New York, im Juni 2010; Photo by W. Stock

Wenn man mit dem Ozeandampfer in die USA einreist, so ist es das erste Monument, das einen empfängt. The Statue of Liberty. Die Freiheitsstatue. Ein wunderschönes Denkmal und wohl das prächtigste Symbol der Freiheit weltweit.

Das Monument aus Kupfer und Eisen war 1886 ein verspätetes Geschenk Frankreichs an die junge Nation USA zum hundertjährigen Unabhängigkeitstag. Die fast 50 Meter hohe Dame mit der Fackel der Freiheit in der gereckten Hand erinnert auch daran, dass liberté allen anderen Forderungen der bürgerlichen Revolution voran ging.

Freiheit – das wohl höchste Gut einer Gesellschaft. Ein Gut, das in Deutschland leider zu wenig Respekt findet. Wenn man einen Deutschen fragen würde, was ihm wichtiger sei, Wohlstand oder Freiheit, der typische Deutsche würde wohl antworten: Wohlstand. Die DDR beispielsweise ist nicht, wie manche Historiker glauben machen wollen, an zuwenig Freiheit zu Grunde gegangen, sondern an zu wenig Wohlstand.

Das obrigkeitsgläubige Deutschland hat bis heute nicht verinnerlicht, dass Freiheit und Wohlstand eng zusammen gehören. Nachhaltiger Wohlstand und allgemeiner Reichtum wird erst durch Freiheit erzeugt. Nicht zuletzt durch unternehmerische Freiheit.

Solches braucht man in den USA keinem zu erklären. Hier sieht man direkt, wenn man in den Hafen New Yorks einfährt, an der Statue of Liberty wie das Land tickt. Am Podest von Miss Liberty befindet sich eine Bronzetafel mit dem berühmten Sonett von Emma Lazarus aus dem Jahr 1883:

Give me your tired, your poor,
Your huddled masses yearning to breathe free,
The wretched refuse of your teeming shore;
Send these, the homeless, tempest-tost to me,
I lift my lamp beside the golden door!

Gebt mir eure Müden, eure Armen,
Eure elenden Massen, die die Freiheit atmen möchten,
Die bemitleidenswerten Abgelehnten eurer gedrängten Küsten;
Schickt sie mir, die Heimatlosen, die vom Sturm Getriebenen,
Ich halte hoch mein Licht am goldenen Tore!

Millionen von Immigranten sind an der Freiheitsstatue auf Liberty Island vorbei gekommen, und jene Zeilen von Emma Lazarus haben sie empfangen. Die Müden und die Armen, die Elenden und die Heimatlosen, alle auf der Suche nach ein wenig Wohlstand. Und, natürlich auch, auf der Suche nach Freiheit. In Amerika, am goldenen Tore.

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