Burg im Spreewald, im November 2012; Photo by W. Stock

Von einer Entdeckung gilt es zu berichten, von einem Kleinod, das man in diesen Gefilden nicht unbedingt vermutet hätte. Das Prachtstück liegt geographisch etwas abseits, man muss aus dem grauen Berlin schon eineinhalb Stunden gen Süden fahren.

Doch wenn – oder falls – der neue Airport Berlin-Brandenburg („Niemand hat die Absicht einen Flughafen zu bauen…“) seine Entrauchungsanlage ans Laufen bekommt, dann ist man in 45 Minuten hier. Hier, außerhalb von Burg, inmitten all des mediokren Gastgewerbes im Spreewald findet sich das Resort Zur Bleiche. Im Zeichen des Storches haben Michael und Christine Clausing über die Jahre hinweg ein unprätentiöses Juwel erschaffen.

Man kommt über eine lange verwinkelte Allee hin zu diesem Gutshof, dessen Großzügigkeit den Gast mit all seinen Sinnen gefangen nehmen wird. Die Clausings, eine alte Garmischer Hoteliersdynastie, investieren jedes Jahr Millionen um ihren Edelstein sorgsam zu polieren. Das SPA – von finnischen Saunen über ein türkisches Hamam bis hin zu einer russischen Banja – genügt höchsten Wellness-Ansprüchen.

Es ist dies ein mittleres Hotel in großer Dimension. Gut 90 Zimmer, die besseren in den Ausmaßen eines kleinen Ballsaales. Mein Bad war so groß wie andernorts das ganze Zimmer. Und eine Privatsauna im Bad hat man ja auch nicht alle Tage.

Das Anwesen wirkt nicht durchgestylt und wohl auch nicht perfekt, strahlt jedoch eine erdverbundene Gemütlichkeit, eine Liebe zum Detail und einen unverkrampften ländlichen Luxus aus. Die Bedienung, gut 180 Personen verwöhnen die Gäste, ist mit dem Herzen dabei, immer freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit.

Zu jeder Jahreszeit wird ein Residenzstipendium vergeben, das Spreewald Literatur Stipendium, ein intellektueller Farbtupfer, der wunderbar zu dem Haus passt. Der Preisträger weilt einen Monat im Haus, bei freier Kost und Logis, und kann hier in aller Ausgelassenheit seiner Profession nachgehen.

Dies ist ein Hotel, inmitten der Einöde, wo man eigentlich nicht viel unternehmen kann. Man mag wandern, mit dem Holzboot durch die Kanalarme des Spreewaldes schippern oder sich in einem der drei erstklassigen Restaurants gesund durch eine raffinierte Regionalküche schlemmen.

Und man kann in diesem Haus die Seele baumeln lassen, und das ist ja mal was. Man kann abschalten, Energie tanken und in die Natur und in sich hinein hören. Oder einfach nur genießen. Die Defizite des Hotels? Ach ja, der Handy-Empfang ist miserabel, meint Besitzerin Christine Clausing. Nun, vielleicht ist auch dies ein Reiz dieses Hotels, möglicherweise entwickelt sich gerade in der Abgeschiedenheit genau jener Zauber und jene Entspanntheit, die hier mit allen Sinnen zu spüren ist.

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