PeterDruckerDeanIm Economist von dieser Woche entdecke ich eine halbseitige Stellenausschreibung. Die Claremont Graduate University sucht einen Dean. Ein Dean, ein Dekan, leitet die Fakultät einer Hochschule und hier sucht man den Kopf für die Peter F. Drucker and Masatoshi Ito School of Management.

Schöne Erinnerungen kommen da auf. Denn in den späten 80er Jahren durfte ich der Lektor und Verlagsleiter von Peter F. Drucker sein, der als Lehrmeister des modernen Managements weltweit anzusehen ist. Der gebürtige Wiener Drucker, ein sympathischer und bescheidener Mensch, lehrte über 30 Jahre an Claremont, das 50 Kilometer östlich von Los Angeles liegt. Von 1971 bis 2002 war er an der CGU Professor, im Jahr 2005 ist Peter in Claremont gestorben.

In meinem gesamten Berufsleben bin ich keinem klügeren Menschen begegnet als ihm, und ich kann versichern, dass ich verdammt vielen klugen Menschen begegnet bin. Die Stellenanzeige skizziert einige der zentralen Gedanken von Peter. Management sei keine Wissenschaft, sondern eine Kunst. Charakter und Moral seien ebenso gefragt wie Modelle und Statistiken.

Die School of Management der Claremont University gehört nicht zu den führenden Business Schoools in den USA, kein Vergleich zu Harvard oder Stanford, aber mit ihren 14 Professoren und dem leuchtenden Name Peter F. Drucker spielt sie als Außenseiter in der Eliteliga mit. Claremont zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ihr MBA-Studium interdisziplinär anlegt ist. Neben betriebswirtschaftlichem Rüstzeug eben auch Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften.

Dabei war das Verhältnis von Peter Drucker zu seiner Claremont University nicht immer ungetrübt. Als die Universität um die Jahrhundertwende knapp bei Kasse war, erhielt sie von einem japanischen Unternehmer dauerhafte Zuwendungen in Millionenhöhe. Und als Dank wurde 2004 der Name des japanischen Milliardärs in die Fakultätsbezeichnung aufgenommen, die dann holprig Peter F. Drucker and Masotoshi Ito School of Management hieß. Peter, den man vorher gefragt hatte, reagierte souverän auf die Namenserweiterung. Leute, sagte Peter, wenn ihr das Geld braucht und es nützlich einsetzten könnt, dann nehmt es. Nehmt auf mich keine Rücksicht.

Trotzdem hat dies Peter weh getan. Denn das ganze ist so, als würde man in Bonn die Konrad-Adenauer-Brücke, nur weil Ebbe in der Kasse ist, in Konrad-Adenauer- und Abercrombie and Fitch-Brücke umtaufen. Ein richtiger Rheinländer würde da wohl sagen, bevor wir unsere Seele verkaufen, dann hungern wir lieber ein wenig.

Diese einfältige Namensumbenennung scheint mir zudem ein akademischer Sündenfall. Denn Peter hat in seiner eigenen Alma Mater gegen den Wind gepredigt. Hier hat die Hochschule gegen so ziemlich alle Leitbilder – Markenklarheit, Integrität, Nachhaltigkeit – verstossen, die der große Peter Ferdinand Drucker drei Jahrzehnte in ihren Hörsälen so eindrucksvoll gelehrt hat.

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