in Keitum/Sylt, Mai 2008; Photo by W. Stock
Das sind Stunden, die man sich nicht wünschen kann im Leben: Am 2. Juni im Jahr 1996, es ist ein Sonntagabend, ist Hero Kind in seinem Düsseldorfer Wohnzimmer umgefallen. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Schlaganfall. Nach ein paar Tagen zwischen Leben und Tod und drei Wochen künstlichem Koma hat sich der ehemalige ECON-Verleger mit Disziplin und eisernem Willen in diese Welt zurück gekämpft.
Das war vor 14 Jahren. Heute lebt Hero Kind auf Sylt, wo er in Keitum ein schönes altes Friesenhaus am Wattmeer besitzt. Gesundheitlich geht es Hero Kind gut, den Umständen entsprechend, wie man so sagt. Noch immer haben Nachwirkungen der Krankheit sich nicht vertreiben lassen. Da sind vor allem noch die lästigen Lähmungserscheinungen in Bein und Arm.
Aber im Kopf, und das ist die gute Nachricht, da ist er hellwach. Er weiß Bescheid, was so vor sich geht in der Welt und in der Buchbranche. Wie früher sprudeln die Ideen aus ihm heraus, er hat kreative Geistesblitze auf der Höhe der Zeit, er entwirft neue Produkte, er hat pfiffige Marketing-Einfälle.
Und er erinnert sich noch an so vieles und an so viele aus seinen ECON– und Metropolitan-Tagen. Er kennt Namen, die ich schon längst vergessen habe und weiß um Autoren, die vor einem Vierteljahrhundert den Verlag besucht haben. Und – das ist das Schönste – er hat sich nach wie vor seinen trockenen Humor und seine Selbstironie erhalten.
Am Leben nimmt Hero Kind, ein Jurist des Jahrgangs 1944, rege teil. Er ist Nachrücker im Kirchenvorstand von Keitum, einmal die Woche geht es zum therapeutischen Reiten. Er liest viel, jeden Tag die Financial Times Deutschland, jede Woche Die Zeit und auch das Buchgeschehen verfolgt er aufmerksam. Manche Verlagshäuser schicken ihm Vorschauen. Einen Verlag wie den von Antje Kunstmann bewundert er, der entspricht seiner Philosophie: außergewöhnliche Autoren, anregende Themen, schöne Ausstattung.
Der Buchhändler Schwarz aus Keitum, der einen kleinen und schönen Laden am südlichen Kliff besitzt, kommt jeden Geburtstag bei ihm vorbei. Und ab und an rufen Kollegen an oder sagen Guten Tag, wenn sie auf der Insel sind. Das freut ihn, da lebt er auf, denn er möchte dieser sympathischen Buchbranche und seinen Menschen noch so viel mitteilen.
Hero Kind kann sich in Haus und Garten bedächtig, aber selbstständig bewegen, für Strecken im Ort nutzt er den Rollstuhl. Auch längere Reisen sind möglich, ein Mallorca-Urlaub zum Beispiel oder der Trip nach Berlin.
An seiner Seite seine Frau Simone, der Hero Kind verdankt, dass seine Genesung so kräftige Fortschritte gemacht hat. Die beiden Kinder, Juristen ebenfalls, kommen oft zu Besuch. Bei seiner Familie findet Hero Kind den Rückhalt, den er braucht, um jeden Tag ein wenig mehr zu genesen. Und auch die Ruhe und das Heilklima von Sylt tun das ihre dazu.
Henry Kissinger verehre ich als elder statesman. Als jemand, der sich Verdienste erworben hat, als jemand, auf den man hört und dem man gerne zuhört. Im Düsseldorfer Industrie-Club haben wir einmal kurz geredet, ein hochintelligenter Mensch.
Wir wissen, Henry Kissinger war ein großartiger Außenminister der USA. Der beste im 20. Jahrhundert. Ein Stratege, wie ihn die amerikanische Außenpolitik nur selten kannte. Den Friedensnobelpreis bekam er, weil er die Friedensverhandlungen mit Vietnam zum Erfolg führte.
Überdies ist der in Fürth geborene Henry Kissinger ein sympathischer und vor allem seriöser Zeitgenosse. Deshalb fuhr mir der Schreck in die Glieder, als ich an einem Kiosk in der mexikanischen Hauptstadt, in der Schmuddelecke, ein Heftchen entdeckte.
Si la cama hablara… – Wenn das Bett sprechen könnte, so der verheißungsvolle Titel. Und der Autor: Henry Kissinger. Auf dem Umschlag des Büchleins räkelt sich in voller Schönheit eine nackte Frau auf einer Matratze. Verkauf einzig nur an Erwachsene.
Coleccion Couple – so ist auf der Rückseite des Taschenbuches zu lesen. Die Buchreihe für das moderne Eheleben, möchte man sagen. Und ein schönes rotes Herz lacht uns an. Erotische Romane von Spitzenautoren des Genres, steht da weiter geschrieben. Ich kaufe Kissingers Büchlein für ein paar Pesos. Und fange an zu lesen…
Das junge Ehepaar, frisch verliebt, betritt ein Möbelgeschäft mit der Absicht, Möbel zu kaufen, um sich sein zukünftiges Heim einzurichten…beginnt der Roman etwas sperrig, um dann aber doch schnell zur Sache zu kommen, in puncto körperliche Ertüchtigung. Auf 96 Seiten Erotisches, allerdings der eher einfach gestrickten Art.
Ein solch schmieriges Machwerk soll aus der Feder von Henry Kissinger stammen? Dem konservativen Doktor Kissinger aus New York? Hier am Büdchen in Mexiko-Stadt? Wir staunen und blättern weiter. Schnell naht die Aufklärung. Auf Seite 3 wird noch einmal Titel und Autor aufgeführt. Si la cama hablara, noch immer will das Bett sprechen.
Nun aber heißt der Autor nicht wie auf dem Cover zugkräftig Henry Kissinger, sondern Henry Singer. Da hat man auf dem Umschlag ein KIS zu viel gedruckt. Also, Henry Singer und nicht Henry Kis-singer ist der Autor. Oh, das war sicherlich eine Unachtsamkeit des Verlages, eine harmlose Silbe mehr als Präfix, vielleicht hat der Lektor für ein paar Sekunden geschlafen. Honi soit qui mal y pense. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
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