Barcelona, den 17. Mai 2014 Photo by W. Stock

Barcelona, den 17. Mai 2014
Photo by W. Stock

Da hat der Fußball-Gott für ein Herzschlag-Endspiel am letzten Spieltag gesorgt. FC Barcelona gegen Atlético de Madrid. Zweiter gegen Erster. Wer diese Partie vor 97.000 Zuschauern im Camp Nou gewinnt, wird neuer spanischer Meister. Bei einem Unentschieden sind es die Madrilenen. Hochspannung also garantiert und reine Nervensache.

Nun hat ja dieses Atlético de Madrid eine großartige Saison gespielt. Mit einem kampfbetonten Pressing hat der Trainer Diego Simeone aus der grauen Maus einen ziemlich wilden Tiger geformt. Los Rojiblancos, wie sie in Spanien nach ihrer Trikotfarbe genannt werden, zelebrieren ein kompaktes Spiel und besitzen mit Diego Costa, Kapitän Gabriel Fernández Arenas, genannt Gabi, und Kämpferherz Raúl García hochtalentierte Einzelspieler in einer Mannschaft ohne Stars und Diven. El Cholo Simeone, der Super-Motivator, hat den Rot-Weißen eine für Spanien eher untypische Spielweise, weniger auf Ballbesitz und mehr auf schnelle Vorstöße angelegt, eingeimpft.

Der FC Barcelona hingegen, nach den beiden Konzept-Trainer Josep Guardiola und Tito Vilanova, hat nun sein Konzept verloren. Der neue Trainer aus Argentinien, Tata Martino, lässt so Fußball spielen, wie in seiner Heimat Politik gemacht wird. Sich durch den Tag wurschteln und den Leuten schön etwas vormachen. Der FC Barcelona von heute steht dem Umbruch ziemlich hilflos gegenüber (und hier kann der Beobachter am lebenden Objekt nachvollziehen, was passieren wird, wenn Pep Guardiola beim FC Bayern einmal den Krempel hinschmeißt).

Jedenfalls stottert das Barça von 2014 wie ein in die Tage gekommener Dieselmotor durch die spanische Liga. Mit einem Lionel Messi merkwürdig von der Rolle und ums Gehalt pokernd, mit einem Neymar, für den man tief in die schwarze Tasche griff, und der trotzdem weit hinter den Erwartungen bleibt. Im Vereinsvorstand sieht es nicht besser aus, hier ein schmieriger Skandal, dort ein hässlicher Machtkampf. So oder so, der FC Barcelona hat in den letzten Monaten viel an Nimbus und Charme verloren.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn es denn einen Fußball-Gott gibt, dann müsste eigentlich Atlético in diesem Jahr die spanische Meisterschaft gewinnen. Eigentlich. Sehr eigentlich.

Der FC Barcelona geht die erste Halbzeit beherzt an, nimmt die Zweikämpfe an und dominiert das Spiel. In der zweiten Hälfte verlieren die Katalanen dann den Faden. Es fällt gerechterweise ein Tor auf jeder Seite. Alexis Sanchez vollstreckt für Barça, der Verteidiger Diego Godin für die Madrilenen. Bei Barcelona ist merkwürdigerweise zu keinen Zeitpunkt der unbedingte Wille festzustellen, dieses Duell für sich zu entscheiden.

Und so findet durch dieses Unentschieden die spanische Liga ihren verdienten Meister. Und wieder einmal ist der blödsinnige Spruch widerlegt, dass nur Geld Tore schießt, denn auch mit wenig Geld vermag man den Millionenmaschinen Real und Barça Paroli zu bieten. Der FC Barcelona seinerseits sollte aus der verkorksten Saison ohne richtigen Titel bloß den richtigen Schluss ziehen und den nötigen Umbruch nicht ignorieren, verzögern oder gar bekämpfen. Vielmehr muss der fällige Wechsel im Kader, im Trainerstab und im Vorstand konsequent angegangen und beschleunigt werden.

Apropos Umbruch. Der FC Barcelona wird in der neuen Saison so oder so sein Gesicht verändern. Mit dem Torhüter Victor Valdés und dem Kapitän Carles Puyol, der sein gesamtes Profileben als Fußballer bei den Katalanen gespielt hat, gehen Urgesteine und Säulen des alten FC. Ein neuer Trainer muss schnell her und bei den Machenschaften des Vorstandes müsste auch mal jemand dazwischen hauen. Wenn man so weitermacht, dann wird einem Angst und Bange um diesen sympathischen Verein.

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