Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Kategorie: U.S.A. Seite 2 von 3

Google, das Leistungsschutzrecht und ich

Mountain View/Kalifornien, im Oktober 2009; Photo by W. Stock

Gut 60 Prozent der mittlerweile 4.000 Besucher dieses Blogs kommen über die Suchmaschinen von Google. Wenn Sie beim googeln zum Beispiel den Namen Hemingway eingeben und Fossalta (der Ort, wo Ernest Hemingway im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wurde), dann schauen Sie einmal, was die Websuche bei Google und auch die Bild-Suche ergeben.

Ohne Google wäre stockpress.de ein Nichts, ein Vogelschiss in der weiten digitalen Landschaft. Positiv formuliert: Ein kleiner, unbedeutender Blogger kann mittels Google – ganz ohne Geld und Einfluss – seine Rolle im Web finden. Es gibt wunderbare Beispiele dafür. Schauen Sie auf die regimekritischen Blogger auf Kuba, da schafft sich die Demokratie Gehör, trotz Gleichschaltung aller Presseorgane.

Google bringt Traffic. Dafür sollten wir der Firma aus Mountain View dankbar sein. Das müsste eigentlich auch für Verlage gelten. Die Verleger und ihre digitalen Angebote könnten ohne Google nicht mehr leben. Aber, möchte man kurz hinweisen, Google könnte ohne die Verleger leben.

Deshalb gilt es, die Diskussion nach Verabschiedung des Leistungsschutzrechtes wieder

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Richard Stolley: 8 Tipps für Blattmacher

Palo Alto/California, im Juli 2005; Photo by W. Stock

Drüben in den USA gilt Richard Stolley als Legende im Journalismus. Als ein Blattmacher, dessen Wort in der Branche zählt.

Stolley ist ein netter älterer Herr vom guten Jahrgang 1928, in Ehren ergraut und bedächtig in der Sprache. Aber in dem hektischen Geschäft mit Zeitschriften erfahren wie kein zweiter. Möglicherweise lässt sich weit und breit kein zweiter Publizist finden, der mehr Einblick und mehr Übung im Magazinjournalismus vorweisen kann als dieser Dick Stolley.

Dick arbeitete zwei Jahrzehnte bei der berühmten Hochglanz-Illustrierten Life. Das Wochenblatt ging in die Annalen der amerikanischen Magazinhistorie ein, weil die Zeitschrift nicht wegen Erfolglosigkeit, sondern wegen zu viel Erfolg eingestellt werden musste. Die

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Ein Dekan für Peter F. Drucker

PeterDruckerDeanIm Economist von dieser Woche entdecke ich eine halbseitige Stellenausschreibung. Die Claremont Graduate University sucht einen Dean. Ein Dean, ein Dekan, leitet die Fakultät einer Hochschule und hier sucht man den Kopf für die Peter F. Drucker and Masatoshi Ito School of Management.

Schöne Erinnerungen kommen da auf. Denn in den späten 80er Jahren durfte ich der Lektor und Verlagsleiter von Peter F. Drucker sein, der als Lehrmeister des modernen Managements weltweit anzusehen ist. Der gebürtige Wiener Drucker, ein sympathischer und bescheidener Mensch, lehrte über 30 Jahre an Claremont, das 50 Kilometer östlich von Los Angeles liegt. Von 1971 bis 2002 war er an der CGU Professor, im Jahr 2005 ist Peter in Claremont gestorben.

In meinem gesamten Berufsleben bin ich keinem klügeren Menschen begegnet als ihm, und ich kann versichern, dass ich verdammt vielen klugen Menschen begegnet bin. Die Stellenanzeige skizziert einige der zentralen Gedanken von Peter. Management sei keine Wissenschaft, sondern eine Kunst. Charakter und Moral seien ebenso gefragt wie Modelle und Statistiken.

Die School of Management der Claremont University gehört nicht zu den führenden Business Schoools in den USA, kein Vergleich zu Harvard oder Stanford, aber mit ihren 14 Professoren und dem leuchtenden Name Peter F. Drucker spielt sie als Außenseiter in der Eliteliga mit. Claremont zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ihr MBA-Studium interdisziplinär anlegt ist. Neben betriebswirtschaftlichem Rüstzeug eben auch

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Ein Toter singt am Broadway

New York, im Juni 2010; Photo by W. Stock

Über alles und über nichts werden rund um den Times Square heitere Musicals angeboten. Über Opern-Phantome, über flapsige Kindermädchen, über den Südpazifik oder über Weihnachtsmänner.

Und jetzt hat endlich, endlich der berühmteste Sänger der Stadt, der beste Crooner aller Zeiten, die Stimme des romantischen Jazz seine eigene Show. Frank Sinatra, the boy from Hoboken, singt nun jeden Abend am Broadway.

Nun kommt auch Frank Sinatra an den Broadway. Eine große Show, Tanzeinlagen, eine Liebesstory. Seit März 2010 läuft das Musical Come fly away im Marquis Theatre und für zwei Stunden lebt die Musik von Ol’ Blue Eyes wieder auf.

Eine 19-köpfige Big Band swingt und Frank Sinatra singt seine großen Hits wie Fly me to the moon oder My way. Die Vocals singt er, ja Frank Sinatra, natürlich nicht live, denn er lebt ja schon lange nicht mehr. Die Stimme des Meisters kommt vom

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Das Licht am goldenen Tore

New York, im Juni 2010; Photo by W. Stock

Wenn man mit dem Ozeandampfer in die USA einreist, so ist es das erste Monument, das einen empfängt. The Statue of Liberty. Die Freiheitsstatue. Ein wunderschönes Denkmal und wohl das prächtigste Symbol der Freiheit weltweit.

Das Monument aus Kupfer und Eisen war 1886 ein verspätetes Geschenk Frankreichs an die junge Nation USA zum hundertjährigen Unabhängigkeitstag. Die fast 50 Meter hohe Dame mit der Fackel der Freiheit in der gereckten Hand erinnert auch daran, dass liberté allen anderen Forderungen der bürgerlichen Revolution voran ging.

Freiheit – das wohl höchste Gut einer Gesellschaft. Ein Gut, das in Deutschland leider zu wenig Respekt findet. Wenn man einen Deutschen fragen würde, was ihm wichtiger sei, Wohlstand oder Freiheit, der typische Deutsche würde wohl antworten: Wohlstand. Die DDR beispielsweise ist nicht, wie manche Historiker glauben machen wollen, an zuwenig Freiheit zu Grunde gegangen, sondern an zu wenig Wohlstand.

Das obrigkeitsgläubige Deutschland hat bis heute nicht verinnerlicht, dass

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Joe, der brave Vize

Joe Biden in New York

New York, den 2. Juni 2010; Photo by W. Stock

Da sitze ich gemütlich in Gaby’s, dem vom Jugendstil inspirierten Restaurant des Sofitel, aus dem man die quirlige 45. Strasse wunderbar im Auge halten kann.

Als plötzlich Sirenen aufheulen, Sicherheitsleute auflaufen und Polizei die Strasse zwischen 5. und 6. Avenue absperrt. Draußen frage ich meinen Nachbarn, einen grauhaarigen älteren Herrn, was denn hier los sei. The Vice President, meint er kurz.

Im feinen Harvard Club, ein paar Schritte von Gaby’s entfernt, hält der Vize-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vor 125 Personen eine Lunch-Speech zu Gaza, zur Außenpolitik, zur amerikanischen Wirtschaft, zu den sich stabilisierenden Immobilienpreisen und verkündet, dass General Motors wieder Gewinn abwirft.

Bevor der Vize-Präsident dann

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Das Ende von Newsweek?

Zunächst ein Geständnis: Diese Zeitschrift war mir über zahlreiche Jahre ein geschätzter Begleiter, ein guter Freund. Und sicher auch ein Vorbild. Newsweek. Das Wochenmagazin aus New York für die Welt.

Als ich in den 70ern und 80ern viel in der Weltgeschichte herumschwirrte, von Mexiko bis Argentinien, von Indien bis Hongkong reiste, da blieb dieses Magazin ein Anker. Kurz und knapp, doch mit der nötigen Tiefenschärfe, hat es jenes reportiert, was in der Woche an Bemerkenswertem vorgefallen war. Stets blieb das Wochenblatt um Ausgewogenheit und Unabhängigkeit bemüht, was ich in Anbetracht der oft gegängelten oder gleichgeschalteten Presse meiner Gastländer zu schätzen wusste.

Noch heute kann ich mich an die Starschreiber damaliger Tage erinnern. An Edward Behr, zum Beispiel, der in Paris einfühlsam über die Kultur Europas berichtete. An George Will, den konservativen Chronisten der Reagan-Jahre, oder an Robert Samuelson, der so anschaulich über Wirtschaft schreiben konnte.

Seit 1933 gibt es Newsweek und die Zeitschrift war

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Bei Facebook & Co.

Bei Facebook in Palo Alto, Kalifornien, im Oktober 2009; Photo by W. Stock

Während New York das Selbstmitleid und die Larmoyanz Europas kultiviert, herrscht in San Francisco ein intellektueller Pioniergeist, eine Aufbruchstimmung, dieses typisch hemdsärmelige Let’s do it!, das die USA so sympathisch macht.

Fällt das doch aufs Alte und auf Europa zugeneigte New York bisweilen in unreflektierte Hektik, so zeigt sich an der Westküste eine offene, der Zukunft zugewandte Kultur und auch dieser alte, sonnige Erfindergeist wird wieder wach.

An der Westküste sitzen die coolen Firmen wie Apple, Google, Oracle, im Zentrum die Stanford University, jene intellektuelle High-Tech-Schmiede des Silicon Valley und hier sitzen die Risikokapitalgeber, die so manches Start-up zu einem Millionengeschäft befördert haben.

Der pazifische Westen der USA denkt

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Lester Thurow, der soziale Globalist

Photo by Hasso von Bülow

Düsseldorf, den 27. April 1993

Ich hole Lester vom Flughafen ab. Er ist etwas wortkarg nach dem langen Transatlantikflug. Am nächsten Tag werde ich einen Vortrag von ihm moderieren, im Düsseldorfer Messezentrum.

Lester Thurow eilt der Ruf voraus, er sei ein Volkswirt, der überaus anschaulich und gründlich zu formulieren vermag. Er durfte den feinen und flüssigen Kommentar in besten Kreisen üben und pflegen. Über 10 Jahre lang schrieb er eine Kolumne für Newsweek und für die New York Times. Diese Elitemedien gelten als harte Schule, dies schützt vor intellektuellem Überflug.

Dann fahre ich Lester ins Hotel. Er ist ein sympathischer, natürlicher Typ. Ein Professor, dessen Arm und Einfluss weit über das akademische Terrain hinaus reicht, und der trotzdem nicht viel Aufhebens um seine Person macht. Da sitzt in meinem Auto ein ruhiger und zurückhaltender Mann, dem man gerne zuhört.

Thurow, Jahrgang 1938, war viele Jahre

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Google besitzt Spirit und Leidenschaft

Photo by W. Stock

Mountain View, im Oktober 2009

Bestes Firma von Welt? Schwierige Frage, leichte Antwort.

Selten hat mich der Besuch eines Unternehmens so fasziniert und elektrisiert, wie dieser Besuch bei Google in Kalifornien unter schönstem blauen Himmel.

Die alte Industrie sieht hier noch älter aus. Nestlé, Daimler-Benz, Henkel – kenne ich auch, Spitzen-Unternehmen, auch die habe ich von innen gesehen. Alles kein Vergleich zu Google. Einen besseren Laden als die Firma aus Kalifornien gibt es nicht. Nirgends. Nicht zwischen Alaska und Argentinien, nicht zwischen Tokio und London.

Bei Google in Mountain View wie bei Tante Käthchen mal kurz zum Nachmittagskaffee vorbeizuschauen, das geht so einfach nicht. Doch den

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