Photo by Norbert Böer

Lima/Peru, im Dezember 1985

Pelea de Gallos. Der Kampf der Gockel. Dieser Hahnenkampf ist ein volkstümliches Spektakel in Peru.

Einen ganzen Abend beobachten Hunderte von Zuschauern wie sich mit scharfen Klingen präparierte Federviecher gegenseitig die Hälse abhacken. Auf den Sieger werden Wetten geschlossen, Bierflaschen geleert und gegrölt, so laut es heisere Kehlen eben hergeben.

Der siegreiche Gockel wird in Lima verehrt wie hierzulande ein Torknipser. Für den Erfolg beim Hahnenkampf sind neben der Rasse auch das Training, Glück und vor allem die Präparation der Klinge ausschlaggebend.

Der Sporn des linken Fußes, das natürliche Verteidigungsinstrument der Tiere, wird abgeschnitten, weil beim Kampf die Klinge an dessen Stelle tritt und wie eine Verlängerung der Hinterkralle wirkt. Die aus Spezialstahl in Handarbeit gefertigte acht Zentimeter lange, leicht mondförmig gekrümmte Klinge wird mit Stoßrichtung nach oben angesetzt und mit einer fünffaserigen Hanfkordel festgezurrt. Ein dicker Lederschurz wird um den Fuß gebunden, damit er die Kampfkralle schützt.

„Der Klingenfuß ist kampfentscheidend“, meint José Carlos Arata, einer der bekannten Züchter in Peru. „Im Kampf muss der Hahn Brust, Rücken und Fuß schützen. Wenn ihm jedoch vom Gegner der Klingenfuß abgeschnitten wird, besitzt er gar keine Chance mehr und alles ist aus“.

Am Futter wird nicht gespart, die Säcke mit Nahrung sind prall gefüllt. Die Gockel bekommen volles Korn, vorwiegend Mais und Weizen, damit sie im Kampfe schlank und kräftig daher kommen. Ob sich manchmal ein Brocken Fleisch, vielleicht auch Gewürze in das Futter verirren, um das Federvieh scharf zu machen, frage ich José Carlos. Niemals, nicht ein Krümel. Wie ich auf eine solch dumme Idee käme? Nur so, sage ich.

In der Arena der Zuchtfarm werden Hähne aufeinander losgelassen, um den Kampf schon einmal zu üben. Ohne Klinge, allerdings. Zuvor rasiert ein Helfer des Züchters einem Kampfhahn gerade den Kamm. Wegen der Kampfaerodynamik, wie Señor Arata knapp auf unseren verwunderten Blick hin bemerkt. Im hinteren Teil liegt das Hühner-Krankenhaus der Farm.

Hier werden jene Hähne wieder zusammengeflickt und gesund gepflegt, die ihre Kämpfe mit Verletzungen, aber einigermaßen lebendig überstanden haben. Invalide und Beinlahme wandern in die Zucht, wieder aufgepäppelte Hähne werden in den nächsten Kampf geschickt.

Für Ron Pope, den Vize-Champion Perus, der gestern seinen Kampf ziemlich lustlos verloren hat, wird es keinen nächsten Kampf geben. Mit gelbem Reis und scharfem Paprika wird der Hahn auf der Farm zum Mittagsmahl serviert. Drei Flaschen brennender Pisco-Schnaps kreisen um den Tisch und werden mit lauten Salud-Wünschen auf den Seligen ihrer Bestimmung zugeführt.

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