Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Kategorie: U.S.A. Seite 1 von 3

Mein Gott, welch eine großartige Zeit!

John Naisbitt und Wolfgang Stock, Velden am Wörthersee, im September 2016.

In memoriam: John Naisbitt (1929 – 2021)

Er war der Pionier aller modernen Trendforscher, er hat ein ganzes Genre begründet. John Naisbitts Bücher sind in 57 Sprachen übersetzt, allein sein Bestseller Megatrends aus dem Jahr 1982 hat sich weltweit über 14 Millionen Mal verkauft. Bei ECON hatte ich die Ehre, seine Bücher Megatrends 2000Megatrends for Women und Global Paradox zu verlegen. Seitdem sind wir gut befreundet.

Den Begriff Megatrend hat er erfunden, ebenso wie er im gleichnamigen Buch den Terminus Globalisierung populär gemacht hat. John Naisbitt gehörte keiner ideologischen Denkrichtung an, er sah die Welt undogmatisch mit gesundem Menschenverstand, radikal von der Mitte aus, wie der Amerikaner aus Utah stets betonte.

John war offen und neugierig. Er fragte, er ergründete. Wenn er eine Sache begreifen wollte, dann über

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Toño Bennett und Vince Fernández in Mexico


Vicente Fernández ist weit mehr als ein mexikanischer Sänger. Er singt Música Ranchera in der Tradition von Pedro Infante und Jorge Negrete, diese ländlichen Kompositionen der Viehranches und Haciendas gelten als die mexikanischste Variante aller mexikanischen Musikstile.

Zugleich ist der 81-Jährige ein bekannter Schauspieler und Produzent, dazu ein umtriebiger Gutsbesitzer und Pferdezüchter in Jalisco. Alles in allem wird Vicente Fernández von seinen Landsleuten als ein Symbol des mexikanischen Nationalstolzes verehrt, er ist einer der populärsten Mexikaner überhaupt. 

Und einmal hat dieser Vicente Fernández seinen ebenso berühmten amerikanischen Kollegen Tony Bennett – beide in Ehren ergraut – auf seine Ranch Los Tres Potrillos in den Süden von Guadalajara eingeladen. Man mag bei dieser Gelegenheit erahnen, wie gut und wie schön und wie menschlich die Freundschaft zwischen den USA und Mexiko doch sein kann.

Dann vergisst man die Narcos, the mexican wall, los mojados und die Trumps, sondern denkt nur noch wie wunderbar und fruchtbar es der Musik doch gelingt, zwei ferne Seelen zu verbinden.

Regresa a mi
No me dejes tan solo
No me vuelvas la cara después
De que todo te di

Return to me
For my heart wants you only
Hurry home, hurry home
Won’t you, please, hurry home to my heart?

Es zählt weder das Haus, noch der Hof, denn die Heimat vermag man nur im Herzen zu finden. Und warum sollte man um sein Herz eine Mauer ziehen? Auch der Zuhörer dieser weisen Zeilen will sich – wie die beiden Barden – mit der Faust an das Herz schlagen.

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John Naisbitt: Hoffentlich nicht Donald Trump!

John und Doris Naisbitt in Velden am Wörthersee, September 2016

John und Doris Naisbitt in Velden am Wörthersee, September 2016; Photo by W. Stock

Als bekanntester Trendforscher weltweit, John Naisbitts Bücher sind in 57 Sprachen übersetzt, hat sich der Amerikaner einen frischen Blick auf die Welt bewahrt. In den späten 1980er Jahren bekam ich bei ECON die Ehre, Johns Bücher Megatrends 2000, Megatrends for Women und Global Paradox zu verlegen. Es war eine wunderbare Zeit und seitdem sind wir gut befreundet.

Ich besuche John und seine Ehefrau Doris in ihrer Sommerresidenz am Wörthersee. John is in good shape, wie die Amerikaner sagen, neugierig auf Neues und klar in der Analyse, das kann nicht jeder 87-Jährige von sich behaupten. Die Langzeit-Betrachtung der beiden Autoren fällt für hiesige Breiten eher düster aus: Mit Europa und den USA gehe es langsam aber stetig bergab. Der Westen besitze seit Jahren keine Kraft für wirkliche Reformen und einfach keine Strategie, seine neue Rolle in der Welt zu finden.

Wenn beispielsweise die europäische Entwicklungspolitik nach Afrika komme, dann meist mit erhobenem Zeigefinger. Man solle nur ja auf diese demokratische Gepflogenheit achten und gefälligst den westlichen Wertekanon übernehmen. Die Eliten nicken und stecken das Geld ein. China hingegen, das sich in Afrika und Südamerika sehr rührig zeigt, mache es schlauer. Das Land gehe zur dortigen Regierung und schlage konkrete Projekte vor: Wir bauen euch eine Eisenbahnlinie von der Hauptstadt zur Küste. Und so packen es die pragmatischen Chinesen dann auch an. Arbeitsplätze werden geschaffen, die Infrastruktur des Landes verbessert, das Geld versickert nicht in dunkle Kanäle. Alle sind zufrieden.

Der Westen besitze heute einen

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Machtwende – der Süden holt auf

John & Doris Naisbitt: Machtwende - Wie die Länder des Globalen Südgürtels unsere Welt verändern werden; Goldegg Verlag, Juni 2016

John & Doris Naisbitt: Machtwende – Wie die Länder des Globalen Südgürtels unsere Welt verändern werden; Goldegg Verlag, Juni 2016

Es ist immer ein Gewinn, wenn man Bücher liest, die aus einer Adlerperspektive geschrieben werden. Denn unsere Welt verändert sich so rasant, dass man manchmal mit dem Einordnen nicht mehr nachkommt.

Das Autorenpaar John und Doris Naisbitt werfen in ihrem neuen Buch einen erhellenden Blick auf den Zustand der Welt von heute und versuchen die Trendlinie in die Zukunft zu ziehen. Die USA verlieren an Einfluss, Europa schwächelt bedenklich und die Gewinner im globalen Wettbewerb sind die Staaten des Südgürtels, jene sich entwickelnde Nationen, die man unter dem Begriff Schwellenländer zusammenfasst.

Die Stärke des Buches liegt in einem sympathischen Un-Dogma. Die Naisbitts berichten von ihren Gesprächen, sie analysieren Bücher und Artikel und lassen uns an ihren Beobachtungen teilhaben. Gerade in diese persönliche Beobachtungen erzeugen jene Aha-Effekte, von denen es in dem Buch einige gibt. So berichtet das in Wien wohnende Ehepaar, dass sie zu ihren Flügen in die weite Welt immer seltener die traditionellen Drehkreuze London, Paris oder Frankfurt nutzen, sondern vielmehr nun über Dubai oder Istanbul fliegen. Ein kleines, aber feines Indiz, wie sich die Entwicklung von der westlich zentrierten Welt hin zu einer multi-zentristischen Welt vollzogen hat.

Mit Europa und den USA gehen der Amerikaner John Naisbitt und die Österreicherin Doris Naisbitt hart

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Tiefe Ratlosigkeit in Amerikas Medienwelt

Photo by W. Stock

Photo by W. Stock

Als ich vor einigen Wochen die USA besuchte, schaute ich mir in Baltimore auch die Buchhandlung in der Penn Station an, also den Zeitungsladen im Hauptbahnhof dieser amerikanischen Großstadt. Bumm, Kulturschock!

Ich fand einen winzigen Laden, im Angebot nur zwei Tageszeitungen, die Baltimore Sun und die Washington Post, dazu vielleicht 80 bis 100 Zeitschriften, inhaltlich der gängige Mainstream. Zum Vergleich: Eine gute Bahnhofs-Buchhandlung in einer deutschen Metropole hat auch schon mal 1.000 Titel und mehr im Angebot. Doch Vielfalt in den USA? Nur tote Hose, leider.

Die Medienkrise hat in den Vereinigten Staaten brutaler zugeschlagen als in Europa. Ich habe die sonst so stolze Medienwelt an der Ostküste noch nie so verzagt und so deprimiert erlebt wie in diesen Tagen. Die ganze Printbranche in den USA ist kräftig durchgeschüttelt worden. Die Washington Post, einst ein erhabenes Blatt, ist von der Resterampe weg an Jeff Bezos von Amazon verkauft worden. BusinessWeek, das mit 900.000 verkauften Heften rote Zahlen schrieb, ging an den Großmeister der Börsenterminals, an Michael Bloomberg. Forbes und Fortune, einst die Elite der Wirtschaftsmagazine, dümpeln so vor sich hin.

Das 68 Jahre alte

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Wie geht’s den Medien in den USA?

Ein paar Tage an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Wie immer spannend und inspirierend. Wie geht es den Zeitungen und Zeitschriften in den USA? Ist Print tot? Wie wird das Internet genutzt? Nachfolgend einige subjektive Beobachtungen zur Mediennutzung:

1. Smartphone, Smartphone, über alles. Jeder hat eines, und ein jeder schreibt, liest, spielt damit, zu jeder Zeit und überall. Das Smartphone ist die dominante Konstante im Leben des modernen Amerikaners. Die kleinen Wunderdinge werden angehimmelt. Mobile ist das Zauberwort, Apple und Samsung heißen die neuen Götzen.

El TiemoLatino

Washington, Ende Mai 2013;
Photo by W. Stock

2. Latino-Power, auch in den Medien. Jede Großstadt besitzt mittlerweile ein, zwei Tageszeitungen auf Spanisch. Dazu spanischsprachige Fernsehsender, hispanische Radiostationen. An allen Ecken hört man Spanisch. Ohne die Latinos würde die Dienstleistungs-Industrie der USA wohl zusammenbrechen. Auch politisch wächst der Einfluß der Hispanics. Großes Thema: das neue Einwanderungsgesetz und die Legalisierung der illegal Eingewanderten.

3. TV – nach wie vor unerträglich. Die Fernsehsendungen werden immer kürzer getaktet und immer stärker emotional aufgeladen. Die Nachrichten: Bumm, bumm, bumm. Zugunglücke, Tornados, Morde, Gerichtsprozesse, Krankheiten, Schönheitswettbewerbe. Dazwischen Werbe-Stakkato. Das Medium TV grenzt an Körperverletzung.

4. Tageszeitungen. Tot? Nicht ganz, aber

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Free, Free, Free – jetzt auch die Zeitung

freepress

Washington D.C., Ende Mai 2013;
Photo by W. Stock

Ein Abstecher nach Washington D.C. The Capital of the Free World, wie ich so schön lese. Die Hauptstadt der freien Welt. In der Tat, so ist das.

Der mächtigste Mann der Welt sitzt hier in einem Weißen Haus. Der Senat, das Kapitol, das FBI – hier in Washington bewegt sich einiges und hier wird etwas bewegt. Ein gefundenes Fressen für die Nachrichten und die Berichterstattung, will man meinen. Doch weit gefehlt.

Die Presse in der Regierungsstadt der USA gibt ein ziemlich trauriges Bild ab. Dort wo früher an den Straßenecken die Kioske standen, an denen die Washington Post oder die New York Times den Verkäufern aus den Händen gerissen wurden, da stehen heute nur noch die stummen Verkäufer und bieten in ihren Metallboxen Gedrucktes an. Doch – und dies ist ein weiterer Tiefschlag – das allermeiste wird für lau verschleudert. FREE steht riesig auf den Blechkasten und die Zeitungen kann man sich einfach aus der Box nehmen, sie werden verschenkt.

Doch selbst Traditionszeitungen wie die Washington Post oder USA Today werden für

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Rosa Mexicano für den Gaumen

RosaMexicano

Washington D.C., Ende Mai 2013;
Photo by W. Stock

Da muss einer nicht unbedingt nach Mexiko fliegen, um erstklassige mexikanische Küche zu entdecken. Auch in den USA haben die Einwanderer aus dem Süden die scharfen und schweren Speisen Mexikos den Gringos nahegebracht.

Ein Geheimtipp ist Rosa Mexicano, eine Kette, die zwischen New York und San Francisco, in über einem Dutzend Restaurants hochwertige mexikanische Küche zelebriert. In Washington D.C. ist Rosa Mexicano im Penn Quarter, an der 7th Street, nur einen Häuserblock südlich von Chinatown.

Die Spezialität des Hauses ist die am Tisch flink zubereitete Guacamole. Die Guacamole en Molcajete wird vom Koch vor den Augen des Gastes aus den Zutaten frisch angemacht. Die Avocado wird geteilt, in der Schüssel zerstampft, mit Tomatenstückchen, Zwiebelwürfel und würzigem Cilantro, dem mexikanischen Koriander, angereichert und dann

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New York lässt sich nicht in die Knie zwingen

Photo by W. Stock

Man hat diese Stadt schon oft abgeschrieben und auch die Journaille hat sie mehr als einmal nieder gemacht. Was hat man nicht alles hören und lesen müssen! Die Stadt sei verdreckt, sie sei schmuddelig, korrupt, zugemüllt, ein Moloch, eigentlich unregierbar.

All das Lamento hat sich als Lug und Trug herausgestellt. Heute ist New York springlebendig, fröhlich, ja geradezu heiter, und vor allem optimistisch. In diesen Tagen scheint mir die Stadt so vital wie nie, den Blick nach vorne und doch mit beiden Beinen in der Gegenwart.

Das liederliche Image von einst verbesserte sich peu à peu. Manhattan ist heute sicher und die Spitzbuben sind verschwunden. Auch ist New York so sauber wie in keinem Jahr zuvor. Selbst den Rauchern ist das Vor-die-Tür-Gehen mittlerweile zu blöd und so ist New York fast frei vom blauen Dunst.

Hier in dieser Stadt werden

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Norman Pearlstine weiß, wie erfolgreicher Journalismus tickt

New York, den 21. Oktober 2009

Eine Stunde mit Norman Pearlstine, zusammen mit anderen Verlegerkollegen. Norman Pearlstine gilt als einer der großen amerikanischen Journalisten. Ein Mann von Statur und Einfluss, einer der Einflussreichsten seiner Zunft.

Norman arbeitet als erster Journalist des Hauses Bloomberg, der hübsche Titel Chief Content Officer schmückt ihn. Sein Ressort umfasst alles, was mit Wachstum zu tun hat: TV, Radio, neue Magazine, Online-Produkte. Und er hält Michael Bloomberg den Rücken frei, damit dieser New York vernünftig regieren kann.

Norman Pearlstine kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Das Wall Street Journal Europe aufgebaut. SmartMoney gegründet, er war viele Jahre lang Chefredakteur des größten Nachrichtenmagazins der Welt, der TIME.

Bloomberg selbst ist ein beeindruckendes Verlagshaus von 11.000 Angestellten und 2.200 Redakteuren, das sein Geld mit hochpreisigen Börsen-Terminals verdient. Jeder Broker braucht ein solches, und keines ist so ausgereift, wie das aus diesem Haus. 300.000 Bloomberg-Terminals stehen weltweit und jeder Nutzer muss um die 20.000 Dollar Benutzungsgebühr pro Jahr zahlen. Über 6 Milliarden Erlös werden quasi automatisch in die Kassen gespült, eine Vorfinanzierung der feinen Art. Und ein Geschäft mit traumhaften Renditen.

Umso mehr hat verwundert, dass

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