Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Kategorie: Ernest Hemingway Seite 2 von 6

Ernest Hemingway, die dritte Generation

MarielHemingway

Selbst auf der dritten Generation von Ernest Hemingway lag der Fluch. Jacks Töchter Margot, die alle Margaux nannten, und Mariel litten ebenfalls unter dem Ruhm ihres Großvaters.

Margaux blieb zeitlebens immer nur die Enkelin des großen Ernest Hemingway. Wenn sie als Schauspielerin sich einen kleinen Patzer leistete, als Modell nicht das Idealmaß besaß, sich im Fernsehn verhaspelte, so wurde all dies nachsichtig belächelt. Sie war halt die Enkelin dieses großen alten Mannes, da braucht man nicht so viel zu können.

Auch sie mochte keine eigene Persönlichkeit entwickeln. Oder zwischen Anspruch und Wirklichkeit torkeln. Und es kam so, wie es kommen musste. Alkohol, Depressionen, Drogen. Friedhof von Los Angeles, 3. Reihe.

Und da gab es noch

Loading

Hemingways Welt

HemingwayWeltIn diesen Tagen erscheint ein neues Büchlein. Hemingways Welt. Von mir über die Jahre geschrieben. Eine literarische Spurensuche.

Mein kleines Hobby. Andere gehen saufen oder strampeln mit dem Radl den Berg hoch, hier heftet sich halt einer an die Fersen von Ernest Hemingway. Warum? Vielleicht um mehr zu erfahren über einen Autoren oder auch um besser zu verstehen, wie man gute Bücher schreibt.

Es bleibt ein bemerkenswerter Umstand, dass dieser Nobelpreisträger seine Spuren hinterlassen hat und gerade auch von einfachen Menschen mit großer Passion gelesen wird. Selbst Leute, sonst keine Leseratten, kennen und schätzen ihn, erliegen der Faszination seiner Stories und Romane.

Dafür muss es Gründe geben. Die Themen Hemingways sind eingängig. Und obendrein, da mag ein Zusammenhang bestehen, wirklich und wahrhaftig. Der Autor greift voll rein ins richtige Leben. Hemingway spricht vor allem Männer an, jene Mannskerle, die vom Ehrgeiz, zerplatzten Träumen und Niederlagen desillusioniert sind. Männer, die etwas riskieren wollen im Leben, jedoch mühselig zwischen Anspruch und Wirklichkeit balancieren.

Seit den späten 70er Jahren zieht mich der Zufall, oder was auch immer, dorthin, wo auch Ernest Hemingway war, zunächst, ohne dies genau zu durchschauen. Nach Barcelona, nach San Gaetano, auf Kuba, an den Pazifik. Überall hier hat Ernest Hemingway gelebt, vor gut 70, 80 Jahren, ist dort umher gereist. Und siehe da – Hemingway scheint

Loading

Gigi Hemingway, der verlorene Sohn

GregoryHemingwayGregory ist der jüngste der drei Hemingway-Söhne. Der Sohn aus der Ehe mit Pauline Pfeiffer, seiner zweiten Frau. Gregory, den die Familie Gig oder Gigi gerufen hat.

Und Gregory ist derjenige, der versucht hat, sich so ganz von dem Macho-Gehabe seines berühmten Vaters abzusetzen. Zunächst wird er Arzt, verliert irgendwann seine Approbation, hat sich später geschlechtsumwandeln lassen und nennt sich ab da Gloria.

Im September 2001 haben ihn zwei Polizeibeamte in Key Biscayne wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet. Weil er betrunken, mit Stöckelschuhen in der Hand und offenem Hemd bekleidet, nackt durch die Stadt läuft. Drei Tage später ist Gloria, 69-jährig, im Frauengefängnis von Miami an Herzversagen gestorben. Zelle 3-C2.

Erst da kommt heraus, wer Gloria eigentlich ist. Der Sohn vom berühmten Hemingway. Als mein Vater starb, so hat Gregory einmal gesagt, da hat mich ein Gefühl der Erleichterung befallen. Vorbei die Zeit, da er sich über mich ärgern musste und vorbei die Zeit, da ich ihn enttäuschen konnte.

Allein dieser Name. Gig, Gigi. Die Koseform für Luigi. Ein schillernder Name, jedenfalls kein Name für

Loading

Patrick Hemingway und die Last des großen Namens

HemingwayMarke3Hemingways einziges Kind, das noch lebt, hat täglich mit dem Vater zu tun. Denn Patrick Hemingway verwaltet das literarische Erbe. Er verhandelt die Nachdruckrechte seines Vaters und wirft einen Blick auf alles, was weltweit auf Papier, in den Kinos, elektronisch oder sonstwie seinen Vater betrifft.

Und wenn irgendwo auf der Welt ein Füller verkauft wird, der den Namen Ernest Hemingway trägt, oder eine Schuh-Collection, wenn irgendein Staat in Zentralafrika eine Briefmarke mit Hemingway herausgibt, dann kann das nur passieren, weil Patrick Hemingway dazu genickt hat.

Patrick Hemingway, der Sohn von Ernest Hemingway und Pauline Pfeiffer, Jahrgang 1928, hat in Harvard Literatur studiert, und ihm fällt die Aufgabe zu, über den reichen Nachlass des Vaters zu wachen.

Und möglicherweise ist solch ein gewichtiges Erbe Fluch und Segen zugleich. Den Segen mag man jeden Monatsanfang auf dem Bankkonto nachlesen, der Fluch des großen Namens jedoch steht auf einem anderen Blatt. Ein Familienname, der wie eine Zentnerlast auf die Schulter drückt. Auch dies ist das Erbe des Vaters für den Sohn.

Sicher, mit einem Allerweltsnamen kann man schon mal einen zuviel über den Durst trinken oder sich

Loading

Jack Hemingway, Beruf Sohn

Auf der Frankfurter Buchmesse, es muss so um 1990 herum gewesen sein, zieht mich der Foreign Rights Manager von McGraw-Hill am Ende der Verhandlung zur Seite. Ob ich nicht Lust habe, so fragt er stolz, Jack Hemingway, den Sohn von Ernest Hemingway, kennen zu lernen. Was für eine Frage! Natürlich habe ich.

Jack Hemingway sieht so aus, wie Millionen anderer Amerikaner auch aussehen. Nicht sehr groß, aber auch nicht gerade klein, ein wenig korpulent, aber nicht dick, ein heiterer Blick. Ein Schnauzbart, schüttere Haarpracht. Sollte man Wochen nach dem Treffen ein Phantombild anfertigen müssen, es schiene ein Ding der Unmöglichkeit.

Nice to meet you, schaut mich Jack Hemingway offen an. It’s my pleasure, antworte ich. Do you like Frankfurt? Jack ist zur Buchmesse in die Mainmetropole gekommen, um sein Buch Misadventures of a Fly Fisherman: My life with and without Papa vorzustellen.

Ich verschlinge jede Zeile Ihres Vaters, sage ich. Danke, nickt er kurz, als gelte das Kompliment ihm selbst. Während wir im Gespräch bleiben, wächst in meinem Kopf die Ähnlichkeit des Sohns mit seinem Vater. Der Körperbau, der Gesichtsausdruck, die Bewegung, diese Präsenz.

Trotzdem spürt man irgendwie, dass Jack es

Loading

Ernest Hemingways schlimmstes Laster

Once writing has become your major vice and greatest pleasure only death can stop it.

Ernest Hemingway

Loading

Im La Florida thront Hemingway über Barcelona

Foto by La Florida/Premsa

Hemingway und die Hotels. Und wieder beginnt das altbekannte Spiel, jenes literarische Namedropping um den bärtigen Nobelpreisträger aus Amerika. In welchem Hotel Barcelonas soll Ernest Hemingway nicht abgestiegen sein?

Das Colón wirbt mit ihm, im Majestic war er auch schon, im La Florida sowieso. Vielleicht sollte ein Haus einmal damit werben: In diesem Hotel hat Hemingway nie übernachtet.

Im La Florida jedenfalls hat Ernest Hemingway gerne gewohnt. Mitte der 50er Jahre, als er in Spanien auf der Suche nach Toreros, nach Corridas und den Picadores war, aber auch um dem sterbenden Pio Baroja einen Besuch abzustatten.

Und ohne Zweifel ist

Loading

Hemingway ist der Meister des Weglassens

Was macht Hemingways Stil aus? Ernest Hemingway gilt als der Lakoniker unter den Weltautoren. Der Amerikaner schreibt eine knappe, sachliche und schnörkellose Prosa. Kurze Sätze, wenig Adjektive, sparsame Attribute.

Hemingway zelebriert eine einfache Syntax. Hauptsatz, dann nächster Hauptsatz. Die Sätze: karg, einfach und direkt. So wird ein ganz eigener nüchterner Rhythmus mit großer Wiedererkennung erzeugt.

Durch diesen kurzen Rhythmus werden Hemingways Sätze schnell. Der Leser wird nicht eingelullt, eher im Gegenteil. Der Leser kriegt kaum Zeit zum Luftholen. Er wird von der Rasanz der Satzmelodie in den Bann gezogen, wie auf einer Achterbahnfahrt.

Dem Leser bleibt keine Zeit zum Nachdenken, zur Reflektion, zur Opposition, zur Neutralität, er liest, und liest und mag dann auch kaum hinterfragen.

Ähnlich funktioniert auch Hemingways Eisbergstil. Durch die

Loading

Hemingways kürzeste Kurzgeschichte

Photo by W. Stock

Ein nettes Spiel unter Literaten:

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Freunde sitzen beim Whiskey zusammen und frönen der Aufschneiderei unter angehenden Autoren.

Sie wollen wetten, eine literarische Wette, der Einsatz beträgt 10 Dollar.

Der junge Journalist und  Schriftsteller Ernest Hemingway aus Chicago wettet mit den Freunden, dass er eine Kurzgeschichte aus nur sechs Wörtern schreiben könne. Sechs Wörter. Erstaunen.

Die Freunde glauben es nicht. Aber natürlich gewinnt Ernest Hemingway die Wette. Sein Text lautet:

Loading

Ernest Hemingway und Baron Franchetti speisen in der Trattoria De Mauri

Photo by W. Stock

Caorle/Italien, im September 2009

Wir suchen in der farbenprächtigen Altstadt nach einem schönen Restaurant für das Abendessen. In der Trattoria De Mauri deute ich auf das runde, bunte Holzschild, das vom Kaminsims baumelt.

Hemingway? Fragend hebe ich meine Stimme. Ja, Hemingway, meint die wohl 60-jährige blondierte Inhaberin, er habe hier oft gegessen, mit seinem Freund, dem Baron Raimondo Franchetti, und mit dem Besitzer des Restaurants, Alessandro de Mauri.

Trattoria De Mauri – Dove Hemingway, Franchetti, de Mauri soggiornarono steht auf dem Schild. Wo Hemingway, Franchetti und de Mauri sich einfanden. Hier werde der Fisch noch zubereitet wie zu Hemingways Zeiten.

Wenn der amerikanische Schriftsteller und der italienische Baron von der Entenjagd in der Lagune nordöstlich von Caorle zurück gekehrt seien, dann hätten sie oft den Tag in de Mauris Fischrestaurant ausklingen lassen. Ernest Hemingway bei De Mauri.

De Mauri heißt das schmale Restaurant, ein unscheinbarer weißer Bau auf der pittoresken Piazza San Pio X in Caorles Altstadt. Was ist aus dem Baron geworden, frage ich

Loading

Seite 2 von 6

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén