Wenn man sich die Medienlandschaft in den USA einmal betriebswirtschaftlich anschaut, dann kriegt man schnell Pickel. Man fasst sich an den Kopf, man wundert sich über dieses Tollhaus!

In den Vereinigten Staaten wird zwar leidenschaftlich über Paid Content für Online-Angebote diskutiert, aber den Content für Print-Produkte gibt man für’n Appel und ein Ei an seine treuen Leser.

Eine gute Zeitschrift in den USA kostet heutzutage im Abonnement 10 Dollar, das sind knapp 8 Euro. Wohlgemerkt, dies ist nicht der Preis für ein einzelnes Heft, sondern der Preis für ein ganzes Jahr. 12 Hefte für 8 Euro. Inklusiv Versandkosten.

So verlangt SmartMoney (vom Wall Street Journal), das eigentlich FewMoney heißen müsste, 10 Dollar für 12 Ausgaben. Das kultige Jugend- und Kulturmagazin Rolling Stone stellt bescheidene 39,96 Dollar für 78 Ausgaben in Rechnung.

Esquire – in dem Heft für den gehobenen Stand hat schon Maestro Hemingway geschrieben – gibt es zum heran nahenden Osterfest noch günstiger. Die glanzvolle Kultur- und Lifestyle-Postille kostet lediglich 7,97 Dollar für 12 Ausgaben. Das sind only, only läppische 44 Cent vom Euro pro Ausgabe.

Bei diesen Schnäppchen-Preisen reden wir nicht über Billigheimer, sondern über die Crème de la Crème der amerikanischen Publizistik. In den USA werden richtig gute Inhalte verschenkt. Verschleudert, verscherbelt, verramscht.

Jahrelang haben die amerikanischen Verlage alles auf eine Karte gesetzt: auf Anzeigenerlöse. Seit diese nicht mehr so sprudeln, schaut man dumm aus der Wäsche. Ein Verlag wie Condé Nast mit seinen Modemagazinen soll, so hört man hinter vorgehaltener Hand, nicht mehr als 3 Prozent Vertriebserlöse einfahren.

Deshalb zeigen sich Zeitschriften trotz Millionenauflage als nicht profitabel und werden eingestellt. Wie konnte das Verlagsmanagement so töricht sein? Wie konnte das süße Gift der Anzeigengelder den Magazin-Bossen so das Hirn vernebeln?

Don’t Put All Your Eggs In One Basket, nicht alle Eier in einem Korb, den Spruch kennt in den Staaten jedes Kind. Und nun ist der Korb zu Boden gefallen, aus Ei wird Rührei. Merke, die Medienkrise hat uns nicht das teuflische Internet eingebrockt, die Medienkrise ist hausgemacht und wird erst durch eigenes Verschulden so arg.

Sicher, wir in Europa haben es etwas schlauer angepackt, waren auch nicht so in der Versuchung, weil die Werbeindustrie in den USA ja von höherem Kaliber ist. Aber ein ausgewogenes Verhältnis von Vertriebs- und Anzeigenerlöse bleibt angeraten. In Krisenzeiten, als auch in Boomzeiten. Hüben wie drüben.

Diese Unausgewogenheit scheint mir nicht nur betriebswirtschaftlich fahrlässig, sondern auch in Bezug auf die Markenführung höchst gefährlich. Ein zu niedriger Verkaufspreis vermittelt dem Kunden nicht die Werthaltigkeit eines Produktes. Ein billiges Heft ist halt ein billiges Heft. Free Content hilft nicht weiter – Print und digital.

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