EconomistPreismodell

als Werbebeilage gefunden,
im Juni 2013

Ich mag The Economist, bin seit vielen Jahren abonniert und genieße die tiefgründige, genaue und oft freche Beobachtungen des Londoner Wochenmagazins. Es ist dies eines der besten und wohl auch erfolgreichsten Magazine der Welt. Doch ein schüchternes Wort des Widerspruchs muss erlaubt sein.

Ich verstehe das Preismodell des Economist nicht. Man bietet mir an – im Quartalsbezug – die Printausgabe zu 12 Euro. Bestellt man das E-Paper, so sind ebenfalls 12 Euro fällig. So weit, so gut. Auch wenn ich der Meinung bin, die elektronische Version dürfte schon ein wenig preiswerter sein. Denn es wäre anständig, wenn der Verlag einen Teil der gesparten Druck- und Vertriebskosten an den Kunden weitergäbe. Aber, Inhalt ist Inhalt, einen gleichen Preis kann man vertreten.

Nun allerdings kommt etwas, was ich nicht verstehe. Bezieht man nun die Printausgabe als auch die Digitalausgabe zusammen, zahlt man ebenfalls nur 12 Euro. 1 plus 1 gleich 1. Also alles gleich. Wo sich der Economist doch so vehement gegen Gleichmacherei ausspricht.

Unter Maximalnutzen-Aspekt müsste der Kunde sich für das Doppelabo entscheiden. Denn hier kriegt er das meiste für das gleiche Geld. Aber der Verlag vergibt eine Chance. Er verkauft das doppelte für die einmalige Bezahlung.

Mich stört noch etwas anderes: Da der Deckungsbeitrag bei Print am niedrigsten ist (aus Kundensicht: die Werthaltigkeit am höchsten), signalisiert ein solch egalitäre Preispolitik dem Käufer und dem Markt, dass der Kunde das E-Paper, wo der Deckungsbeitrag am höchsten ist (aus Kundensicht: die Werthaltigkeit am niedrigsten), dass es das E-Paper quasi obendrauf, geschenkt, für lau gibt.

Übrigens, die Beschreibungstexte zwischen Grafik und Preisangebot sind wild und falsch durcheinander gewürfelt. Ein Kuddelmuddel, der einerseits zeigt, dass auch der Economist nicht unfehlbar ist, gleichzeitig auch beweist, dass ein solches Preismodell irgendwie vertrackt und verwickelt daher kommt.

So wird es die Verlagsbranche nicht schaffen, für elektronische Produkte eine Werthaltigkeit zu kommunizieren und durchzusetzen. Stellen Sie sich vor, wenn Sie denn neuen Dan Browns Buch Inferno kaufen, kriegen Sie das E-Book kostenlos obendrauf. Das wäre Schwachsinn. Wenn Sie bei amazon schauen, das Buch kostet 26 Euro, das E-Book 19,99 Euro, das Audio Book 14,99 Euro. So sollte Preisdifferenzierung aussehen.

Es sind zwei verschiedene Produktarten, die hier verkauft werden. Auf zwei verschiedenen Vertriebskanälen. Für zwei verschiedene Preise. Aber jedes Produkt besitzt einen eigenen Wert, vulgo Preis.

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