Immer wieder trifft man auf Anhänger der Arbeitszeitverkürzung. Im Augenblick geistert der aparte Vorschlag von linken Intellektuellen durch die Blätter, man möge die wöchentliche Arbeitszeit auf 30 Stunden für alle reduzieren, das gleiche Gehalt wie für 35 oder 40 Stunden zahlen und alle Probleme dieser Welt hätte man vom Tisch. Die Arbeitslosen wäre in Lohn und Brot, die Produktivität würde steigen.

Man muss sich an den Kopf fassen vor soviel ökonomischen Unverstand. Nach dieser hübschen Theorie müsste man die Arbeitszeit wohl auf 10 Stunden pro Woche senken, und man befände sich im Paradies.

Lassen wir rein pragmatische Argumente mal beiseite, ich will ja nicht mit Logik langweilen. Aber was hilft es einem Hilfsarbeiter, wenn der Ingenieur seine Arbeitszeit kappt, wo kommen die Altenpfleger her, die das reduzierte Zeitvolumen auffangen sollen? Mir geht es um etwas anderes: Die Befürworter solch wirklichkeitsfremder Ideen haben die Funktionsweise der Globalisierung nicht verstanden.

Arbeitszeit kann man nach Belieben senken, wir nennen dies Teilzeit. Die Jünger der Arbeitszeitverkürzung meinen jedoch Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich. Das bedeutet, weniger arbeiten, bei gleichem Lohn, also eine Lohnerhöhung um das Volumen der gekappten Arbeitszeit. So etwas kann man sich eventuell in Boomzeiten leisten, wenn es viel zu verteilen gibt oder in rasant wachsenden Industrien, wo es einen explodierenden Produktivitätsfortschritt gibt. Doch in Deutschland steigt die Produktivität nicht, jedenfalls nicht so, dass es Spielraum für Arbeitszeitverknappung gäbe.

Ein anderes, was manche Zeitgenossen vergessen: Steigen die Löhne überproportional, steigen also die Kosten der Arbeit, dann wandert in Zeiten der Globalisierung manche Arbeit ab, in andere Länder oder in die Technologie. Also gerade die wenig oder einfach qualifizierten Tätigkeiten würden leiden, weil diese Arbeit entweder von Maschinen oder jenseits der Grenzen übernommen würde. Sie können in Südafrika Lufthansa-Flüge buchen, in Rumänien deutsche Rentner pflegen oder in Indien Bücher drucken. Alles möglich, der Wettbewerb hört nicht an der Landesgrenze auf.

Deshalb ist auch de Gleichung falsch, eine Verknappung der Arbeitszeit ziehe steigende Löhne nach. Dazu ist die Welt einfach zu sehr zusammen gewachsen, ist die Konkurrenz nicht mehr lokal. Wenig arbeiten und viel verdienen, diese hübsche Formel der Linken will einfach nicht funktionieren.

Wenn aber schon die Analyse falsch liegt, dann taugt die Therapie natürlich auch nicht. Es gibt keine generelle Arbeitslosigkeit in Deutschland. In manchen Regionen herrscht Vollbeschäftigung, in einigen Berufsfeldern Mangel. Man muss zwischen Arbeitslosigkeit und Dauerarbeitslosigkeit fein unterscheiden. Die Probleme am Arbeitsmarkt fokussieren sich auf Menschen mit unzureichender schulischer oder beruflicher Qualifikation, auf Migranten und auf Menschen, die nur Teilzeit arbeiten wollen. Hier muss punktuell geholfen werden, eine generelle Arbeitszeitverkürzung hilft hier nicht, sie schadet eher.

Solch abstruse Ideen werden unseren Wohlstand nicht erhöhen, sondern den Abstieg Europa beschleunigen. Ich versichere Ihnen, in Asien oder Lateinamerika wird nicht über Arbeitszeitverkürzung geredet, sondern über Wachstum. Dort lautet die Diskussion nicht, wie verteile ich einen kleineren Kuchen gerecht, sondern, wie backe ich einen größeren. Aber trösten wir uns, wir sind im Februar, die Linke ruft Zukunft und wirft wie immer mit alten Kamellen.

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