Im Jahr 1994 veröffentlichte der amerikanische Trendforscher John Naisbitt ein kluges Buch, das sich mit der Globalisierung befasste. Global Paradox. In diesem Buch beschrieb er genau, wer die Gewinner des globalen Wettbewerbs sein würden (China, Asien, Lateinamerika), welche Kräfte die Globalisierung antreiben (Telekommunikation, Handel, Tourismus) und welche Widersprüche sich in diesem Prozess auftun.

Naisbitt machte aufmerksam auf das Paradox, dass einerseits global gedacht wird, es gleichzeitig aber zu einer Erstarkung der kleineren wendigen Einheiten kommt. Alles ist genau so eingetroffen. Globalisierung, das war John Naisbitts Thema.

Die Globalisierung ist – bedingt durch technischen und technologischen Fortschritt – einer der großen Wohlstandstreiber unserer Tage. Globalisierung steht für eine Art “Weltgesellschaft”, der Begriff beschreibt, wie dieser Globus zusammenwächst. Wirtschaftlich, im Ex- und Import, als Absatzmarkt, in der Arbeitsteilung, als Arbeitsmarkt.

In diesem Zusammenhang stellt sich eine interessante Frage: Who invented Globalization? Wer erfand die Globalisierung? Nicht die ökonomische Dimension ist gemeint, nein, wer erfand sie sprachlich, wer hat den Begriff “Globalisierung” erfunden?

Der aus Hessen stammende amerikanische Harvard-Professor Theodore Levitt schrieb 1983 in der Harvard Business Review einen Artikel The Globalization of Markets. Dieser Aufsatz markiert den Zeitpunkt, als der Begriff in der akademischen Fachwelt angekommen ist.

Bereits ein Jahr früher – 1982 – war Megatrends erschienen, das opus magnum von John Naisbitt. Und just der Megatrend Nummer 3 hieß From national economy to the global marketplace. Dieses Kapitel Von der Nationalökonomie zur Weltwirtschaft beschreibt exakt, wie die Globalisierung funktioniert und wirkt. Und in der Tat taucht im Text bei Naisbitt der Terminus Globalization häufig auf, besonders im Zusammenhang mit der Automobilindustrie.

Doch weder Levitt noch Naisbitt haben den Begriff “erfunden”. Denn schon in den 60er und 70er Jahren war der Terminus “Globalisierung” in den Sozialwissenschaften bekannt. Etwa bei Johan Galtung, einem Norweger, der über Militarismus und Dependenz forschte. Und der kanadische Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan sah die Welt bekanntlich als globales Dorf. Globalisierung bildete damals eine Gegenbewegung zum Regionalismus, der in den 60er und 70er Jahren auf der politischen Agenda stand.

Wer nun ist der Erfinder des Begriffs Globalisierung? Wahrscheinlich hat der Erfolg viele Väter. Es war John Naisbitt, der den Begriff populär gemacht hat, Levitt konnte ihn dann in der Volkswirtschaftslehre etablieren. All das passierte in den frühen 1980er Jahren. Heute ist Globalization ein Schlüsselwort im gesellschaftlichen Diskurs. Mehr noch. Google spuckt mehr als 43  Millionen Fundstellen aus. Kein Trend prägt unseren sozio-ökonomischen Alltag mehr denn dieser.

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