Am Wochenende ein strammer Fußmarsch den Kienbach entlang nach Andechs, hoch zum Heiligen Berg. Zur Klosterschänke, dort wo die saftige Schweinshaxe mundet und das Weizenbier den Gaumen kitzelt.
Kloster Andechs – seit 1455, die Nachhilfe in Lokalgeschichte wird gleich auf jedem Bierkrug mitgeliefert. Die Benediktiner lassen hier oben Geistliches und Weltliches zur lieblichen Einheit verschmelzen.
Genuß für Leib & Seele, das Motto des Klosters schreiben die Padres auf ihre Bierkrüge. Ich staune ein wenig über diese Reihenfolge.
Wilhelm Busch, der gerne nach Andechs kam, schrieb in seiner Frommen Helene den flotten Vers: Hoch von gnadenreicher Stelle, winkt die Schänke und Kapelle. Auch beim Volksdichter die lebensnahe Reihenfolge, nicht nur des Reimes wegen.
Vor der Bierschwemme jedoch lohnt auf jeden Fall ein Besuch der glitzernden Rokoko-Kirche auf der Spitze des Heiligen Berges. Hier liegt Carl Orff begraben, der drüben in Dießen seine letzten Lebensjahre verbrachte. Und hier finden sich im Kerzenraum die prächtigen, geweihten Kerzen, auch jene von 1860 und die des FC Bayern München.
Ein merkwürdiger Mix an Frauen und Männer, die in diese kleine Klosterkirche treten. Jedoch Pracht und Prunk dieser Stätte beeindruckt alle, die Wallfahrer, die von weit her kommen, die Tiefgläubigen sowieso, aber auch jene, deren Gedanken schon früh zum kühlen Bier abdriften.
Da selbst an einem solch sakralen Ort sich so manch niederträchtiger Gedanke einzuschleichen droht, werden naheliegende finstere Absichten direkt an den Klosterwänden thematisiert. Das Mitnehmen von Krügen ist Diebstahl und wird strafrechtlich verfolgt. Kloster Andechs.
Ich bin ja schon froh, dass an diesem geweihten Platz keine profanen Pfandbons auf die Bierkrüge ausgegeben werden und das lästige Umtauschen wegfällt. Ein sympathischer Vorschuss an Vertrauen. Nicht nur deshalb gilt: Krüge klauen verboten. Auch im Kloster.
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Kenne ich noch sehr gut von meinen „Wallfahrten“. Ich sage nur: dunkler Doppelbock! Aber erst nach geistiger Verköstigung.