Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Kategorie: Medien Seite 2 von 5

Hero Kind – ein Vorbild

Dr. Hero Kind (1944-2018)
gezeichnet von Peter Lauster

Als Verlagsgründer Erwin Barth von Wehrenalp seinen ECON-Verlag verkaufen musste, landete dieser dann über einen Umweg schließlich bei Dietrich Oppenberg, dem Verleger der NRZ, der Neuen Ruhr und Rhein Zeitung aus Essen. Der Zeitungsmann Oppenberg übertrug die operative Führung des Düsseldorfer Verlages seinem jungen Assistenten Hero Kind. Der promovierte Jurist hat den Verlag von 1982 bis 1994 geleitet, und er hat es geschafft, ECON zu einem modernen und erfolgreichen Sachbuchverlag zu verändern.

Hero Kind, Jahrgang 1944, sah gute Bücher nicht als austauschbare Massenware, sondern als Markenartikel. Deshalb hat er dem ECON Verlag und seinen Büchern ein frisches, eigenständiges Profil verpasst. Hero Kind trimmte ECON auf Wiedererkennung. Bücher als Markenprodukte, das begann die Branche erst langsam zu erkennen, ihm war das sehr früh klar.

Hero Kind und sein ECON Verlag residierten

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Computer frisst Marketing

Amazon - die Verkaufsmaschine Photo by W. Stock

Amazon – die Verkaufsmaschine
Photo by W. Stock

Drei große Trends bestimmen unsere moderne Welt: Globalisierung, Digitalisierung und Segmentierung. Gerade die Digitalisierung unserer Tage zeigt Auswirkungen auf alle Bereiche des Wirtschaftens. Nichts und keiner bleibt verschont. Und manche Bereiche wissen noch gar nicht, wie sehr sich ihr Geschäftsmodell ändern wird, man ahnt es vielleicht.

Nehmen wir das Marketing. Da bleibt kein Stein auf dem anderen. Ins klassische Marketing – in traditionelle Media-Kampagnen – wird fast nichts mehr investiert. Statt dessen pumpen die Unternehmen mehr und mehr ins Performance Marketing hinein. Statt Formatanzeigen in Zeitungen und Zeitschriften geht man mit seinen immer noch fetten Etats mehr und mehr zu Google Adwords. Statt TV-Spots zum Markenaufbau investiert man lieber in Abverkauf, in Affiliate, in Verkaufsmaschinen wie Amazon und Spezial-Shops.

Der Media-Mix ist von vorgestern. Was heute zählt sind 

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Michael Staehler – ein Netzwerker für die Buchbranche

Michael Staehler (li.)

Michael Staehler (links) und Hero Kind (rechts) auf der Frankfurter Buchmesse 1991

Es ist immer schlimm, wenn ein Mensch stirbt. Am schlimmsten ist es, wenn ein Vorbild stirbt. Ein solches Vorbild war für viele Michael Staehler. Der Betriebswirt vom Jahrgang 1948 hat Jahrzehnte erfolgreich in zahlreichen Verlagshäusern gearbeitet. Bei DuMont Schauberg in Köln, bei Bertelsmann in Gütersloh, dann beim Ärzteverlag wiederum in Köln.

Unsere Wege haben sich Ende der 1980er Jahre gekreuzt. Als Peter Schaper zu Droemer nach München ging, wurde Michael Staehler bei der ECON Verlagsgruppe in Düsseldorf dessen Nachfolger. Als Marketing-Geschäftsführer sorgte er dafür, dass die Bücher von ECON, Claassen oder Marion von Schröder als Event zelebriert wurden. Der damalige Erfolg des ECON-Programms war, ohne die Meriten von Verleger Hero Kind zu schmälern, ganz besonders auch Michael Staehler zu verdanken. Lee Iacocca, Lois Fisher-Ruge, Peter Lauster, Gabriele Krone-Schmalz oder Peter Ustinov – allesamt großartige Autoren mit prächtigen Büchern, viele übersprangen die magische 100.000 Verkaufsmarke locker.

Michael Staehler war ein

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Digitale Woche und gedrucktes Wochenende

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Wochentags digital, Wochenende print: Die ideale Kombination?

Man mag es bedauern und beklagen, aber es ist so wie es ist: Die Tageszeitung hierzulande verliert an Auflage und Bedeutung. Zu sehr haben sich die Lebensgewohnheiten in den letzen Jahren verändert. Wer hat denn heute schon noch Zeit und Muse, ausgiebig zu frühstücken und dabei eine Stunde die Zeitung vom Tage zu lesen?

Die Älteren schlingen hastig einen Kaffee und ein Brötchen herunter bevor sie sich in die Rush Hour Richtung Arbeitsstätte stürzen. Und die jungen Leute schnappen sich, kaum sind sie des morgens aus dem Bett gehüpft, ihr Smart Phone und schauen bei Facebook oder WhatsApp was es an Neuigkeiten gibt.

Das Lesen einer Tageszeitung? Von vorgestern. Eine Tageszeitung gar zu abonnieren? Eine Sache des vorigen Jahrhunderts. Irgendwie will eine Tageszeitung nicht mehr in den heutigen Tagesablauf passen.

Schwere Zeiten also für gedrucktes Papier, besonders zu Anfang des Tages. Wie soll es weiter gehen? Es gibt einige Verleger, die nun aus der Not eine Tugend machen.

Denn zunehmend werden Kombinationen angeboten, die den geänderten Lebensumständen Rechnung tragen. So gehen viele Tageszeitungs-Verlage dazu über, eine Digital-Print-Kombi anzubieten. Wochentags gibt es die digitales Ausgabe aufs iPad, zum Ausklang der Woche steckt dann die dicke Wochenendausgabe in Printform im Briefkasten.

Diese „perfekte Kombination“ macht Sinn: Denn

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Die Renaissance von Print

Print macht fette Beutel

Print macht fette Beutel

Oha, wie laut hat so mancher die Totenmesse für Print schon gelesen. Print sei zwar noch nicht tot, aber es müffele doch schon gewaltig. Das Internet sei schneller, billiger, besser. Wer, zum Teufel, brauche da noch die Holzindustrie?

Aber, wer wache Augen hat und gute Ohren, der merkt, es rückt sich etwas zurecht. Dutzende von neuen Zeitschriften werden gegründet, Fachzeitschriften und Special Interest, nahe am Kunden, halten wacker ihre Auflage. Marktsegmente wie Wohn- und Food-Zeitschriften oder Gesundheits-Magazine können gar schöne Zuwächse ausweisen. Und die Kunden sind bereit für ihre Magazine mehr zu zahlen. Verleger merken, mit Print kann man noch verdammt viel Geld verdienen.

Gleichzeitig beobachten wir eine Entzauberung von verlegerischem Digital. Mit Online-Journalismus lässt sich nach wie vor kein Geschäftsmodell zimmern, E-Books kommen auf einmal an Wachstumsgrenzen, die Tablet-Träume bei Zeitschriften sind zerstoben, der Journalismus im Internet versetzt uns oft genug nicht in Entzückung sondern in Sensationsrausch. Von Augmented Reality, QR-Codes und E-Magazines, vor Jahren als Heilsbringer gepriesen, ist noch keiner reich geworden, im Gegenteil.

Und das Internet wirkt nicht als Disruption, die alles nieder macht, sondern zunächst

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Online den Onlinern

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Google, Mountain View, Kalifornien
Photo by W. Stock

Hitzig wird in der Medienbranche diskutiert, ob die Verantwortlichkeit für Print und Online in einer Hand liegen solle. Ob beispielsweise der Chefredakteur einer Zeitung zugleich auch der Chefredakteur des Online-Auftrittes dieser Zeitung sein soll.

Meine Haltung zu dieser Kontroverse ist eindeutig: teilen, unbedingt teilen. Denn Online ist ein ganz anderes Medium als Print. Online muss weit mehr sein als die Zeitung auf dem Schirm. Online emanzipiert sich von Print: andere Darstellungsform, andere Gesetzmäßigkeiten, andere Stärken, anderer Nutzwert.

Versetzen wir uns einmal kurz ins Jahr 1930 zurück. Die Zeitung gilt als das etablierte Medium, das merkwürdige Medium Radio kommt langsam auf. Würden wir – aus heutiger Sicht – uns damit zufrieden geben, wenn man Radio als vorgelesene Zeitung definiert? Was hielten wir davon, wenn die Zeitungsredakteure nebenbei nun auch Radio machen müssen? Sollen Zeitungsleute und Radioleute in einem Büro sitzen?

Und ganz apart: Soll man mit der Verkündung einer Nachricht im Radio warten, bis sie zunächst in der Zeitung erschienen ist? Print first oder Radio first? Lächerlich, einfach lächerlich diese Fragen! Aber es sind Diskussionen, die wir heute unter anderen Vorzeichen führen.

Man muss

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Weltbild – ein Riese fällt

In der Medienbranche war es die Erfolgsstory schlechthin. Aus einem winzigen katholischen Buchversand hat sich über die Jahrzehnte eine Milliarden-Verlagsgruppe entwickelt. Weltbild galt als das moderne Pendant der Buchclub-Idee und als Riese im deutschen Medienhandel.

Und nun der tiefe Fall. Vor einigen Tagen musste das Augsburger Unternehmen beim Amtsgericht Insolvenz anmelden. Die Erlöse sind weggebrochen, die Verschuldung zu hoch, es fehlt frisches Geld. Der Scherbenhaufen ist da.

Doch warum ist Weltbild in die Pleite hineingeschliddert? Und welche Lehren und Erkenntnisse bleiben aus der Weltbild-Pleite zu ziehen? Hierzu acht persönliche Eindrücke:

1. Die Kirche trifft keine Schuld. Ein Ablenkungsmanöver, die Kurie ist nicht ursächlich an der Pleite schuld. Oft wird auf die schwierige Eigentümerstruktur verwiesen, denn Weltbild gehört den deutschen Bistümern. Sicher ist die Kirche kein geborener Unternehmer und es hat im Getriebe geknirscht. Doch haben die Bischöfe bis an die Schmerzgrenze in der Krise Darlehen auf Darlehen zur Unterstützung bereit gestellt. Auch dass nun über 60 Millionen für den Sozialplan locker gemacht werden sollen, zeugt nicht gerade von eiskaltem Unternehmertum seitens der Diözesen.

2. Das Sortiment ist schlimm ausgefranst. Weltbild, das unter einem Buchhändler geführt wird, hat zuletzt einen Mischmasch im Angebot, dass man nur den Kopf schütteln kann. Bücher, klar, aber auch Wanduhren, Leuchtkerzen und Wohlfühl-BHs – das Profil ist so verwässert, das Sortiment des Versandriesen steht für alles und nichts, und für das Gegenteil davon.

3. Dem Buchhandel gehen 600 Millionen Euro flöten. Die Weltbild-Krise ist auch eine Krise des deutschen Buchhandels. Dem geht es auch nicht besonders. Weltbild sucht als Kunden eher

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Very, very special Interest

Als sei es Frühling, erwacht neues Leben. Sie heißen Päng!, MUH oder CAPZ. Oder auch FROH!, Fräulein, Unique. Das sind allesamt neue Magazine, die man an gut sortierten Kiosken findet.

All diesen Newcomern ist eines gemein: Sie werden nicht von großen Verlagen herausgegeben, sondern sind die Produkte von jungen und wilden Neugründern. Da steckt dann meist kein großes Geld dahinter, sondern eine Idee und viel Leidenschaft.

Diese neuen Magazine bedienen in der Regel eine sehr spitze Zielgruppe. Luxus-Reisende, Freunde der Philosophie, Modemänner. Der Blick aufs Thema ist deshalb nicht nur very, very special, sondern auch exklusiv. Daher positionieren sich die neuen Magazine meist im höherpreisigen Segment zwischen 6 und 10 Euro.

Die Neugründungen sind ein Spiegelbild der Branche. Die Magazin-Dickschiffe wie stern, DER SPIEGEL oder Capital schwächeln seit Jahren, der Markt segmentiert sich zu immer kleineren Zielgruppen. Da ergeben sich Nischen für Start-ups – und auch Zeitschriften haben ihre Pioniere und Trüffelsucher. Wenn man dann noch die Gemeinkosten niedrig hält, dann kann eine solche Neugründung eine Menge Spaß machen.

Die Neugründer sind oft Liebhaber, sie kommen vom Thema her, und wollen nun ihr Hobby und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Die Neugründungen definieren auch den Journalismus anders. Nicht mehr ein Magazin zu gründen mit Blick auf

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Tiefe Ratlosigkeit in Amerikas Medienwelt

Photo by W. Stock

Photo by W. Stock

Als ich vor einigen Wochen die USA besuchte, schaute ich mir in Baltimore auch die Buchhandlung in der Penn Station an, also den Zeitungsladen im Hauptbahnhof dieser amerikanischen Großstadt. Bumm, Kulturschock!

Ich fand einen winzigen Laden, im Angebot nur zwei Tageszeitungen, die Baltimore Sun und die Washington Post, dazu vielleicht 80 bis 100 Zeitschriften, inhaltlich der gängige Mainstream. Zum Vergleich: Eine gute Bahnhofs-Buchhandlung in einer deutschen Metropole hat auch schon mal 1.000 Titel und mehr im Angebot. Doch Vielfalt in den USA? Nur tote Hose, leider.

Die Medienkrise hat in den Vereinigten Staaten brutaler zugeschlagen als in Europa. Ich habe die sonst so stolze Medienwelt an der Ostküste noch nie so verzagt und so deprimiert erlebt wie in diesen Tagen. Die ganze Printbranche in den USA ist kräftig durchgeschüttelt worden. Die Washington Post, einst ein erhabenes Blatt, ist von der Resterampe weg an Jeff Bezos von Amazon verkauft worden. BusinessWeek, das mit 900.000 verkauften Heften rote Zahlen schrieb, ging an den Großmeister der Börsenterminals, an Michael Bloomberg. Forbes und Fortune, einst die Elite der Wirtschaftsmagazine, dümpeln so vor sich hin.

Das 68 Jahre alte

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Das ideale Zeitschriften-Cover

Zeitschriften müssen auffallen am Kiosk. Der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit – und das Portemonnaie – des Lesers ist beinhart.

Wenn der Laden am Flughafen oder am Hauptbahnhof 2.000 Magazine führt, dann kann ein Magazin nur mit einer perfekten Optik herausstechen.

Vor einigen Monaten hat an dieser Stelle der amerikanische Zeitschriften-Pionier Richard Stolley seine Tipps für das Blattmachen verraten. Man kann das Spiel ein wenig ausweiten und Stolleys Praxis-Tipps fortschreiben.

Einige Hinweise sind aus der Erfahrung gespeist, andere mögen als Glaubenssatz durchgehen. Denn das gute Cover an sich gibt es nicht, höchstens, um Kant zu bemühen, das gute Cover für sich.

Nun, wie sieht ein überzeugendes Zeitschriften-Cover heutzutage aus? Eine Annäherung (ohne in ein pro domo zu verfallen):

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