Die Mauer steht am Rhein, das inzwischen sowohl als Hardcover als auch als Taschenbuch erschien, ist ein nettes Buch. Oder genauer: Zumindest die Grundidee des Buches – Untertitel Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus – besitzt Charme. Hier wird nämlich die Geschichte von DDR und BRD als spiegelverkehrtes Gedankenspiel nachvollzogen.

Nicht der kapitalistische Westen hat Ende der 80er Jahre den Kampf der Systeme gewonnen, nein, umgekehrt. Die kommunistische DDR hat obsiegt, die alte kapitalistische Bundesrepublik siecht dahin, Erich Honecker wird der neue Chef vom wiedervereinigten Deutschland und der Alltag findet unter kommunistischen Vorzeichen statt.

Ein paar Aufrichtige wandern aus in die Schweiz, nach Zürich, wo eine Exil-Regierung gebildet wird. Diejenigen, die da bleiben, passen sich an, wenden sich schneller, als ein Trabi seine Runden zieht. Also, nette Idee, und zudem eine gute Gelegenheit, dem einen oder anderen eine Kopfnuss zu verpassen, zum Beispiel den Opportunisten von Erichs Gnaden.

Autor dieses Politthrillers ist der Schriftsteller Christian von Ditfurth, der Sohn Hoimar von Ditfurths und Bruder Jutta von Ditfurths. Christian von Ditfurth arbeitete Ende der 1980er Jahre in der ECON Verlagsgruppe als Lektor bei Claassen. Ich war damals unter gleichem Dach Cheflektor für den ECON Wirtschaftsverlag.

Christian von Ditfurth war für das Schöngeistige und die Gutmensch-Themen zuständig, ich für die Themen des Geldes. Dicke Freunde waren wir nicht, aber auch keine Gegner. Nun kommt mir die Ehre zuteil, in dem Buch Die Mauer steht am Rhein als Protagonist in einer winzigen Nebenrolle mitzuspielen.

Ich trete als Cheflektor eines Düsseldorfer Wirtschaftsverlages mit dem aparten Namen Dr. Hut in Erscheinung, Stock wie Hut. Von Ditfurth schildert mich als schrulligen und etwas merkwürdigen Vorgesetzten. Es sei nicht ganz einfach, mit mir auszukommen. Das alles ist natürlich ein großer Quatsch, aber ich lese diesen Humbug mit Amüsement, denn Humor besitze ich.

Ärger wurde meinem Kollegen Dr. Hero Kind mitgespielt, der als Dr. Held in dem Roman als angepasster und sprunghafter Vorgesetzter porträtiert wird. Ich empfinde dies, Fussballersprache, als übles Nachtreten, entspricht auch nicht der Wirklichkeit.

Solches finde ich dann nicht mehr lustig, sondern kleinkariert und schofelig von Seiten des Autors. Denn Hero Kind war ein überaus angenehmer und kollegialer Vorgesetzter, jemand, der zuhörte und seinen Mitarbeitern Vertrauen und Freiheiten einräumte. Kurz, er war ein prima Kerl.

Auch der Kollege Lutz Dursthoff kriegt noch eine Watsch’n ab. Und die Politiker jeglicher Couleur natürlich en masse. Wie dem auch sei, nehmen wir es von der heiteren Seite. Und in einem Buch vorzukommen, in dem auch Helmut Kohl, Egon Krenz, Heiner Geißler und Norbert Blüm mitwirken, das ist doch was!

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