Die Verlage befinden sich in Schockstarre. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Es gibt genug Giftschlangen, auf die das zarte Kaninchen namens Buchmarkt starrt. Handelssterben, amazon, Digitalisierung, Konzentration, Lockdowns, steigende Mieten – alles drückt auf die Erlöse. Es sieht nicht gut aus, für diese sympathische Branche Buchhandel. Neue Wege müssen ausprobiert werden und Innovationen werden herbeigesehnt, um dem Markt neue Lebensenergie zuzuführen.
Für Autoren und Verlage ist Print on Demand heute schon eine attraktive Alternative. Ich habe zwei Bücher in dieser Form verlegt und kann nur Gutes berichten. Bei BoD veröffentlichen seit 1997 zahlreiche Autoren verlagsunabhängig, das Unternehmen aus Norderstedt ist mit 50.000 betreuten Autoren und mit über 3.000 Verlage in acht Ländern führender Spezialist im weltweiten Vertrieb von Büchern ab einem Exemplar.
Mittlerweile verlegt BoD in guten Monaten locker über 1.000 Novitäten, so manch etablierter Verlag lässt bei Books on Demand seine Backlist verwalten, kleine Verlage gar das gesamte Programm. In der Tat ist das Geschäftsmodell Print on Demand betriebswirtschaftlich für alle Beteiligten vernünftig: Es wird nur jenes gedruckt, was zuvor bestellt wurde.
Bis dato gibt es jedoch einen Schwachpunkt: In der Logistikkette hemmt die Verzögerung im Druck den Vertrieb, der Digitaldruck mit Losgröße 1 braucht halt ein wenig Zeit. Doch nun kündigt sich eine Innovation an, die die Zeitlücke zu den traditionellen Verlagen mit Bevorratung schließt.
Unter dem Namen PLUREOS entsteht am Standort Bad Hersfeld das größte und modernste Zentrum für Print-on-Demand in Europa. Als Kooperation von BoD mit dem Barsortimenter Libri. Nach Fertigstellung im Herbst 2021 werden künftig Millionen nationale und internationale Titel über Nacht verfügbar sein. Insgesamt investieren Libri und BoD einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in das neue 20.000 Quadratmeter umfassende Druck- und Logistikzentrum.
Mit PLUREOS entsteht ein einzigartiges Angebot im europäischen Buchmarkt, eine immerwährende und sofortige Verfügbarkeit von Millionen Titeln wird zukünftig sichergestellt. Nutznießer sind alle: Autoren, Verlage, Barsortiment, der stationäre Handel und der Buchkäufer. Das Einzigartige an PLUREOS ist die vollständige Integration der Print-on-Demand-Produktion in die Buchhandels-Logistik von Libri.
Im Ergebnis wird es damit keinen zeitlichen Unterschied mehr geben zwischen einem physisch gelagerten und einem frisch gedruckten Titel. Selbst Bestellungen, die im Buchhandel kurz vor Bestellschluss getätigt werden, können über eine Schnellschiene innerhalb von nur 2,5 Stunden produziert und von Libri über Nacht an die Buchhandlungen ausgeliefert werden.
Ab Herbst 2021 soll PLUREOS stufenweise in den Regelbetrieb gehen. In nachhaltiger Print-on-Demand-Produktion werden dann bei voller Ausbaustufe bis zu 50.000 Bücher pro Tag gedruckt und ausgeliefert. Es liegt dann nicht zuletzt am stationären Handel, diese neue Chance beim Schopf zu packen.
Denn eine prosperierende Buchkultur braucht Vielfalt. Diese ist durch Branchenkonzentration und durch den Fokus auf Spitzentitel und Schnelldreher in den letzten Jahren etwas verloren gegangen. BoD und Libri verbreitern mit PLUREOS das Angebotsspektrum von Themen und Titeln.
Mit einer bedarfsgerechten Buchproduktion wird – unter Vermeidung von Vorratshaltung, von Kapitalbindung und von Remissionen – zugleich die Rentabilität gestärkt. Man braucht kein Prophet zu sein, um PLUREOS eine goldene Zukunft vorherzusagen. Die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Verlage und des gesamten Buchhandels wird mit diesem technischen Quantensprung gestärkt.
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