Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Die Sutter-Brüder wollen sich an Teddy Stauffer rächen

Acapulco, im Frühjahr 1983; Photo by W. Stock

Anfang der 80er Jahre verbringe ich einige Zeit im mexikanischen Acapulco. Die ersten Monate wohne ich im Hotel Sacramento in der Calle Emiliano Carranza. Das ist ein schlichtes, vierstöckiges Hotel nahe des Hauptplatzes Zócalo.

Als ich dann Teddy Stauffer Ende 1982 in seinem Haus hoch über der Buch von Acapulco besuche, erfahre ich von dem Schweizer Musiker und Schauspieler folgende hübsche Geschichte.

Im März 1948, Teddy arbeitete als Direktor des Casablanca Hotels, kam ein Individuum ins Beachcomber, in die Hotelbar, kräftig mit Tequila abgefüllt, und fing an zu pöbeln. Die Schnapsnase war der vierschrötige Alfonso Sutter, genannt El Mocho, ein einfacher Fischer aus Acapulco.

Der stämmige El Mocho randalierte wie von Sinnen, er ließ Flaschen und Gläser zu Bruch gehen und stieß wüste Beleidigungen aus. Teddy versuchte ihn zu beruhigen, ohne Erfolg. Schließlich sprach Hotelmanager Teddy Stauffer ein Hausverbot aus.

Trotz dieses Verbots kam Alfonso Sutter am nächsten Sonntag in die Hotellobby – in Begleitung eines gedungenen Pistolero. In seiner Mannesehre schwer gekränkt, hatte der dicke Sutter ein Kopfgeld auf Teddy ausgesetzt.

Zunächst gab es eine wilde Schlägerei zwischen Alfonso und Hotelchef Teddy, dann schoß der Pistolero fünfmal auf Teddy. Glücklicherweise verfehlten die meisten Kugeln, eine jedoch verwundete Teddy am Arm. El Mocho und der Pistolero kamen in Haft.

Alfonso und seine beiden Brüder Carlos und Arturo schworen weiterhin Rache und trachteten Teddy Stauffer nach dem Leben. Doch Teddy war schon damals eine geachtete Person in Acapulco.

Der einflußreiche General Martínez, der Militärkommandeur des Bundesstaates Guerrero ließ die drei Sutter-Brüder zu sich zitieren. Und im Beisein von Teddy legte der Offizier seinen Arm um den Schweizer und wandte sich an Alfonso, Carlos und Arturo.

Das ist mein Freund, meinte der General. Wer ihm nur ein Härchen krümmt, kriegt es mit mir zu tun. Und General Martínez schaute die drei Brüder eindringlich an. Das wird nicht lustig. Just ab diesem Zeitpunkt hatte Teddy endlich Ruhe vor den übellaunigen Sutter-Brüdern.

Nach meinem Besuch bei Teddy Stauffer in der Villa Vera fahre ich zurück in mein Hotel Sacramento. Am Eingang grüßt mich Don Arturo, der Besitzer, ein älterer korpulenter Herr mit Halbglatze. Seinen vollen Name erfahre ich später vom Rezeptionisten: Arturo Sutter.

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  1. Fernando Grauman

    Ebenso wie Teddy Stauffer sind auch die Sutter eine bekannte Familie in Acapulco. Sie stammen von schweizer Einwanderern ab. Die Brüder hatten auch ein weiteres Hotel, das Hotel Sutter.

  2. apple

    Gut, dass Sutter nicht wusste, dass sie sehr viel von Stauffer halten!

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