Notizen und Anmerkungen von unterwegs

Kategorie: Jazz & andere Musik Seite 2 von 9

Hyatt – For A World of Understanding

Was darf der Gast von einem erstklassigen Hotel erwarten? Die Geschmäcker werden höchst verschieden sein. Lage, Ausstattung, Preis – alles gut und schön. Mein Anspruch bleibt: Zuhause in der Fremde.

Es gibt wohl keine Hotelkette, die diese Erwartung weltweit besser einlöst als Hyatt. Jedenfalls in den Häusern der oberen Kategorie. Ob Grand Hyatt Berlin, Hyatt Regency Tokio oder das Grand Hyatt Hong Kong – die Ausstattung ist stets vom Feinsten und der Kundenservice durch die Bank weg erstklassig.

Die Zimmer sind mal größer oder mal kleiner, die Häuser schauen älter aus oder moderner. Doch was immer gleich bleibt, ist die Attitude. Die Verpflichtung, das Wohlbefinden des Gastes in den Mittelpunkt zu stellen.

Der Hyatt-Clip For A World of Understanding bringt diese Haltung großartig auf den Punkt. Der Reisende fühlt sich, als würde er, fern der Heimat, in die Obhut von Freunden kommen.

Die Agentur MullenLowe aus Boston hat den Spot in Auftrag gegeben, gedreht worden ist in Thailand, Marokko und Spanien. Die Botschaft kommt rüber: Differenzen und Vorurteile lassen sich überwinden, wenn jeder Einzelne

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Das beste Konzert: Fats Domino

Es gibt Musikkonzerte, die vergisst man im Leben nicht. Bei mir war dies Antoine Domino Jr., genannt Fats Domino. Ein Wirbelwind aus New Orleans, im Juli 1980. Auf dem North Sea Jazz Festival, damals noch im Congresgebouw von Den Haag.

Zum Opening kommt bei Fats Domino stets sein I’m Walkin‘, und zum Schluss meist Jambalaya, da fällt der Putz endgültig von den Wänden. The Fat Man gehört zu den wirklichen Pionieren des Rock and Roll, er hat von Chuck Berry über die Beatles bis hin zu den karibischen Musikern so ziemlich alles und jeden beeinflusst. Mehr als 65 Millionen Platten hat dieser Komponist und Sänger verkauft.

Seine Musik ist rasant, dynamisch und zappelig für die Beine. Schon bei der allerersten Nummer der Band, meist noch ohne Fats auf der Bühne, springt das Publikum auf und tanzt sich in Stimmung. Seine Musik ist zum lebensfrohen Synonym für New Orleans geworden und hat einen eigenständigen kreolischen Musikstil begründet.

Fats Domino, der sein Piano im Boogie-Anschlag hämmert, wird 1949 in einem Klub von dem Produzenten und Bandleader Dave Bartholomew, einem ehemaligen Trompeter bei Duke Ellington, entdeckt. Die Zusammenarbeit des Power-Duos sollte zu den fruchtbarsten der jüngeren Musikgeschichte gehören.

Die HIts von Fats Domino bleiben ungezählt. Eine kleine Auswahl:  Ain’t that a Shame, Blueberry Hill,  I’m in Love AgainI’m Walking to New Orleans, I Want to Walk You Home, Blue HeavenBlue Monday, My Girl Josephine, Lotta’ Loving und natürlich Jambalaya.

Die Band von Fats Domino, der als Leader auch schon mal einen ganzen Flügel über die Bühne bugsiert, ist erstklassig besetzt. Besonders die Blechbläser, herauszuheben hier Lee Allen, ein legendärer R&B-Saxophonist. Grundlage der Band bildet ein traditioneller Rhythm and Blues, mit mehrfach besetzten Saxophonen, Bass, Piano, E-Gitarre und Schlagzeug. Eine explosive Mischung.
Im Oktober 2017 ist Fats Domino verstorben, in seiner Heimat Louisiana, im Alter von 89 Jahren.

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We have all the time in the world

Für viele Kenner gilt On Her Majesty’s Secret Service als einer der schwächsten James Bond-Filme der gesamten Reihe. Und wohl deshalb ist nach nur einem Auftritt Im Geheimdienst Ihrer Majestät – so der deutsche Titel – für den Australier George Lazenby als Nachfolger von Sean Connery dann auch Schluss mit dem Agentenleben.

Doch auch wenn dieser 007-Film die Erwartungen nicht erfüllen kann, so gehört die Filmmusik dieses sechsten James Bond zu den besten überhaupt. John Barry komponiert We have all the time in the world, Hal David schreibt einen wunderbaren Text. Und Louis Armstrong singt.

Louis Armstrong war 1969 – im Jahr der Aufnahme – schon ziemlich krank, er konnte die Trompete nicht mehr spielen. Das Lied wurde dann auch kein großer kommerzieller Erfolg.

Doch mit zeitlichem Abstand betrachtet, besitzt dieser Pop-Song eine erstaunliche  melodische Anmut und textlich eine bemerkenswerte poetische Tiefe. Und, natürlich, Louis Armstrong singt phänomenal. We have all the time in the world. Am 6. Juli 1971 ist Louis dann in New York gestorben.

 

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Burt Bacharach – der Meister des Ohrwurms

Burt Bacharach Wiener Staatsoper

Burt Bacharach in der Wiener Staatsoper

Der Name Burt Bacharach wird vielen nichts sagen. Und dennoch kennt man in jedem Land der Erde – naja, mit Ausnahme Nordkoreas vielleicht – mindestens ein, zwei Melodien des Mannes aus Kansas City, der in New York aufgewachsen ist. Dieser Komponist hat über 60 Titel in den US-Hitparaden gehabt und ist nach Lennon/McCartney wohl der Mann mit den meisten Ohrwürmern der neueren Musikgeschichte.

Do you know the way to San Jose, The Look of Love, Raindrops keep falling on my Head, Alfie, Don’t make me over, Walk on by, Close to You, Whats’s New Pussycat – das sind alles Hits aus der Feder des Burt Bacharach. Und das famose Make it Easy on Yourself, einer der schönsten Popsongs aller Zeiten. Das allermeiste stammt aus der Zusammenarbeit mit dem genialen Textdichter Hal David. Ihr What the World needs now ist von über 100 Sängern gesungen worden.

Den ersten großen Erfolg hatte Bacharach Anfang der 1960er Jahre als Musical Director von Marlene Dietrich. Mit ihr hat der damals Dreißigjährige die ganze Welt getourt und den Nicht-Gesang der Dietrich zu einem charismatischen Sprechgesang arrangiert, dass man von London bis Las Vegas eine Gänsehaut bekam. Dann entdeckte der Komponist die stimmgewaltige Dionne Warwick, jene Sängerin, die Bacharach Songs auf zwei Beinen ist.

Manche rümpfen die Nase, Easy Listening, halt bessere Supermarktmusik, hört man den Vorwurf. Dieser Einwand ist verdammt ungerecht. Denn Bacharachs Lieder gehen an Komplexität und Tiefe weit über das hinaus, was man von einem normalen Popsong erwarten darf. Seine Songs sind wie kleine Symphonien aufgebaut, wuchtig arrangiert, Harmonien mit Streichern, vielen Tempi-Verschiebungen, auf den Punkt komponiert. Heraus kommt dann perfekt arrangierte West Coast Kost, ähnlich wie bei dem frühen Herb Alpert, lebenslustige Musik mit viel Schmalz, ein Mix aus Pop, Jazz, Gospel und Bossa Nova, ein vergnüglicher Anschlag auf Bauch und Beine jedenfalls.

Das kann man nicht als Jazz bezeichnen, obwohl seine Harmonik hörbar Jazz-beeinflusst ist. Aber wegen ihrer Vielschichtigkeit haben Bacharachs Songs eine große Faszination auf Jazzmusiker ausgeübt. Der große Miles Davis mochte seine Kompositionen und der wunderbare Tenorsaxophonist Stan Getz hat gar ein ganzes Album mit Bacharachs Songs eingespielt.

Bacharach, dessen Familienwurzeln am Mittelrhein bei Koblenz liegen, ist das, was die Amerikaner einen Songwriter nennen, einen sehr lyrischen Komponisten, aber seine eigentliche Stärke ist die Orchestrierung. Oft dient bei ihm das eher selten gewordene Flügelhorn als bestimmende Klangfarbe. Bacharach Musik sei wie a velvet slide to heaven, wie eine samtene Rutsche gen Himmel hat Bacharachs Tochter Nikki einmal treffend angemerkt.

Man ist froh, diese Ikone der Popmusik nochmals im Konzert, im Rahmen des Jazz Fest Wien, erleben zu dürfen. Burt Bacharach hat stramme 88 Jahre auf dem Buckel, und die Patina-belegte Wiener Staatsoper ist für eine solche Legende kein schlechter Platz. Wenn man seine Musik hört, man wird leicht und heiter, die Würmer kriegt man nicht aus dem Ohr. Burt Bacharachs Lieder haben die Welt ein wenig fröhlicher gemacht. Was will man mehr von Musik verlangen?

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Frank Sinatra singt Frank Sinatra

Ganz der Papa: Frank Sinatra jun.; London, den 3. Mai 2014; Selfie by W. Stock  

Welch ein Abend! Frank Sinatra steht auf der Bühne. Wir schreiben den 3. Mai 2014. Ronnie Scott’s Jazz Club in Londons Frith Street. Die alten Hits summen wieder im Ohr.

Can’t take you nowhere, so fängt er mit einem Song von Dave Frishberg etwas ungewöhnlich an. Auch Fly me to the moon, mein Liebling. Die Uhr zeigt schon Mitternacht in Soho, weil ich das Second House abbekommen habe, und Frank singt A foggy day in London town und ganz zum Ende New York, New York als Zugabe.

Frank Sinatra steht da auf der Bühne des kleinen Jazzklubs, ein wenig füllig ist er geworden, und ihm gelingt eine ansprechende Mischung aus altem Repertoire und neuen Akzenten. Frank Sinatra wird von einem voll klingendem Oktett wunderbar begleitet. Mike Smith (Alto Saxophon), Tom Garling (Posaune), Jeff Morrison (Piano), Paul Rostock (Bass), Bob Chmel (Schlagzeug), Walt Johnson (Trompete), Tyrone Anthony (Alto Saxophon) und Jim Fox an der Gitarre.

Damit wir uns nicht vertun. Der Frank Sinatra ist wirklich der Frank Sinatra, allerdings nicht The Voice. Denn Frank Sinatra ist bekanntlich am 14. Mai 1998 gestorben. Auf der Bühne steht der Sohn. Frank Sinatra jun. ist der 1944 geborene Sohn von Sinatra sen. Immerhin: Sinatra sings Sinatra.

Nun kommt man als Sohn eines Jahrhundertsängers nicht gerade einfach durchs Musikantenleben. Wie will man gegen das helle Licht des Vaters anleuchten, lohnt es sich da überhaupt die Batterie anzuwerfen? Sinatra junior geht das Wagnis ein. Er wird

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Ted Stauffer heiratet Hollywood

Los Angeles, im Juni 1951

Im Jahr 1951 gerät Teddy Stauffer in die Schlagzeilen der Klatschpresse. Und zwar in die Spalten der amerikanischen Klatschpresse, die noch etwas frecher ist als die europäische.

Denn der hochgewachsene Stauffer, der in den USA meist Ted Stauffer genannt wird, heiratet eine bekannte Hollywood-Schönheit. Teddy lebt in Acapulco, ist Manager von Hotels und Night-Clubs, manche nennen ihn einen Playboy.

Sein erstes Leben als Swingmusiker und Orchester-Chef hat er abgelegt wie einen muffigen Mantel, der liebe Gott hat ihn aus dem dunklen, braunen Berlin hierher ins sonnige, blaue Acapulco an Mexikos Pazifikküste gelenkt. Und nun Hollywood. Heirat. Der Name der Filmschönheit: Hedy Lamarr. Für Teddy ist es die zweite Ehe, für Hedy die vierte.

Hedy Lamarr, die mit richtigem Namen Hedwig Eva Maria Kiesler heißt, in Österreich geboren ist, hat es dann als Schauspielerin in Hollywood zu passablem Erfolg gebracht. All ihre Filme sind heute weitgehend vergessen. Aber sie bleibt in Erinnerung, weil sie sich – man zählte das Jahr 1933 – als erste Schauspielerin in einem Film ganz und gar pudelnackig zeigte. Der Film trägt den hübschen Titel Extase.

Doch Hedy ist weit mehr als ein Pin up-Girl. Die Wienerin denkt

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Michael Jacksons Affe

Michael Jackson

München, im Mai 2013; Photo by W. Stock

Als Michael Jackson im Jahr 2009 überraschend starb, da suchten seine Fans weltweit nach Möglichkeiten, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. In München fanden sie auf einem Grünstreifen das Denkmal des niederländischen Komponisten Orlando di Lasso am Promenadeplatz, vis à vis vom Hotel Bayerischer Hof, also in ganz edler Umgebung.

Fortan legten die Fans des Musikers ihrem toten Idol Blumen unter die Statue Di Lassos, schrieben kleine Botschaften, pinnten Fotos an das dunkelgraue Denkmal. Die Stadt – liberal wie die Münchner nun sind – duldete die Zweckentfremdung des Denkmals.

Doch nun, oh Schreck, hat sich eine Gegenbewegung gebildet. Nur ein paar Meter von Di Lasso/Michael Jackson entfernt, hat der britische Künstler David Shrigley in diesen Tagen eine Parodie hochgezogen. Fast wie ein Spiegelbild wird an diesem Denkmal nicht dem Musiker gehuldigt, sondern

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Frank Sinatra in Las Vegas, unkaputtbar

sinatrasands3Wir finden uns wieder in Las Vegas, Nevada. United States of America. Der Kalender zeigt den Januar 1966. At the Sands. Frank Sinatra wurde gerade 50. The golden September of his years.

Ist dies die beste Sinatra-Platte ever? Da gibt es doch wohl keine zwei Meinungen! Sinatra. Live at the Sands. Ganz famos, denn an diesem Abend kommen einige Glücksfälle zusammen.

Frank Sinatra befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Stimmkraft, das Count Basie Orchestra sorgt für einen sehr vollen und dynamischen Sound und ein junger Kerl namens Quincy Jones sorgt für geniale Arrangements.

Auf dem Label Reprise vereinigt diese Platte die ganze Brandbreite des Sinatra-Repertoires. Feinen Vokaljazz, das American Songbook, whiskeyselige Honky-tonk-Lieder, den melancholischen Lebens-Rückblick, ein ulkiger 12 Minuten-Monolog.

Der Basie-Sound bildet einen kraftvollen

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Ein Toter singt am Broadway

New York, im Juni 2010; Photo by W. Stock

Über alles und über nichts werden rund um den Times Square heitere Musicals angeboten. Über Opern-Phantome, über flapsige Kindermädchen, über den Südpazifik oder über Weihnachtsmänner.

Und jetzt hat endlich, endlich der berühmteste Sänger der Stadt, der beste Crooner aller Zeiten, die Stimme des romantischen Jazz seine eigene Show. Frank Sinatra, the boy from Hoboken, singt nun jeden Abend am Broadway.

Nun kommt auch Frank Sinatra an den Broadway. Eine große Show, Tanzeinlagen, eine Liebesstory. Seit März 2010 läuft das Musical Come fly away im Marquis Theatre und für zwei Stunden lebt die Musik von Ol’ Blue Eyes wieder auf.

Eine 19-köpfige Big Band swingt und Frank Sinatra singt seine großen Hits wie Fly me to the moon oder My way. Die Vocals singt er, ja Frank Sinatra, natürlich nicht live, denn er lebt ja schon lange nicht mehr. Die Stimme des Meisters kommt vom

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Frank Sinatra singt More

Dieses More ist ein interessanter Song. Ursprünglich war er die Musik zu dem Film Mondo Cane, eine unsägliche Flickschusterei auf RTL 3 Niveau. Der italienische Regisseur und Produzent Gualtieri Jacopetti hat dieses Hundeleben im Jahr 1962 verfilmt, sonst bleibt kein Wort über dieses Machwerk zu verlieren.

Doch da war die Musik, komponiert von Nino Oliviero und Riz Ortalani. Ein ganz nettes Gesäusel, jedenfalls nichts, was einen vom Hocker reißt. Und dann gehen Frank Sinatra und natürlich auch Count Basie und seine Big Band im Juni 1964 in Los Angeles ins Aufnahme-Studio. Auf dem Reprise-Album It might as well be swing swingt er das mediokre Hundeleben bombastisch. Das ganze funktioniert nur, weil die wahnsinnigen Arrangements von Quincy Jones unterlegt sind.

It might as well be swing, eine Verballhornung von It might as well be spring ist die zweite Zusammenarbeit von Frank Sinatra und Count Basie. Es gilt Kennern als bestes Studio-Album Sinatras, weil hier drei, vier Weltklasse-Einspielungen drauf sind.

Und eben dieser Song More:

More than the greatest love the world has known,
This is the love I give to you alone,
More than the simple words I try to say,
I only live to love you more each day.

Basies Big Band schlägt einen tollen Takt, dazu die großmeisterlichen Arrangements eines Quincy Jones, die sich auch nach fast 50 Jahren noch jung und frisch anhören.

Sinatra & Basie vermögen, selbst

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