Salsa, Latin, Buena Vista. Das ist Musik, die unter die Haut und dann direkt in die Beine geht. Noch heute hallen die Ohrwürmer der Latin-Klassiker nach, das Oye, como va des Timbalisten Tito Puente, Watermelon man gespielt von dem Perkussionisten Mongo Santamaria oder die Ballade von Pedro Navaja, die Ruben Blades zum besten gibt.
Mit ihrer scharfen Sauce aus viel Rhythmus, südamerikanischer Melodik, ausschweifenden Improvisationen und swingendem Unterbau gelingt es den Salsa-Königen aus Kuba, Puerto Rico und der Bronx musikalisch die halbe Welt zu betören. La Sonora Matancera, Monguito, Celia Cruz, Willie Colón oder Ray Barretto, die alten Knaben vom Buena Vista Social Club – das ist Musik, vital und explosiv, wie sie manch junger Rapper nicht mitreißender hinkriegt.
Doch den Vater, den Urahn, dieser Musik kennen heute die wenigsten. Angefangen hat das ganze in den 50er Jahren mit einem runden und lustigen Kubaner namens Frank Raúl Grillo, den alle Welt kurz Machito nennt. Machito und der Arrangeur Mario Bauza, gleich auch sein Schwager, werden auf altmodische Art und Weise diejenige, die den kubanischen Son und den US-amerikanischen Big Band-Sound zusammenbringen.
Worin liegt die Magie der Salsa-Musik?, frage ich Machito als ich ihn im Sommer 1982 treffe. Nun, die Welt wolle tanzen, tanzen und immer wieder tanzen, meint der sympathische Musiker . Und seine kubanischen Rhythmen seien eine heitere und fröhliche Musik, die jedermann verstehe.
Machito ist der Erfinder des Cubop, einer Kreuzung aus kubanischer Musik und jazzigem Bebop. Später, als Blues- und Rock-Elemente hinzukommen, erfindet ein New Yorker-Radiomoderator den hübschen Begriff Salsa.
Na ja, Salsa – sagt Väterchen Salsa Machito im Gespräch – zuerst hieß es Tanga, dann Conga, Rumba, Mambo, Guaguanco und so weiter. Und so hat man alles der Einfachheit halber zusammen gefasst und sagt dann nur noch Salsa. Salsa ist ein Hilfsbegriff. Also, meinetwegen. Aber vergessen dürfen wir nicht, dass alles auf die kubanische Musik zurückgeht.
Kubas Musik ist eigentlich eine schwarze Musik. Die Kolonisten holen auf ihre Zuckerrohr-Plantagen und Farmen billige und willfährige Arbeitssklaven aus Afrika. Und so kommt dann auch nach Kuba, wie in die USA, die Musik in Ketten über das Meer. Diese Musiktradition lebt fort, in den tanzbaren und feurigen Tempi der Karibik.
Wolfgang Stock
Mucho macho, Machito
apple
Ein sehr schöner Bericht, der mir Lust darauf macht, gleich mal im Plattenladen zu stöbern. „Die alten Knaben vom Buena Vista Social Club“ kenne ich natürlich, teilweise auch deren Musik. Aber ich hoffe, nach Erwerb einer CD danach so davon angetan zu sein, wie von diesem Beitrag. Möge auch die Musik, schon am Morgen gehört, wie am Morgen diesen Beitrag gelesen, mir den Tag zu einem freudigen Tag machen – auch wenn es draußen mal wieder trübe sein sollte. (Zu welcher CD würden Sie mir raten? Sie sind der Experte!)