Photo by C. Stock

Puerto Marqués, im April 1992

La Bahia de Puerto Marqués, zwanzig Minuten südlich von Acapulco gelegen, ist nicht so hektisch und auch nicht so laut wie Acapulco. Hier zeigt sich der Strand auch nicht mit Hotels oder Hochhäusern zubetoniert, vielmehr genießt der Besucher, umgeben von einfachen Holzhütten, die freie Sicht auf die blaue Bucht.

Die Wirte der kleinen Restaurants bieten auf offenem Grill frische mariscos an, Meeresgetier, und ein kühles Corona-Bier. Besonders das Ceviche mundet, ein marinierter Fischsalat, der mit Limonensaft abgeschmeckt wird.

In Puerto Marqués, nicht durch hohe Palmen oder Bauten geschützt, brennt die Sonne stärker und intensiver als in der Stadt. Das Thermometer steigt schnell auf 40 Grad im Schatten, aber viel Schatten findet sich hier nicht.

Die Hitze des Tages droht einen förmlich umzuwerfen. Man schlafft ab, der Schweiß tritt aus und es scheint so, als ob das alte Leben wie in einem Saunarium den Körper hinunter gerinnt.

Diese Schwüle löst darüber hinaus einen erotisierenden Reflex aus mit einer spürbaren Allgewalt auf alle Körperlichkeit. Man wird schnell übermütig und draufgängerisch unter Mexikos Sonne.

Hier erwacht auch das Verlangen, den eigenen Körper zu spüren. Plötzlich zeigen Amerikaner, Europäer und andere Bleichgesichter jene elementare Lust, in Shorts zu schlüpfen, sich ein einfaches T-Shirt überzuziehen und den feinkörnigen, weißen Sand des Strandes an den nackten Füßen zu spüren. Es sind jene, die man in früheren Tagen beachcomber nannte, Menschen, die froh sind endlich ohne Schlips und Kragen ins richtige Leben springen zu dürfen.

Schlagartig erblickt so mancher im Geist Getrübter, der eigentlich nur der Kälte und der Beengtheit seiner Heimat weglaufen wollte, hier in Puerto Marqués diesen unglaublich blauen und erhabenen Himmel. Spätestens jetzt siegt die Bereitschaft, sich dem Leichtsinn dieses Fleckchens am Pazifik hinzugeben.

Loading