The world is a fine place and worth the fighting for it.
Die Welt ist ein schöner Ort und wert, dass man um sie kämpft.
Ernest Hemingway, For whom the Bell tolls, 1940
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The world is a fine place and worth the fighting for it.
Die Welt ist ein schöner Ort und wert, dass man um sie kämpft.
Ernest Hemingway, For whom the Bell tolls, 1940
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I never had to choose a subject – my subject rather chose me.
Ich habe nie ein Buchthema ausgesuchen müssen, mein Thema hat eher mich ausgesucht.
Ernest Hemingway
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Havanna, im April 1983
Wir bestellen Mojito. Der Barmann füllt uns das Rumglas zur Hälfte mit Carta Blanca, presst eine halbe Limone aus, steckt ins Glas einen frischen Pfefferminzstängel, die yerba buena, dazu Eiswürfel und schießt dann noch etwas Soda hinzu.
Links hinter der Kathedrale in der schmalen Seitengasse Calle Empedrado hinter der Nummer 206 liegt ganz unscheinbar und äußerlich verfallen die Bodeguita del Medio. Vorne der kleine quadratische Barraum mit der dunklen Theke. Dahinter das leicht schmuddelige, weißverputzte andalusische Speisegewölbe, wo an meist überfüllten Tischen das Beste der einfachen kubanischen Küche angeboten wird.
Gerichte, die so poetische Namen wie Moros y cristianos tragen, was übersetzt soviel wie Mauren und Christen heißt und auf dem Teller wie schwarze Bohnen mit weißem Reis daher kommt.
Angel Martínez eröffnet die Bodeguita 1942 und da sie inmitten eines langen Häuserzugs liegt und ihm kein gescheiter Name einfällt, nennt er sie kurzerhand Kneipe in der Mitte. Innen verzieren Hunderte von Namen bekritzelte Wände. Wahre Prominenz verewigt sich in eingerahmten Signaturen und Poemen. Julio Cortázar dichtet einen hübschen Vers und Mister Errol Flynn dankt. Auch der Tramp Charlie Chaplin schaut vorbei und der blonde Engel Marlene Dietrich lässt sein samtenes Haar wehen. Nat Cole, der Sänger, zeichnet mit King. Es ist Sommer in Havanna.
Castro, Havanna, Mojito. Der revolutionäre Dreiklang für Romantiker. Für den vor zehn Jahren bei einem Putsch ums Leben gekommenen chilenischen Präsidenten Salvador Allende wird noch immer ein Tisch freigehalten, so als ob der kleine schnauzbärtige Chilene mit der dicken Hornbrille just am heutigen Abend in die Bodeguita hineinschlendern würde.
Unter dünnem braunen Glasrahmen, direkt über dem Schanktisch, umgeben von Martini– und Cinzano-Flaschen, hängt ein Satz, den man langsam herunter beten muss und der noch lange im Ohr bleibt. My mojito in La Bodeguita, My daiquiri in El Floridita. Darunter dann, beschwingt, die Unterschrift: Ernest Hemingway.
Ja, so kann nur einer schreiben, so schreibt nur El gran Maestro himself. Diese Poesie kann nur der Feder Ernest Hemingways entstammen. Solch eine wuchtige Ansage – so einfach, so präzise, so wahr.
Noch einen Mojito. Ich hole mir beim Barkeeper eine Fonseca und zünde sie an. Die Zigarre schmeckt hart und streng, die Fonseca aus der Bodeguita ist offenbar zu jung gerollt und zu kurz gelagert worden. Von ihren großen Havanna-Marken wie die Montecristo, eine Romeo y Julieta oder eine Quintero können die Kubaner nur träumen, es gibt sie nicht im freien Verkauf, die Edelmarken gehen allesamt in den Export.
Tabak und Rum tun so langsam ihren Dienst. La Bodeguita del Medio. Die unsterbliche La B del M. Wer in der Bodeguita trinkt, der spürt den Hauch des Ewigen. Bodeguita, du bleibst, ich gehe!, schrieb der kubanische Autor Leandro García an die weiße Wand. Du bleibst, ich gehe.
Als wir nach vielen Mojitos die B del M verlassen, scheint aller Trübsinn des Daseins wie weggeblasen und die Welt leuchtet warm und farbenfroh. Der eisige Winter war weit weg.
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siehe auch: Hemingway trinkt sechs oder acht Daiquirís in El Floridita
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Hemingway war kein politischer Schreiber. In Sachen Politik war er eigentlich ein dummer Kerl. Politik interessierte ihn, den Anti-Intellektuellen, nur am Rande. Er war ein Bauchmensch.
Das hinderte ihn nicht, schnell Position zu beziehen. So im Spanischen Bürgerkrieg, so bei der kubanischen Revolution. Seine Standortbestimmung war jedoch meist intuitiv, emotional oder an Personen geknüpft. Und wehe, wenn man auf der falschen Seite, von Hemingway aus gesehen, stand!
Das bekam beispielsweise John Dos Passos zu spüren. Der Autor des Megaromans Manhattan Transfer hatte 1937 zusammen mit anderen Intellektuellen unter Leitung des holländischen Dokumentarfilmers Joris Ivens den Propagandastreifen The Spanish Earth als Unterstützung für die Republikaner gedreht. Zu dem Film hatte Hemingway den Kommentar geschrieben, den Orson Welles sonor vortrug.
Ein Jahr später legte Dos Passos leichte Sympathien für den aufständischen General Franco an den Tag, weil seiner Meinung nach – und was nicht zu leugnen war – stalinistische Kommunisten auf Republikanerseite die Oberhand gewannen und die verbündeten Anarchisten und Trotzkisten terrorisierten.
Hemingway schrieb seinem alten Freund John Dos Passos einen gesalzenen Brief und stauchte ihn zusammen. John sei oberflächlich, was für einen Schriftsteller ein ziemlicher Vorwurf ist. Die Sache ist, dass Du die Wahrheit nicht in zehn Tagen oder drei Wochen herausfinden kannst, und dieser Krieg ist lange Zeit nicht von den Kommunisten geführt worden. Wenn die Leute eine Artikelserie von Dir lesen, die sechs Monate und länger läuft, merken sie gar nicht, wie kurz Du in Spanien gewesen bist und wie wenig Du gesehen hast.
Auch wenn Hemingway eher unpolitisch daher kam, so besaß er doch seine Grundüberzeugung. Grundwerte, die sich aus seinem Leben und seinem Temperament ableiteten. Sein Verständnis als Schriftsteller beschrieb Hemingway 1935 in einem Brief an Iwan Kaschkin. Jeder versucht einen jetzt mit der Behauptung einzuschüchtern, wenn man nicht Kommunist werde oder einen marxistischen Standpunkt einnehme, wird man keine Freunde haben und allein sein. Ich kann jedoch kein Kommunist werden, weil ich nur an eines glaube: an die Freiheit.
Ein Haudegen wie Hemingway konnte den Freiheitsbegriff politisch nicht abstrahieren. Er ging mit einem solchen Wert eher pragmatisch, träumerisch, ja romantisierend um. Freiheit bedeutete für ihn immer das Gegenteil von Zwang. Hemingway, dem Individualität und Unabhängigkeit wichtig waren, besaß stets eine große Skepsis gegenüber dem Kollektiv. Als erstes würde ich mich um mich selbst kümmern. Dann würde ich meinem Nachbarn helfen. Aber um den Staat kümmere ich mich überhaupt nicht.
Ein Schriftsteller hat laut Hemingway nicht die Aufgabe, einen politischen oder Klassenstandpunkt einzunehmen. Er soll ein Geschehen aufschreiben und nicht erfinden oder fabulieren. Ein guter Autor habe nicht für eine Sache oder für eine politische Zielsetzung zu schreiben. Ein Autor diene niemandem, nur der Wirklichkeit. Ein echtes Kunstwerk ist von unbeschränkter Dauer, egal, welche politische Meinung darin steckt. Wer genug Talent hat, ist in allen Klassen zu Hause. Er nimmt von ihnen allen und was er gibt, gehört jedem.
Die Arbeit eines Schriftstellers sollte allein dem Anliegen dienen, große Kunst zu schaffen. Ein Autor geht hinaus in die Welt, beobachtet und schreibt auf. Das habe ohne Vorurteil zu erfolgen. Nur zweitklassige Schriftsteller, nur Autoren ohne Talent, seien darauf angewiesen, sich in den Klassenkampf zu begeben.
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