Düsseldorf, Ende November 2012; Photo by W. Stock

Wie eine Schlagader schlängelt sich der Rhein durch Westdeutschland. Nun sind vorherige Generationen nicht gerade sorgsam mit ihm umgegangen. Ich kann mich noch an meine Kinderzeit erinnern, wo es amtlich verboten blieb, in dem Fluss zu baden, so verdreckt und verseucht kam er herunter mit den Chemikalien aus Rhein-Main.

Meist eine übelriechende Kloake, bestenfalls ein trüber Strom, nahm man sein Dasein zu selbstverständlich. Man schrieb die boomenden Adenauer-Jahre, die Schlote rauchten kräftig, aber sie stanken ebenso.

Doch in den letzten Jahren gilt es Wunderliches zu berichten. Man hat diesen Schatz namens Rhein wiederentdeckt. Entlang des Flusses sind in den Metropolen neue blühende Stadtviertel entstanden. Dort, wo früher verfallende Industriebaracken und schäbige Gütersilos standen, wurden nun moderne Bürohäuser und attraktive Wohnkomplexe hochgezogen.

Architekten durften sich austoben. In Düsseldorf Frank Gehry mit seinem neuen Zollhof, drei schief-futuristisch gekrümmten Bauten mit gewellter Fassade. Der Gehry’sche Dekonstruktivismus passt wunderbar an den Rhein, symbolisiert er doch die Ablösung der überlebten Form und Funktion durch eine erneuerte Konstruktion.

Die Dynamik dieser Revitalisierung der Rheingegend lässt sich überall anschauen, in Köln und in Düsseldorf vor allem. Zuerst kommen die Medienbetriebe und Werbeagenturen, dann die Modeheinis und die Designerläder. Und die Rechtsanwälte, die Architekten und Unternehmensberater, die sich dann ansiedeln. In Düsseldorf arbeiten heute im Hafen 8.000 Menschen in 600 Firmen.

Ein großes Kino sorgt für Laufkundschaft und Trubel am Abend. Ebenso wie schicke Restaurants und Clubs und Bars. Wenn dann noch ein paar gute Hotels eröffnen, wie das Hyatt in Düsseldorf, dann kommt so langsam Leben in die Bude.

Dass in Düsseldorf dieses neue Stadtviertel den Namen Medienhafen trägt, jetzt wo die Zukunft der Medien ein wenig düster erscheinen mag, darf als erfreulicher Fingerzeig gewertet werden. Aus dem Alten entsteht das Neue. Das ist jener Kreislauf, den Joseph Schumpeter als schöpferische Zerstörung bezeichnet hat, aus dem Ende des einen geht das Neue hervor. Man mag den guten alten Tagen ein wenig nachtrauern, doch die Innovation, Vater Rhein zeigt’s allen, entfaltet flott frischen Charme und neue Anmut.

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