LH 845, die abendliche Spätmaschine von Düsseldorf nach München. Ein Airbus 321 der Lufthansa. Ist dies ein Flugzeug, wie tausend andere auch?
Nein, denn direkt am Eingang fällt ein stolzes Schild mit dem Wappen des Vatikans und daneben mit dem Wappen der Stadt Regensburg ins Auge.
Darunter steht in deutscher Sprache: Papst Benedikt XVI flog am 21. August 2005 nach dem Besuch des XX. Weltjugendtages in Köln und anlässlich seines Pastoralbesuches in Bayern am 14. September 2005 an Bord dieses Flugzeuges “Regensburg” zurück nach Rom.
Ich frage den Steward, der kurioserweiser Ritzinger heißt und in Marktl am Inn wohnt, wo der Papst denn Platz genommen habe. Der Papst saß auf
Ecke Obispo-Straße mit Monserrate im kolonialen Havanna findet sich eine prima Adresse für hohe Prozente. El Floridita. Nicht nur unter Säufern genießt Klein-Florida einen exzellenten Ruf. Ebenso unter Literaten. Haben die schwarzen Barhocker doch mehr nobelpreisgekrönte Arschbacken erspürt als jeder Fauteuil der Bibliotheque Nacionalede Paris.
Den Daiquirí schlürfte im El Floridita die Verlorene Generation, jene desillusionierten Mannsbilder, die im Ersten Weltkrieg all ihre Ideale verloren hatten und nicht so recht wussten, wie es nun weitergehen sollte. Und da hocken sie um die mahagonigetäfelte Bar mit ihrem dezent dunklen Interieur: der Sprachzauberer John Dos Passos ebenso wie der Weichzeichner Scott Fitzgerald. Der Dichtertitan Ezra Pound, später der schrullige Weltenbummler Graham Greene. Und natürlich auch der unverwüstliche Ernest Hemingway, der sich an diesem Orte bereitwillig dem Suff hingab.
Auch wir tauchen ein, in bester Absicht, und nähern uns schweren Schrittes dem Tresen. Die lange Mahagonitheke schimmert matt. Auf den schwarzen Holztruhen der Schankanrichte ist in stolzem Goldton Wiege des Daiquirí auf Spanisch und Englisch angebracht. Genosse Barkeeper, wo ist der Maestro?, fragen wir. Quien?? Wer?? El Maestro. Ma-es-tro. Der Meister aller Klassen. Schulterzucken. Na dann, dos Daiquirís, Compañero.
Hemingways zweites Stammlokal in Havanna kultiviert
Vor einiger Zeit ein Flug mit Air Berlin. Beim Einstieg wird auch Magazinlektüre angeboten. Neben der Süddeutschen Zeitung und Die Welt liegt eine bunte Fotozeitschrift, die seit fast 60 Jahren auf den hübschen Namen Playboy hört.
Das Magazin mit den Nackedeis liegt neben all den anderen Zeitungen und Zeitschriften auf einer hüfthohen Ablage, wenn man direkt ins Flugzeug einstieg. Und man kann sich rasch ein Exemplar unter den Arm stecken.
Doch Playboy kann vielleicht ein bisschen heikel werden. Denn es sind ja nicht nur Kinder an Bord, vielleicht mag ja auch dem einen oder anderen Erwachsenen beim Anblick einer spärlich bekleideten Dame der Schreck in die Glieder fahren.
Also müssen die nackten Tatsachen versteckt oder zumindest verdeckt werden. Hier ist guter Rat gefragt.
Die Kollegen vom hoch seriösen Burda Verlag, der den deutschen Playboy seit geraumer Zeit herausgibt, hatten da eine pfiffige Idee. Um den nackten Playboy herum wird für die Airline-Ausgabe ein zusätzlicher, neutraler Schutzumschlag gebunden: Mit einem Foto, aus einem Flugzeug aufgenommen, über der Wolkendecke, aus der zwei runde, spitze Berge ragen.
Innen Playboy, außen wolkig. Herrlich zweideutig, Chapeau, eine wunderbare Idee und eine Zeitschriften-Rarität!
Wir bestellen Mojito. Der Barmann füllt uns das Rumglas zur Hälfte mit Carta Blanca, presst eine halbe Limone aus, steckt ins Glas einen frischen Pfefferminzstängel, die yerba buena, dazu Eiswürfel und schießt dann noch etwas Soda hinzu.
Links hinter der Kathedrale in der schmalen Seitengasse Calle Empedrado hinter der Nummer 206 liegt ganz unscheinbar und äußerlich verfallen die Bodeguita del Medio. Vorne der kleine quadratische Barraum mit der dunklen Theke. Dahinter das leicht schmuddelige, weißverputzte andalusische Speisegewölbe, wo an meist überfüllten Tischen das Beste der einfachen kubanischen Küche angeboten wird.
Gerichte, die so poetische Namen wie Moros y cristianos tragen, was übersetzt soviel wie Mauren und Christen heißt und auf dem Teller wie schwarze Bohnen mit weißem Reis daher kommt.
Angel Martínez eröffnet die Bodeguita 1942 und da sie inmitten eines langen Häuserzugs liegt und ihm kein gescheiter Name einfällt, nennt er sie kurzerhand Kneipe in der Mitte. Innen verzieren Hunderte von Namen bekritzelte Wände. Wahre Prominenz verewigt sich in eingerahmten Signaturen und Poemen. Julio Cortázar dichtet einen hübschen Vers und Mister Errol Flynn dankt. Auch der Tramp Charlie Chaplin schaut vorbei und der blonde Engel Marlene Dietrich lässt sein samtenes Haar wehen. Nat Cole, der Sänger, zeichnet mit King. Es ist Sommer in Havanna.
Castro, Havanna, Mojito. Der revolutionäre Dreiklang für Romantiker. Für den vor zehn Jahren bei einem Putsch ums Leben gekommenen chilenischen Präsidenten Salvador Allende wird noch immer ein Tisch freigehalten, so als ob der kleine schnauzbärtige Chilene mit der dicken Hornbrille just am heutigen Abend in die Bodeguita hineinschlendern würde.
Photo by W. Stock
Unter dünnem braunen Glasrahmen, direkt über dem Schanktisch, umgeben von Martini– und Cinzano-Flaschen, hängt ein Satz, den man langsam herunter beten muss und der noch lange im Ohr bleibt. My mojito in La Bodeguita, My daiquiri in El Floridita. Darunter dann, beschwingt, die Unterschrift: Ernest Hemingway.
Ja, so kann nur einer schreiben, so schreibt nur El gran Maestro himself. Diese Poesie kann nur der Feder Ernest Hemingways entstammen. Solch eine wuchtige Ansage – so einfach, so präzise, so wahr.
Noch einen Mojito. Ich hole mir beim Barkeeper eine Fonseca und zünde sie an. Die Zigarre schmeckt hart und streng, die Fonseca aus der Bodeguita ist offenbar zu jung gerollt und zu kurz gelagert worden. Von ihren großen Havanna-Marken wie die Montecristo, eine Romeo y Julieta oder eine Quintero können die Kubaner nur träumen, es gibt sie nicht im freien Verkauf, die Edelmarken gehen allesamt in den Export.
Tabak und Rum tun so langsam ihren Dienst. La Bodeguita del Medio. Die unsterbliche La B del M. Wer in der Bodeguita trinkt, der spürt den Hauch des Ewigen. Bodeguita, du bleibst, ich gehe!, schrieb der kubanische Autor Leandro García an die weiße Wand. Du bleibst, ich gehe.
Als wir nach vielen Mojitos die B del M verlassen, scheint aller Trübsinn des Daseins wie weggeblasen und die Welt leuchtet warm und farbenfroh. Der eisige Winter war weit weg.
Bitte besuchen Sie zum Thema Ernest Hemingway mein neues Blog Hemingways Welt.
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.