Das neue Buch von Gottfried Heller habe ich regelrecht verschlungen. Denn es ist nicht nur eingängig und verständlich geschrieben, sondern öffnet dem Anleger bei einigen Dingen merklich die Augen. Im ersten Drittel erklärt Heller, warum sich die Deutschen mit Aktien so schwertun, warum es ihnen nicht gelungen ist, Vermögen aufzubauen und welche Tiefschläge (z.B. Euro, Merkel, Trump) uns noch erwarten könnten.
In diesem Zusammenhang gibt es in dem Buch ein sensationelles Kapitel – „Das Märchen von den reichen Deutschen“. Darin beschreibt Heller, dass die Deutschen gar nicht so wohlhabend sind, wie die Politik glauben machen möchte – und welche Gründe diesem unterdurchschnittlichen Reichtum zugrunde liegen. Diese Seiten sollten Pflichtlektüre im Wirtschaftsunterricht sein, man möchte kaum glauben, was da zu lesen ist, doch es stimmt.
Im Herzstück seines Werkes stellt der Münchner Vermögensberater die „Revolution der Geldanlage“ vor. Gemeint sind Indexfonds, englisch als ETFs abgekürzt, die es Anlegern erlauben, auf ganze Aktienklassen, auf Märkte, auf Branchen oder auf Indizes zu setzen. Und dies so unkompliziert und kostengünstig wie bei kaum einer anderen Anlage.
Das letzte Drittel wird dem Anleger wohl am meisten
Ein Treffen mit meinem alten Autor Gottfried Heller. Alt nicht im Sinne der Jahre, denn 75 ist ja heute kein Alter für einen Mann. Nein, nein, alt im Sinne von Wissen und Erfahrung. Denn in der Tat gibt es in Deutschland nur ganz wenige, die sich rund um Aktien und Börse so auskennen wie der Altmeister aus München.
Mit dem bekannten Fondsmanager und Vermögensverwalter habe ich vor 20 Jahren das Buch Die Wohlstandsrevolution – Erfolgsstrategien für Unternehmer und Anleger in den 90er Jahren gemacht, und in dem dicken Werk haben wir bei einem zweistündigen Schweinsbraten im Spatenbräu spaßeshalber nochmals geblättert. Es liest sich passagenweise wie ein Buch von heute.
Die Weitsicht von Gottfried Heller in Die Wohlstandsrevolution ist beeindruckend. Die Eurokrise hat er schon gesehen, als es den Euro noch nicht gab, das Schlawiner-Land Griechenland, die lange Depression Japans, die Neupositionierung Deutschlands, der Aufstieg der Emerging Markets, alles wurde angesprochen in Hellers Buch, alles richtig vorhergesehen.
Gottfried Heller zeichnet ein klarer Blick auf den Markt aus und ein fester Denkrahmen. Dazu kommen die kluge Analyse und die jahrzehntelange Erfahrung. Deshalb ist er auch ein gefragter Gesprächspartner in den Zeitungen und dem Fernsehen.
Und er ist keiner, der sich blenden lässt. Nicht vom volatilen Technologie-Geschäft, nicht von heißer Luft um Banken oder dem Chromglitzer der Autos. Als Anleger handelt er konservativ im guten Sinne, er lässt sich nicht nervös machen oder von seiner Linie abbringen. The average investor is his own worst enemy, das hat er in seinen langen Jahren in New York verinnerlicht, der schlimmste Gegner des Investors ist der Investor selbst. Weil er oft nervös und sprunghaft reagiert. Das sind dann die zittrigen Hände, von denen sein Freund André Kostolany einst sprach.
Wie sieht er den Markt in diesen Tagen, genau zwei Jahre nach der Lehman-Pleite? Gottfried Heller ist – wenn wundert’s – zuversichtlich. Es gebe kein besseres Invest als an der Börse. Man müsse allerdings den Anlagehorizont betrachten. Bei 10 oder 15 Jahren seien immer noch gute 10 Prozent Renditen per anno machbar. Insofern komme es beim Aktieninvest auf time und nicht so sehr auf timing an.
Er bleibe Optimist. Alles spricht für einen Aufschwung an den Börsen. Die Psychologie, die Markttechnik, die Tatsache, dass die Masse noch nicht investiert sei, das überaus günstige Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10, das ja im historischen Schnitt bei 16 liegt. Und in den Zeiten des Hype um die Jahrtausendwende bei über 30. Auch die niedrigen Kreditzinsen helfen, nämlich den Unternehmen bei der Expansion und dabei helfen sie auch den Aktien.
Heller schwört auf Dividendentitel. Bei einem guten Stock-Picking seien da doch allein über 5 Prozent Ausschüttung drin. Das ist doch ein Vielfaches mehr als die mickrigen Nullkommaetwas beim Festgeld oder die mageren 2,5 Prozent bei den Anleihen. Er bleibt also bullish, der Gottfried Heller, very bullish.
Ob er eine Lieblingsaktie habe, einen DAX-Wert, wo alles stimmt und man nichts verkehrt machen kann? Gottfried Heller legt die Stirn in Falten und denkt kurz nach. Ein Versorger. Ein ganz stabiles, hoch lukratives Geschäft. Eon und RWE. Da will man Gottfried Heller nicht widersprechen. Versorger. Der nächste Winter kommt bestimmt.
Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten oder mehr Idioten als Aktien.
Dieser Satz stammt von André Kostolany, dem Aristoteles der Börse, an den es zu erinnern gilt, und der hier vermisst wird.
Geld wird an der Börse nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Hintern verdient.
Noch so eine spritzige und wahre Sentenz des Altmeisters, der die Weisheiten zur Aktienwelt formulieren konnte wie kein anderer. Wir vermissen seinen Esprit, seine Klugheit und seine Liebenswürdigkeit. Und wir vermissen, ihn, den Menschen.
Er stürmte, frisch und voller Tatendrang, in mein Büro des ECON Verlages mit den Worten, ich komme gerade aus Paris und heute Nachmittag fliege ich nach München. Wir haben also nicht viel Zeit, Doktor Stock. In solchen Momenten dachte ich, der Mann sei unsterblich.
Oft hatte ich nach getaner Arbeit das Vergnügen, André Kostolany von Düsseldorf nach Köln zu fahren, wo er immer im Excelsior Grandhotel Ernst am Dom zu übernachten pflegte.
Kosto, damals schon gut in den Achtzigern, war ein wacher Kopf. Allerdings nur bis zum Leverkusener Kreuz. Dann nickte er sachte weg und wachte erst wieder auf, wenn ich vor dem Hotel Ernst auf die Bremse trat.
Die halbe Stunde jedoch von der Kaiserswerther Strasse in Düsseldorf bis zum Leverkusener Kreuz gehörte der amüsanten Konversation und da zeigte sich der Börsenphilosoph als ein ganz ausgeschlafener und schlagfertiger Gesprächspartner.
Bei einer dieser Fahrten, es war Frühjahr 1989, sprachen wir über den Fall des Eisernen Vorhangs. Gerade hatte der ungarische Außenminister Gyula Horn Teile des Grenzzaunes zwischen Ungarn und Österreich eigenhändig eingerissen und die Freiheitsbewegung im Osten war dabei, dem Kommunismus per Abstimmung mit den Füssen den Rücken zu kehren. Aufbruchstimmung in der DDR, in Polen, in Ungarn und ganz Osteuropa.
Und da fragte ich Kosto, den gebürtigen Ungar: “Sagen Sie, was ist für Ungarn der kürzeste Weg zur Freiheit?”
Kosto überlegte einen Augenblick und antwortete dann trocken: “Der kürzeste Weg für die Ungarn in die Freiheit ist die Autobahn von Budapest nach Wien.”
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