Der Korb ist nicht mehr so gut gefüllt wie einst. Foto: W. Stock, 2023.

Wenn man von der Makroseite auf die deutsche Wirtschaft schaut, erkennt man auf den ersten Blick, in welchem Bereich es im Sommer 2023 hakt. Besonders die hohe Inflation – in der Spitze bei 10 Prozent – hat alle Stützen einer prosperierenden Ökonomie durcheinander gewirbelt. Die anhaltende Geldentwertung hinterlässt spürbaren Systemschaden an Gehältern, Renten und Sparvolumina.

Der Bösewicht ist schnell ausgemacht: Mit ihrer lockeren Geldpolitik hat die EZB über Jahre die Inflation in den europäischen Mitgliedsstaaten stark befeuert. Allein von Frühjahr 2020 bis Mitte 2022 erhöhte die EZB die breit gefasste Geldmenge M3 um ungesunde 23 Prozent. Steigt die Geldmenge schneller als Wirtschaftswachstum und Produktivität, so löst dies nach der Quantitätstheorie eine entsprechend steigende Inflation aus.

In Europa ist das Geld im Verhältnis zum Güterangebot angewachsen, wirkungsverzögert steigen nun die Preise in ähnlicher Größenordnung. Es ist eine Krise mit Ansage: Die Binnenwirtschaft gerät aus dem Gleichgewicht. Leidtragende sind die kleinen Sparer und Menschen mit geringem Einkommen, die keinen Ausgleich für die entwerteten Spareinlagen und die gesunkenen Reallöhne erhalten.

Eine solche hausgemachte Inflation führt zu einer willkürlichen Vermögensumverteilung, die nichts mit Leistung oder Bedarf zu tun hat. Neben Verlierern gibt es auch Gewinner. Die öffentlichen Schulden verringern sich real, doch die Privathaushalte verlieren an Vermögen. 

Dies ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Die EZB-Geldmengen-Ausweitung fällt in unseren Tagen dummerweise zusammen mit einer globalen Angebotsinflation. Das allgemeine Preisniveau steigt durch Knappheit an den Gütermärkten. Höhere Produktionskosten ­– vor allem durch steigende Rohstoff- und Energiekosten, sowie durch die Unterbrechung der Lieferketten – setzen der Weltwirtschaft ergänzend zu.

Gerade Deutschland, das historisch nach dem Weltkrieg an niedrige Inflationsraten gewöhnt gewesen ist, hat sich auf eine dauerhafte Inflation nicht eingestellt. Zwar hat die EZB mit der Erhöhung des Leitzinses ab Juli 2022 die Handbremse gezogen, weshalb die eng gefasste Geldmenge M1 (die jederzeit verfügbaren Bankeinlagen) seit Januar 2023 abnimmt.

Doch die Herstellung eines neuen Gleichgewichtes erweist sich als eine Gratwanderung. Die restriktiven EZB-Maßnahmen dämmen zwar die Inflation, eine schrumpfende Geldmenge birgt jedoch zugleich die Gefahr einer Rezession.

Wie kommt man aus dieser Zwickmühle? Einiges kann der Staat tun. Strikte Haushaltsdisziplin, der Abbau von sinnlosen Subventionen und ein allgemeines Zurückstutzen der wuchernden Reglementierung. Es gilt vor allem eine Wachstumsdynamik zu stimulieren, um die Produktivkräfte gegen eine heraufziehende Rezession zu wappnen.

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