Der Himmel der Bayern, München, Ende September 2012; Photo by C. Stock

Auch wenn in diesem Jahr die Mass fast 10 Euro kostet, auch wenn heuer die Zelte stets rappelvoll sind und wenn man sich des abends durch torkelnde Menschenmassen schieben muss, das Oktoberfest in München bleibt ein Renner.

Ups, wobei ein waschechter Münchner das Oktoberfest ja niemals das Oktoberfest nennen würde. Für Einheimische ist das Oktoberfest immer die Wiesn, draußen im Westend.

Schon in den Morgenstunden pilgern die Jünger und Jüngerinnen aus allen Himmelsrichtungen gen Theresienwiese, um noch einen der wenigen freien Tische in den Zelten zu ergattern. Am frühen Abend dann, wenn nicht schön längst die Zelttore geschlossen wurden, droht dann alles ins Überfüllungschaos zu gleiten.

Überhaupt die Zelte. Der Bayer geht nicht in irgendeines der 14 Großzelte, sondern folgt Tradition und Neigung. Die Volkstümlichkeit findet sich im Schottenhammel, wo auch o’zapft wird, die Bierfreude im Augustiner, die Champus-Promnenz im Hippodrom und die Stimmungsmache im Bräurosl. Am allerschönsten sei, so sagen Kenner, der Himmel der Bayern im Hacker Festzelt.

Wer nun meint, die Wiesn seien nur ein dem Bier und den Promille zugeneigter Anlass, der irrt gewaltig. Im guten Fall ist das Bier Mittel zum Zweck, und verantwortungsvoll eingesetzt, Teil der Nahrungsaufnahme. Das Oktoberfest ist vielmehr ein Treffpunkt der Geselligkeit, ein Abschalten vom Alltag, der nun, im Herbst, so langsam grau und trist zu werden beginnt.

Und es ist nicht nur das Bier. In den Zelten werden Speisen aufgefahren, die andernorts nur an hohen katholischen Feiertagen zu bestaunen sind. Wem eine halbe Ente in der Käfer-Schänke, oder dort gar die üppige Dessertplatte munden durfte, der weiß, dass die Wiesn mehr sind als Saufen bis zum Abwinken.

Die Wiesn sind ein Ort der Ausgelassenheit, des sich-gehen-lassens, in einer mehr und mehr reglementierten Welt. Der Besuch strengt an, aber kaum ist er vorbei, freut man sich gleich auf das nächste Jahr.

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