Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Schlagwort: beach

Astrud Gilberto singt den Bossa Nova

Photo by Volker Wagner

The Girl from Ipanema. Die zierlichen Töne dieser gut verträglichen Melodie erzählen von dem Strandmädchen aus dem schwülen Rio de Janeiro. Und die Musik klingt denn auch nach Tropenhitze, nach dem Meer und wohl auch ein wenig nach feiner Erotik.

An einem hübschen Julitag, irgendwann Ende der 70er Jahre, irgendwo in einer Stadt am Meer, treffe ich die Sängerin Astrud Gilberto. Sie ist the Girl from Ipanema.

Tom Jobim komponierte dieses Lied und es hat Astrud Gilberto zu einem Weltstar gemacht. Das war 1964 und noch heute hört man das Lied aus den Radios und in den Pianostuben von Seattle bis Monaco. Tom hatte sich in ein Mädchen verliebt, das jeden Tag auf dem Weg zum Strand wiegenden Schrittes an der Bar Garota de Ipanema vorbei schlenderte.

Astrud Gilberto kommt noch immer mit ein paar Tönen aus. Das ist nicht weiter schlimm, weil ihr zartes Timbre so wunderbar zur spielerischen Abgeklärtheit passt, die diesen Rhythmus aus Samba und Cool Jazz so auszeichnet. Hier sei eine Stimme ohne Stimme am Werke, haben damals viele gelästert, hier singe eine Hausfrau. Das waren hässliche Kommentare, und törichte obendrein. Denn man muss einwerfen, Astrud und der Bossa, Widerspruch ist nicht erlaubt, it’s a perfect match.

Nachdem sich solch eine Sichtweise durchgesetzt hatte, war die Karriere von Astrud Gilberto nicht mehr aufzuhalten. Den Grammy hat sie damals für The Girl from Ipanema bekommen, für jene legendäre Aufnahme mit Stan Getz und Joao Gilberto, ihrem damaligen Ehemann und einem der Väter des Bossa Nova.

Jener Bossa Nova, die neue Welle, ist ein bekömmliches Mixgetränk aus brasilianischer Lebensfreude und amerikanischer Reflektiertheit. Der Bossa, ein populärer Musikstil in den 60er Jahren, kommt so als eine Stilmischung aus brasilianischer Rhythmik, der samba do brasil, und cool jazz-beeinflusster Melodieführung daher. Gerade die Intellektuellen und die akademische Mittelschicht mögen diese Musik, die sowohl auf’s Herz als auch auf’s Hirn zielt.

In all ihren Liedern hat sich die Gilberto immer innerhalb einer Oktave bewegt und manchmal meint man, sie könne gar nur drei Töne singen. Und trotzdem hat niemand so bezaubernd die kühle Sinnlichkeit des Bossa Nova darreichen können, wie diese kleine, aparte Frau.

Trotz aller gesanglicher Limitation gehören ihre Schallplatten zu den musikalischen Höhepunkten des Jazz im letzten Jahrhundert. Besonders wenn das Tenorsaxophon von Stan Getz ihr zur Seite stand. Überhaupt Stan Getz. Jener Stan Getz, der wohl der beste Tenorist von allen war, und der zu früh gestorben ist, weil er viel zu viele Zigaretten geraucht hat.

In meiner Hand einen Martini, in der anderen eine John Player stehe ich nun vor Astrud Gilberto, die mich offen anblickt. Ich sehe Astrud an, ringe nach Worten, und weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Wenn Du singst, bekommt deine Stimme Flügel und entschwebt, sage ich, und wundere mich noch, dass ich solch Sonderbares verzapfe. Vielen Dank, erwidert Astrud, das haben Sie schön gesagt. Und ein Lächeln hellt das Gesicht dieser zarten Frau auf.

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Teddy Stauffer mag die Frauen

Nun, man kennt das ja, ein wenig Fama mag bei einem Playboy schon dabei sein. Als ich Teddy Stauffer 1982 in Acapulco besuche, erblicke ich kein Starlet, das mir den Cocktail reicht, sehe ich keine Frau, die sich auf dem breiten Bett seines Schlafzimmers räkelt. Nein, im Herbst seiner Tage ist ihm nur der mexikanische Diener geblieben, der dem schon etwas gebrechlichen Playboy über den Tag hilft.

Aber, keine Frage, Frauen dominierten Teddys Leben. Wahrscheinlich haben wir es bei Teddy mit einem Mann zu tun, der einfach nicht erwachsen werden will. Mit einem Träumer, einem Traumtänzer mitunter. Jedenfalls mit einem von der Sorte Mensch, der die sonnigen Seiten des Lebens zu genießen weiß.

Am 28. April 1941 trifft Teddy Stauffer auf der Exeter via Lisabon in New York ein. Im Schlepptau seine Freundin Louise Munn. Dann geht es auch gleich los. Im Juli 1941 eine Affäre mit der Schauspielerin Lilian Harvey. Da ist er, Teddy, der Teflon-Lover. Hier lässt einer nichts anbrennen. Und immer auf Hochtemperatur.

Teddy muss sicherlich als Playboy bezeichnet werden, aber als einer in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes. Ein Weltenbummler, sprachgewandt, extrovertiert, einer der gut feiern kann, jemand, der das Feminine liebt und sich selbst wohl auch. Einer, der die Liebe spielerisch nimmt und an die Leichtigkeit des Momentes glaubt. Mach keine halben Sachen, meint er, und wahrscheinlich sind nicht nur die Frauen gemeint.

Im Januar 1946 Heirat mit Faith Domergue, und in den Klatschspalten sollte stehen, Faith sei die frühere Geliebte des mysteriösen Tycoons Howard Hughes. Das war so etwas wie die Silbermedaille.

Gold holt Teddy dann im Juni 1947. Eine Liebschaft mit Rita Hayworth. Das ist der Gipfel! Rita, die femme fatale jener Jahre, gilt in den späten 40ern als begehrenswerteste Frau der Welt. Hollywood verleiht dieser Schauspielerin den Beinamen The Love Goddess, die Göttin der Liebe, als Pin-up-Girl hängt sie im Spind von tausenden amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg.

Bei den Dreharbeiten zu dem Film Lady from Shanghai in Acapulco hat Teddy Stauffer jene Rita ihrem damaligen Gatten, dem genialen Orson Welles, kurzerhand ausgespannt. Dann fliegen die beiden Turteltäubchen in die Schweizer Berge und anschließend in die Stadt der Liebe, nach Paris, und die Weltpresse druckt fleißig die Fotos des Seitensprungs. Der gehörnte Orson Welles bleibt tobend zurück und wünschte Teddy Tod und Teufel an den Hals.

Doch auch die schöne Rita bleibt eine Episode. Im Oktober 1947 die Scheidung von Faith Domergue, die ein paar Stunden später den Regisseur Hugo Fregonese heiraten sollte. So ist das damals in diesen Kreisen, man sieht die Liebe eher sportlich.

Im Juni 1951 dann Heirat mit Hedy Lamarr. Hedy Lamarr, die zweite seiner fünf Ehefrauen, heißt in Wirklichkeit Hedwig Kiesler und hat es als Schauspielerin aus Österreich in Hollywood zu passablem Erfolg gebracht. Ihre Filme sind heute fast alle vergessen, aber sie bleibt in Erinnerung als die erste Leinwand-Diva, die sich – man zählt das Jahr 1933 – in einem Film, jenem mit dem verheißungsvollen Titel Extase, ganz und gar nackig zeigte. Teddys Ehe mit dem Nackedei hält ganze neun Monate.

Anfang der 50er sieht man Teddy dann öfter mit Gene Tierney in Acapulco. Im März 1955 heiratet er Ann Nekel Brown. Auch diese Ehe hält neun Monate. Ein Playboy zählt nicht die Jahre, sondern die Stunden. Die Hamburgerin Pan Am-Stewardess Ute Weller heiratet Teddy dann im Mai 1957, die Scheidung nach einem guten Jahr. Im Dezember 1958 eine Liebelei mit Schauspielerin Margaret Binns, einen Monat später dann mit Pat Gaston.

Im Jahr 1959 nochmals eine Heirat, diesmal mit Patricia Morgan, einem Modell. Am 19. April 1962 wird Tochter Melinda Morgan Stauffer in Los Angeles geboren. Die Ehe ist 1963 kaputt, Patricia stirbt 1988 in Kalifornien, 55 Jahre alt.

Worin liegt das Geheimnis dieses Mannes bei den Frauen? Teddy Stauffer ist hochgewachsen, schlank, blond, ein Typ, auf den die Frauen fliegen. Und Teddy himself ist ein ein Mann, der weiß, wo bei den Frauen der Knopf zum Anknipsen ist. Aber das ist noch mehr. Aca natürlich, der mexikanische Garten Eden eines Lebemannes, die Sonne, reichlich Hitze, Berge von Blumen, die Drinks natürlich. Aber der größte Schlüssel zum Herzen der Frauen, das weiß der Swingmusiker, ist die Musik. Wenn Teddy die Geige spielt, dann schmelzen die Frauenherzen nur so dahin. Denn Teddy lässt beim Tête-à-Tête immer seine Geige erklingen und er spielt, als spiele er nur für sie. Nur für diese eine Frau, und nur für diesen Abend. Wer würde da nicht schwach werden?

Aber nun, mit Mitte 70, zeigt sich Teddy als Playboy, den auch Zweifel und die Melancholie plagen. Wissen Sie, sagt er zu mir in Acapulco, ich war dumm. Fünfmal verheiratet, eine Tochter. Ich hätte es umgekehrt machen sollen, meint Teddy traurig, einmal verheiratet und fünf Töchter.

siehe auch: Teddy Stauffer: Der Swingkönig im Paradies

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Acapulco: Die sonnige Bucht des Fidel Castro

Photo by W. Stock

Acapulco, im April 1992

Goin‘ loco down in Acapulco. Man wird schnell verrrückt hier, rasch schnappt man über vor lauter Sinnenfreude und Lebenslust. Der liebe Gott hat damals einen guten Tag erwischt, als er daran ging, der Natur die Reichtümer zu zuweisen. Und bei diesem Landstrich im Westen Mexikos zeigte er sich dann überaus großzügig.

An Mexikos blauer Pazifikküste herrscht ewiger Hochsommer. Herbst und Winter sind unbekannte Phänomene. Der Frühling findet an einem Märznachmittag statt. Um die 16 Kilometer langgezogene, sichelförmige Bucht hat man in den letzten Jahren riesige Hochhäuser und bombastische Luxushotels aufgestellt, die wie ein feines weißes Gebiss in den azurfarbenen Himmel ragen.

Entlang der Costera fallen vor allen von November bis Februar die Touristen aus aller Welt in Scharen ein und breiten sich tagsüber aus auf den feinkörnigen Sandstränden mit den Palmenbäumen, die auch nur wenig Schatten spenden mögen.

Am nördlichen Ende der sonnigen Bucht beginnt Acapulco tradicional, das Acapulco der Mexikaner, mit dem pittoresken Fischerhafen, den günstigen Restaurants und der kleinen Kathedrale Nuestra Señora de la Soledad. In der Gegend um den Zócalo, den Hauptplatz, herrscht wie jeden Tag ein reges Treiben.

Die Männer im Café neben dem Kirchenhaus stoßen lauthals mit ihren schlanken Coronaflaschen an, im Denny’s verdrücken die jungen Burschen der Stadt noch eine Hamburguesa, während sie mit ihren Freundinnen einen erwartungsvollen Blick in die Novedades auf die Seite mit dem Kinoprogramm werfen. Und kurze Zeit später sieht man das junge Liebespaar verstohlen ins Dunkel des Kinotheaters huschen.

Die wuchtige Schwüle der Tropen drückt auf die ganze Stadt und ihre Bewohner. Dieser Ort besitzt aphrodisierende Wirkung, weshalb auch immer, und so lässt sich manch einer zu ziemlichen Verrücktheiten verführen. Und dieses Goin‘ loco meint dann auch, der Verstand setzt aus, man wird ein anderer Mensch, oder vielleicht, man wird endlich zu dem Menschen, der man immer sein wollte.

In diesem aufregenden Acapulco zählt auch nicht die Zeit. Die endlose Sonnenglut lässt nicht nur jeden deutlichen Klimabefund, sondern auch jedes ordentliche Zeitmaß zerrinnen. Dementsprechend besitzt die Vergnüglichkeit der Menschen und die Lebendigkeit dieser Stadt sowohl Gleichmaß als auch Unvergänglichkeit.

Die Acapulqueños gehören zu einem Menschenschlag, der von Sonne und Meer verwöhnt, das Leben in all seiner Lust, in all seiner Unbeschwertheit und all seinem Wohlbehagen auszuleben versteht. Dazu gehört die lockere Extrovertiertheit ebenso wie diese spürbare Sinnenfreude.

Wer erfand eigentlich dieses schöne Acapulco von heute? Die Antwort auf diese Frage mündet in einer netten Fussnote der Zeitgeschichte. Zwei – und zwar zwei sehr unterschiedlichen – Männern gebührt das Verdienst, Acapulco zum reizvollen Seebad gemacht zu haben. Da ist zum einen Teddy Stauffer, der emigrierte Swingmusiker und Mister Acapulco, der halb Hollywood nach Aca holte.

Und die zweite Person heißt Fidel Castro. Denn dessen Revolution von 1959 sagte finito auch zu amerikanischen Touristen und Nachtschwärmern in Havanna. Der Jetset musste weiter ziehen und nach einem anderen lustvollen Hot Spot im Süden Ausschau halten. Und es fand sich: Acapulco. The sunny side of life. Auch hierfür muss man Fidel Castro dankbar sein.

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Teddy Stauffer: Der Swing-König im Paradies

Teddy Stauffer
Teddy Stauffer, im November 1982, in Acapulco, am mexikanischen Pazifik. Foto: W. Stock

Acapulco, im November 1982

Stauffer, Teddy 41161, steht im Telefonbuch von Acapulco, Av. Villa Vera S/N. Dieses S/N Sin Número – ohne Hausnummer – in der Avenida Villa Vera mag in Mexiko zweierlei bedeuten. Zum einen kann sich die Adresse in einer solch elenden Gegend befinden, dass die Stadtverwaltung bislang nicht von ihr Notiz nehmen mochte. Zum anderen freilich kann das Stadtviertel so fein und exklusiv sein, dass man den Prachtvillen eine profane Hausnummer nur ungern zumuten mag. „Kommen Sie morgen um zehn!“, lässt uns freundlich eine Männerstimme am Telefon in schweizerspanischem Tonfall wissen.

Wenn Teddy Stauffer Besuch empfängt, so lässt er eine schmale, zwei Meter lange Zugbrücke aus Holz herunter, die seinen Wohnturm von der Strasse trennt. Die Villa Vera ist oberhalb des Stadtzentrums in den Hang gebaut und gilt mit seinem luxuriösen Swimmingpool und dem Racquet Club als die mondäne Luxusherberge der Stadt. Von Teddys Hotelturm aus erhält man einen atemberaubenden Blick auf die Bucht von Icacos und den kilometerlangen Strand, der wie eine Sichel den mexikanischen Badeort umläuft. In etwa so, denke ich bei mir, muss der liebe Gott sich das Paradies vorgestellt haben. 

Ins Paradies vertrieben, aus Nazi-Deutschland. In den späten 30ern ist der Schweizer Teddy Stauffer der Swing-König von Berlin, gefeiert und bejubelt. Die Stadt ist in jenen Jahren die europäische Metropole schlechthin, ein Schmelztiegel, in dem Künstler und Halbkünstler, Seidene und Halbseidene das turbulente Leben bei Tag und insbesondere bei Nacht bestimmten. Innerhalb von fünf Jahren können sich die Teddies in der Berliner Szene einen beachtlichen Ruf erwerben und man sieht sich in der Lage, die kleine Swing-Band nach und nach durch junge, talentierte Musiker zum Orchester zu erweitern. 

Nach braunen Schikanen und Kriegsausbruch, längst wieder in Bern, packt Teddy Stauffer im Jahr 1941 seinen Koffer, lässt die Heimat, auch Band und Musik hinter sich, und fährt mit dem Dampfer über den Atlantik nach New York. Dann nach Hollywood, er versucht sich als Filmkomponist, und nach abenteuerlichen Wirrungen und Fügungen wird der hochgewachsene Schweizer viele Monate später in Mexiko, in Acapulco, stranden.

Neben dem früheren Staatspräsidenten Miguel Alemán, dessen Einsatz Ende der 40er Jahre die touristische Erschließung Acapulcos voranbringt, hat Teddy Stauffer am meisten dafür getan, dass heute alle Welt diese Stadt am Pazifik kennt. Folgerichtig bezeichnen ihn die Amerikaner als Mister Acapulco, während er von den Einheimischen liebevoll Señor Teddy genannt wird.

Und Teddy Stauffer sorgt dafür, dass all die Leinwandgrößen, Troubadoure und dralle Divas hinab ins Acapulco Dorado – ins vergoldete Acapulco – pilgern und froh sind, ohne Schlips und Kragen ins richtige Leben springen zu dürfen. Nach und nach kommt die ganze Hautevolee ins sonnenverwöhnte Aca, wie man das unbekümmerte Seebad bald zu nennen pflegt.

Und der mexikanisierte Schweizer Teddy Stauffer spielt den Gastgeber all dieser Käsegesichter, die sich nun blicken lassen. John Wayne rückt an und kauft gleich ein Haus, die superblonde Kim Novak überstrahlt alles, Tarzan Johnny Weissmuller kommt und sollte bis an sein Lebensende bleiben, Liza Minnelli wird Dauergast und ohne den alten Kumpel Frank Sinatra läuft natürlich gar nichts.

Es wird eben dieser Francis Albert Sinatra aus Hoboken/New Jersey sein, dem im Jahr 1958 das Privileg zufallen wird, die swingende Hymne auf diese Stadt singen zu dürfen. Und dann singt der Crooner so ungestüm wie nie, zugegeben, unter kräftiger Mithilfe der Herren Sammy Cahn, Jimmy Van Heusen und Jack Daniels:

Weather wise it’s such a lovely day
You just say those words, and we’ll beat the birds
Down to Acapulco Bay
It’s perfect for a flying honeymoon – they do say
Come fly with me, we’ll fly, we’ll fly away…

In den letzten Jahren ist ihm, der noch das kleine Fischerdorf von 8.000 Bewohnern kannte, Acapulco ein wenig fremd geworden. Meine wunderschöne Bucht von Acapulco ist verschwunden, meint Teddy Stauffer ein wenig bitter. Statt dessen erblicke er aus seinem Turm am Berghang die wuchtigen Condominiums und Hotelbauten, die den Blick auf das azurblaue Wasser verstellen.

Bei aller Melancholie mag Teddy das süße Leben, die Frauen, die wilde Jazzmusik, er kennt alle Großen der Glitzerwelt, und alle kennen ihn. Der Mann ist ein Träumer, vielleicht ein Traumtänzer, bisweilen möglicherweise gar ein Hallodri. Ein Romantiker jedenfalls, jemand, der die Geige streicheln kann, das Saxophon spielt, jemand, der weiß, wer Jimmie Lunceford ist, und wie man eine Rita Hayworth rumkriegt. Als ob das nicht schon reichen würde.

Ob er denn nicht ab und an Heimweh nach der Schweiz, nach dem ruhigen Bern und dem beschaulichen Murtensee verspüre, frage ich ihn. „Ach, wissen Sie“, antwortet der 73-jährige Musiker, „seit vierzig Jahren laufe ich hier in Acapulco barfuss herum. Ich glaube, an richtige Straßenschuhe könnte ich mich gar nicht mehr gewöhnen.“ Also, wenn das kein überzeugendes Argument ist. Nicht zuletzt aus einem solchen Grund passt Teddy so gut zu Acapulco. Aber wohl auch Acapulco zu Teddy, möchte man rasch hinzufügen.

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