Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Rente mit 50!

Die Franzosen haben das Renteneintrittsalter gerade auf 60 Jahre herunter gesetzt. Und auch hierzulande tut man sich immer noch schwer mit der Rente mit 67, die SPD-Minister Franz Müntefering vor ein paar Jahren eingeführt hat.

Dabei ist die Sache doch ziemlich einfach. Denn je länger die Lebenserwartung der Menschen wird, desto später muss selbstver­ständlich der Rentenbeginn liegen, um die Produktivkraft zu nutzen und das Rentensystem nicht zu überfordern.

Trotzdem trauern viele der Rente mit 65 oder gar 63 Jahren nach. Aber wenn ich es mir recht überlege, dann ist die Rente mit 63 in der nostalgischen Logik zu kurz ge­sprungen. Ich möchte mich in diesen Zeilen für die „Rente mit 50“ starkmachen.

Die Finanzie­rung der Rente mit 50 folgt jener hübschen Argumentation der Nostalgiker. Finanzierung? Kein Problem. Denn es gäbe weniger Arbeitslose, nur mehr Rentner. Die beschäftigungspolitischen Impulse der Rente mit 50 Jahren wären durch­schlagend. Von einem Tag auf den anderen würden 12,8 Millionen Arbeitsplätze frei und wenn nur jeder dritte wieder besetzt würde, dann wäre all die Arbeitslosigkeit mit einem Schlag verschwunden.

Die Rente mit 50 wäre zudem das beste Konjunkturprogramm aller Zeiten: Kneipen wür­den sich schon des morgens füllen, das Golfen sich zum wahren Massensport entwickeln und alle Mallorca-Flieger wären auf Monate hin ausgebucht. Ein Run von Frührentner auf die Uni­versitäten würde einsetzen, an denen die Professoren zunehmend Schwierigkeiten bekommen, die Gesichter ihrer „echten“ Studenten um die 30 von jenen der 50-jährigen Senioren-Studi­kern zu unterscheiden.

Apropos Professur: hier könnte auf Grund des hohen Habilitations­alters in Deutschland ein Engpass auftreten. Mit 42 Jahren wird man Professor, und mit 50 heißt es dann: ab in die Rente. Dann hätten Professoren immerhin acht Jahre, um etwas für die Altersvorsorge zu tun.

Aber recht überlegt, ist auch die Rente mit 50 nur eine halbgare Lösung. Ähnlich der Forde­rung nach völliger Freigabe der Ladenöffnungszeiten, sollte überlegt werden, ob man nicht gleich alle Verrentungsgrenzen und Renteneintrittsbarrieren abschafft. Dies entspräche zu­mindest dem Leitbild des mündigen Bürgers, der dann in Eigenverantwortung seinen persön­lichen Rentenbeginn festlegen darf. Prompt haben wir auch schon den Wahlslogan der Linkspartei für die nächste Bundestagswahl  aus dem Hut gezaubert: Volle Rente für jung und alt!

Die Rente für alle würde Schwung in den Berufsalltag bringen. Der fünfzehnjährige Lehr­ling, am ersten Arbeitstag von seinem Meister geärgert, schleudert diesem ein erbostes Dann gehe ich eben in Rente! entgegen und läßt den Schraubschlüssel ein für alle Mal fal­len.

Deutschland – ein Land der Rentner? Riester-Renter, private Altersvorsorge, staatliche Rentenversicherung, bedingungslose Grundsicherung. Alles Krimskram von gestern. Rente für alle, heißt die neue Devise. Das ist mal eine hübsche linke Vision!

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  1. apple

    SUPER!

    Es geht doch nichts über gepflegten Zynismus. Rente mit 50 schlagen Sie vor? Auch Klasse, dann haben die Rentner wenigstens länger Zeit, sich auf dem Golfplatz zu tummeln und können in gepflegter Umgebung ihren Lebensabend verbringen.

    Renter in die Golfclubs! Ich lach mich kaputt. Doch leider hat das einen Haken: Für ein Jahr (das erste) im GC Feldafing (kennen Sie sicherlich) legt der Rentner dann mal locker 13.750 € auf den Tisch des Hauses. Das jahrelange Sparen und Schuften muss doch irgendwann in erbauliche und erholsame sportliche Aktivitäten münden! Aber Golfclub? Das hat tatsächlich was: Vielleicht auch als „Ballscout“ genau gucken, damit die richtigen Golfer nicht so lange nach ihren Bällen suchen müssen, oder als Sammler der bei den „versemmelten“ Abschlägen verlorenen Bälle oder als Balltaucher nach den Bällen in den Wasserhindernissen. Sie bringen mich auf eine Idee! Frische Luft statt Mac. Na ja, Rente mit 50, da werde ich noch viele verlorene Golfbälle finden.

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