Zeitlebens macht der mysteriöse Schriftsteller B. Traven um seine Biografie ein ziemliches Verwirrspiel. Die halbe literarische Welt fragt sich, wer zum Teufel ist dieser Deutsche, der in Mexiko Romane von Weltruhm schreibt? Wer steckt hinter dem Verfasser von Der Schatz der Sierra Madre? Gibt es diesen B. Traven, den niemand zu Gesicht bekommt, überhaupt?

Das Rätsel um die Person B. Traven ist nun endgültig gelöst. Jan-Christoph Hauschild hat in einer 700 Seiten Fleißarbeit die frühen Jahre des enigmatischen Autors akribisch recherchiert. B. Traven – Die unbekannten Jahre, vor ein paar Tagen erschienen, folgt der Fährte B. Travens in Deutschland und England.

Nachdem bereits vor über 30 Jahren der englische BBC-Journalist Will Wyatt in einer TV-Dokumentation die Familie des Autors in Schwiebus, dem heutigen Świebodzin in Westpolen, fand, hat Hauschild in den Archiven weitere Spuren entdeckt, die die damalige Hypothese Wyatts untermauern.

Der unter dem Pseudonym B. Traven schreibende Autor wird 1882 als Hermann Otto Albert Maximilian Feige als Sohn eines Töpfers in Schwiebus geboren. Als junger Mann verlässt er die Heimat und geht als Gewerkschaftssekretär ins Ruhrgebiet. Im Jahr 1907 nimmt Feige den Künstlernamen Ret Marut an, unter dem er dann als Schauspieler in Westdeutschland arbeitet.

Während des Ersten Weltkriegs geht Ret Marut, nun angeblich amerikanischer Staatsbürger, nach München, wo er die literarisch-anarchistische Zeitschrift Der Ziegelbrenner verlegt. In den nachrevolutionären Wirren der Münchner Räterepublik muss er untertauchen und taucht 1923 dann in London wieder auf, wo er, ohne Papiere, zur Ausweisung ansteht. 1924 trifft er in Tampico an der mexikanischen Ostküste ein, in Mexiko wird er fortan seine neue Heimat finden.

Im indianischen Chiapas, später in Acapulco und Mexico City wird er Romane schreiben, in denen er Sozialkritik mit exotischen und abenteuerlichen Schauplätzen paart. Der Autor von Das Totenschiff oder Die Baumwollpflücker nennt sich nun lakonisch B. Traven. Traven stirbt 1969 in der Hauptstadt Mexikos, und nimmt das Geheimnis um seine Herkunft mit ins Grab.

Jan-Christoph Hauschild, Wissenschaftler am Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf, listet in seinem umfangreichen und gut zu lesenden Werk alle Spuren auf, die er von dem mysteriösen Autor hat finden können. Es bleibt beeindruckend, welch eine Fülle an Material noch heute zu finden ist. Hauschild stößt auf Spuren Feiges in den Archiven Gelsenkirchens, er erhält vom Enkel eines Feige-Bruders frühe Schriftproben des Otto Feige, die er vergleichen kann, Hauschild stöbert in alten Zeitungen und Verzeichnissen.

Und so fügt sich ein Puzzle-Teil zum anderen. Am Ende bleibt kein Zweifel: Otto Feige wird zu Ret Marut. Und Ret Marut wird zu B. Traven. Das Geheimnis ist entdeckt, das Rätsel B. Traven ist gelöst.

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