Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Schlagwort: Spanien

Olivenöl von LA Organic – ein Geschenk des Himmels

Die Olivenbaum-Plantage LA Organic, westlich von Ronda in Andalusien. Foto: W. Stock, April 2019.

Wen der Weg in die Berge Andalusiens verschlägt, in die weiße Stadt Ronda, der sollte einen Abstecher zu LA Organic in Erwägung ziehen. Zur Finca LA Almazara, zweieinhalb Kilometer westlich von Ronda, wo der Besucher durch einen Paradiesgarten blühender Olivenhaine wandeln kann. Auf 25 Hektar werden dort Olivenbäume ökologisch angebaut, ebenso wie Weinreben, aus deren Trauben ein Pinot Noir gewonnen wird. 

Seit mehr als zweihundert Jahren werden auf LA Almazara Olivenbäume kultiviert, zunächst unter der Obhut eines Nonnenklosters aus Ronda. Das Olivenöl dieser Plantage, La Amarilla genannt, gelber Saft, hatte immer schon einen guten Ruf, weit über die Region hinaus. Die Familie Gómez de Baeza, Besitzer von La Amarilla, entwickelte das Anwesen in den 1990er Jahren zu LA Organic weiter. Durch eine strikte ökologische Ausrichtung und kluges Marketing gelang es LA Organic, sich zu einem der angesehenen Produzenten von Olivenölen weltweit zu mausern.

Vollständig verzichtet die andalusische Finca auf Chemie und Pestizide. In dem mediterranen Gebirgsklima mit seinen moderaten Temperaturen gedeihen die Olivenbäumen ideal. Das Problem im südspanischen Sommer bleibt der Wassermangel. Als Lösung haben die Olivenbauern auf LA Almazara über die gesamte Anbaufläche eine Vielzahl von Brunnen gebaut und künstliche Bewässerungssysteme angelegt.

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In dem sonnigen Klima von Ronda gedeihen mit die besten Olivenfrüchte überhaupt, mit künstlicher Bewässerung wird nachgeholfen. Foto: W. Stock, 2019.

Die Olivenernte findet ab November für sechs Wochen statt. Ein Olivenbaum kann mit einem Ertrag zwischen 20 und 30 Kilogramm Oliven rechnen, wobei fünf Kilogramm Fruchtfleisch etwa einen Liter Olivenöl ergeben. In der Umgebung von Ronda werden besonders die fruchtigen Olivensorten Picual und Arbequina gewonnen. 

Man kann in der Erntezeit auch selbst anpacken und auf La Almazara sein privates Olivenöl ernten, destillieren und abfüllen. Die Ernte erfolgt in alter Tradition händisch, durch Abschlagen, und wird dann ohne lange Transportwege direkt der eigenen Ölmühle zugeführt. Hier werden die Oliven gewaschen, zerkleinert und schließlich durch Pressung der Saft aus den Früchten gewonnen. 

LA Organic gehört heute als private Company einer Gruppe von spanischen Geschäftsleuten. Was dieses Unternehmen von vielen anderen unterscheidet: Bewährte Traditionen des Olivenbauerntums werden gepaart mit modernen Vermarktungsmethoden. 

Großen Wert wird auf eine ansprechende Verpackung gelegt. Philippe Starck, der Pariser Star-Designer, durfte die Gefässe entwerfen. Der Franzose hat sich für eine Metalldose entschieden, als Rückbesinnung und als optimale Aufbewahrungsmöglichkeit zugleich. Das LA-Design von Philippe Starck überzeugt in Funktionalität und besitzt in seiner minimalistischen Eleganz einen hohen Wiedererkennungswert.

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Bei einer Verköstigung können die Varianten von LA Organic probiert werden. Intenso oder Suave. Oder die Gourmet-Ausführung edición limitada namens La Oro. Foto: W. Stock, 2019.

Beim Bummel über das sorgsam gehegte Landgut fällt architektonisch ins Auge, dass einige Brunnen und Steinbauten auch an die islamische Vergangenheit Andalusiens erinnern. Wobei bekanntlich Christen als auch Muslime das Olivenöl gleichermassen als wohlschmeckend und heilsam verehren.

Zum Abschluss eines Besuches sollte man einer Verköstigung in dem feinen Showroom beiwohnen, uns assistierte kenntnisreich Guide Victoria. Mein Favorit aus dem Sortiment von La Amarilla bleibt das LA Suave mit seinem fein-milden Aroma und dem leicht süßlichen Geschmack.

Das erste Mal bin ich mit dem Olivenöl von LA Organic in

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Rainer Maria Rilke erliegt dem Charme von Ronda

Umgeben von grünen Olivenhainen und andalusischen Weingütern balanciert Ronda am Abgrund.
Photo: W. Stock, 2019

Das Schicksal hat es mit Rainer Maria Rilke nicht immer gut gemeint. Der Dichter leidet am Leben, er ist oft kränklich, von schweren Gedanken gedrückt, mit den Frauen klappt es nicht so recht und zudem ist das Portemonnaie des Poeten meist klamm. Das Leben hat diesen Menschen nicht auf die Sonnenseite geworfen, sein Leben läuft ab in Hoch und Tiefs. Doch Gedichte kann der Mann schreiben wie kein Zweiter, zum Niederknien.

Eines seiner schönsten heißt Herbsttag:

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke schreibt Herbsttag im Jahr 1902, es ist ein Gedicht über den heraufziehenden Herbst, eine Zwiesprache mit Gott, der Mensch bleibt das Objekt, der Getriebene, der sich den Naturgewalten fügen muss. Der Mensch ist klein und die Schöpfung groß.

Am 4. Dezember 1875 wird Rilke als Sproß eines Militärbeamten in Prag geboren, das damals unter österreichischer Regentschaft steht. Nach dem Abitur studiert er Kunst und Literatur in Prag, München und Berlin. Im Jahr 1900 lässt der Österreicher sich in der norddeutschen Malerkolonie Worpswede nieder und heiratete die Bildhauerin Clara Westhoff, von der er sich 1902 wieder trennt.

Im Jahr 1905 wird er für acht Monate der Privatsekretär des Bildhauers Auguste Rodin in Paris. Es folgen Reisen nach Nordafrika und Ägypten. Im Ersten Weltkrieg wird er beim österreichischen Landsturm aus Gesundheitsgründen ausgemustert. Nach Kriegsende halten den mittellosen Dichter meist Mäzene über Wasser. Rilke stirbt am 29. Dezember 1926 mit nur 51 Jahren im Sanatorium Val-Mont bei Montreux an Leukämie.

Im Winter 1912 besucht Rainer Maria Rilke die spanische Halbinsel, er reist nach Toledo, Córdoba und Sevilla. In Andalusien ist Rilke gepackt von der maurischen Architektur und Tradition. Vom 9. Dezember 1912 bis Mitte Februar 1913 verbringt er die Winterwochen in Ronda. Der Fluß in seinem schluchtigen Abgrund spiegelt die zerrissenen Lichter des Himmels, aber auch mein Innerstes wider, schreibt der Poet nach seiner Ankunft in Ronda. 

Andalusien ist nicht Goethes Land, wo die Zitronen blühen, aber Ronda die Stadt, in der Orangenbäume die Alleen und die Straßen säumen. Augenblicklich erliegt Rainer Maria Rilke dem Liebreiz der weißen Stadt. Im feinen Hotel Reina Victoria schreibt der Poet mit dem traurigen Augen im Januar seine Spanische TrilogieIn der Spanischen Trilogie hat Rainer Maria Rilke seine Gedanken zu Ronda für die Ewigkeit festgehalten. 

Aus diesem Fluß im Talgrund, der den Schein
zerrissner Himmels-Lichtung fängt – (und mir);
aus mir und alledem ein einzig Ding
zu machen, Herr: aus mir und dem Gefühl …
 

Die Statue aus Bronze befindet sich seit 1966 im Park hinter dem Hotel Reina Victoria. Unter Palmen steht er da, mit Schnurrbart, ein Buch in der rechten Hand, und der Blick geht in den Osten, in den Landschafts-Teppich aus Sonnenblumen, grünen Olivenhainen und Jahrhundertpinien. Der Bildhauer Nicomedes Díaz Piquero lässt Rilkes Blick sanft in die majestätische Ferne gleiten, wie bei einem Menschen, der näher zur Allmacht strebt oder zu Gott, wie immer man die Kraft nennen will, die stärker ist als der Mensch.

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Der böhmische Dichter Rainer Maria Rilke, der so wunderbare Verse auf Deutsch schreiben konnte, blickt in Ronda hinaus in die Bergwelt Andalusiens. Photo: W. Stock, 2019

Dem verzagten Rainer Maria Rilke fehlt jedoch der Mut, sich in diesen andalusischen Zauber fallen zu lassen, der unstete Dichter bleibt ein Gefangener seiner selbst. Hier wäre nun freilich auch der Ort, recht spanisch zu leben und zu wohnen, wäre nicht die Jahreszeit, wäre nicht meine mühselige Unlust, mich mit anderen Beschwerden als den nötigsten (angeborenen und eifrig angeeigneten) einzulassen.

In dem kleinen Zimmer 208 auf dem zweiten Stockwerk hat er

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Hemingway – ein politischer Kopf?

Hemingway war kein politischer Schreiber. In Sachen Politik war er eigentlich ein dummer Kerl. Politik interessierte ihn, den Anti-Intellektuellen, nur am Rande. Er war ein Bauchmensch.

Das hinderte ihn nicht, schnell Position zu beziehen. So im Spanischen Bürgerkrieg, so bei der kubanischen Revolution. Seine Standortbestimmung war jedoch meist intuitiv, emotional oder an Personen geknüpft. Und wehe, wenn man auf der falschen Seite, von Hemingway aus gesehen, stand!

Das bekam beispielsweise John Dos Passos zu spüren. Der Autor des Megaromans Manhattan Transfer hatte 1937 zusammen mit anderen Intellektuellen unter Leitung des holländischen Dokumentarfilmers Joris Ivens den Propagandastreifen The Spanish Earth als Unterstützung für die Republikaner gedreht. Zu dem Film hatte Hemingway den Kommentar geschrieben, den Orson Welles sonor vortrug.

Ein Jahr später legte Dos Passos leichte Sympathien für den aufständischen General Franco an den Tag, weil seiner Meinung nach – und was nicht zu leugnen war – stalinistische Kommunisten auf Republikanerseite die Oberhand gewannen und die verbündeten Anarchisten und Trotzkisten terrorisierten.

Hemingway schrieb seinem alten Freund John Dos Passos einen gesalzenen Brief und stauchte ihn zusammen. John sei oberflächlich, was für einen Schriftsteller ein ziemlicher Vorwurf ist. Die Sache ist, dass Du die Wahrheit nicht in zehn Tagen oder drei Wochen herausfinden kannst, und dieser Krieg ist lange Zeit nicht von den Kommunisten geführt worden. Wenn die Leute eine Artikelserie von Dir lesen, die sechs Monate und länger läuft, merken sie gar nicht, wie kurz Du in Spanien gewesen bist und wie wenig Du gesehen hast.

Auch wenn Hemingway eher unpolitisch daher kam, so besaß er doch seine Grundüberzeugung. Grundwerte, die sich aus seinem Leben und seinem Temperament ableiteten. Sein Verständnis als Schriftsteller beschrieb Hemingway 1935 in einem Brief an Iwan Kaschkin. Jeder versucht einen jetzt mit der Behauptung einzuschüchtern, wenn man nicht Kommunist werde oder einen marxistischen Standpunkt einnehme, wird man keine Freunde haben und allein sein. Ich kann jedoch kein Kommunist werden, weil ich nur an eines glaube: an die Freiheit.

Ein Haudegen wie Hemingway konnte den Freiheitsbegriff politisch nicht abstrahieren. Er ging mit einem solchen Wert eher pragmatisch, träumerisch, ja romantisierend um. Freiheit bedeutete für ihn immer das Gegenteil von Zwang. Hemingway, dem Individualität und Unabhängigkeit wichtig waren, besaß stets eine große Skepsis gegenüber dem Kollektiv. Als erstes würde ich mich um mich selbst kümmern. Dann würde ich meinem Nachbarn helfen. Aber um den Staat kümmere ich mich überhaupt nicht.

Ein Schriftsteller hat laut Hemingway nicht die Aufgabe, einen politischen oder Klassenstandpunkt einzunehmen. Er soll ein Geschehen aufschreiben und nicht erfinden oder fabulieren. Ein guter Autor habe nicht für eine Sache oder für eine politische Zielsetzung  zu schreiben. Ein Autor diene niemandem, nur der Wirklichkeit. Ein echtes Kunstwerk ist von unbeschränkter Dauer, egal, welche politische Meinung darin steckt. Wer genug Talent hat, ist in allen Klassen zu Hause. Er nimmt von ihnen allen und was er gibt, gehört jedem.

Die Arbeit eines Schriftstellers sollte allein dem Anliegen dienen, große Kunst zu schaffen. Ein Autor geht hinaus in die Welt, beobachtet und schreibt auf. Das habe ohne Vorurteil zu erfolgen. Nur zweitklassige Schriftsteller, nur Autoren ohne Talent, seien darauf angewiesen, sich in den Klassenkampf zu begeben.

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