Der Abend beginnt wunderbar. Schon vor 18 Uhr sind wir im Stadion, das an diesem Abend nicht Allianz Arena, sondern albernerweise nur Fussball-Arena heißen darf. Weil die Allianz das Namens-Sponsoring nur für die Bundesliga gebucht hat. Trotzdem sagt alle Welt auch heutigen sonnigen Abend Allianz Arena.
Ein wahres Fest kündigt sich an. FC Bayern München gegen Chelsea FC. Die Tickets, seit Wochen ausverkauft und so rar, dass der Schwarzmarkt in Tausender rechnet. Das Public Viewing, im Olympiastadion und auf der Theresienwiese, ebenso ausverkauft und übervoll. Der S- und U-Bahnverkehr in München kommt an diesem Abend an seine Grenzen.
Über der Allianz Arena kreist während des ganzen Spiels ein brummender Hubschrauber. Terroristen? Nein, die Heli-Kamera von sky. Ein Riesen-Spektakel, Champions League dahoam, daheim in der eigenen guten Stube, Endspiel dahoam!
Und der FC Bayern legt dann gleich auch kräftig los. Überlegenheit von der ersten Minute an. Zur Halbzeit steht das Eckenverhältnis 8 zu 0 für die Roten. Die Blauen vom Chelsea FC verlassen sich fast nur auf Konter.
Der FCB wirbelt, auch im Sturm, mit einem spritzigen Robben, einem aktiven Thomas Müller, die Abwehr um Boateng steht fest, eigentlich, ja eigentlich müsste es drei, vier zu null für die Münchner stehen.
Doch zu Ende der 90 Minuten zeigt die Tafel ein 1 zu 1 an. Ebenso nach der Verlängerung. Im Elfmeter-Schießen verlassen Bastian Schweinsteiger und Ivica Olic die Nerven. Die Londoner gewinnen mit 5 zu 4. Aus Endspiel dahoam wird Pech dahoam.
Niemandem ist ein Vorwurf zu machen. Kampf, Taktik, Spielwitz – alles hat mehr oder weniger gestimmt an diesem Abend. Und doch liegt zum Abschluss dieser Saison ein merkwürdig verhaltener Schleier über dem FC Bayern München. Angetreten das Triple zu gewinnen, ist man nun überall Zweiter geworden.
Man will den Eindruck nicht loswerden, hier spiele eine Mannschaft im Umbruch. Eine, die noch nicht komplett gefestigt ist, die ihren Weg nach ganz oben noch finden muss, eine, die bei diesem Anspruch sicherlich den einen oder anderen Hochkaräter noch benötigt.
Aber wir wollen nicht all zu sehr maulen. Es war letztlich dann doch ein schöner Abend, wenn auch mit dem falschen Sieger, aber was heißt schon falsch im Fussball. Gerechtigkeit oder Glück ist keine Kategorie im Sport, und dies macht vielleicht auch seinen Reiz aus.
Es haben viele gewonnen an diesem herrlichen Samstagabend: die cleveren Kicker aus London, das gastliche München und, vor allem, der spannende Fussball.
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„… aber was heißt schon falsch im Fussball. Gerechtigkeit oder Glück ist keine Kategorie im Sport, und dies macht vielleicht auch seinen Reiz aus.“
Diesen Satz möchte ich doppelt unterstreichen! Auch ein „gefühlter“ Sieg bringt nix, wenn die Zahlen (Tore) für die andere Mannschaft sprechen. Spieler können Niederlagen oft leichter verdauen als Fanatiker. Sie sind traurig, aber sie stehen wieder auf.
Wunderbar ist es aber, dass das Match stets fair blieb und in der Stadt war es, so habe ich gelesen, auch friedlich. Eben München!