Reisen & Begegnungen

Kategorie: Wirtschaft Seite 8 von 9

…und wie wir wieder reich werden

Photo by W. Stock

Als erstes müssen wir aufhören, auf Pump zu leben. Ausgeglichene Haushalte müssen sowohl beim Bund, in den Ländern und den Gemeinden die Regel werden. Und – als Zeichen guten Willens – sollte endlich auch getilgt werden.

Im Bundeshaus gilt es, eine Lücke von 26 Milliarden Euro zu schließen. Bei einem Ausgabenvolumen von 306 Milliarden Euro dürfte dies machbar sein. Die Ausgaben des Bundes sind in keinem Jahr gesunken, sondern immer gestiegen. Ein Sparwille war bisher nicht auszumachen. Sich auf höhere Einnahmen zu verlassen oder diese zu fordern, ist fahrlässig. Spätestens beim nächsten Konjunkturabschwung bricht diese Strategie in sich zusammen.

Für den Bund gilt, was auch für ein Unternehmen gilt, Haushalte werden über Kosten gesteuert. Alles andere wäre kaufmännisch riskant. Zusätzliche Einnahmen bleiben willkommen und dienen dann der Tilgung.

Was makroökonomisch richtig ist, das trifft auch für den

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Wie wir arm wurden…

Photo by W. Stock

Im nächsten Jahr macht Deutschland mehr Schulden als in diesem Jahr. Wie diese Schulden zurück gezahlt werden sollen, weiß keiner. Ein wenig komme ich mir vor wie auf einer Hochzeit. Einer hat die Musik bestellt, aber keiner will danach zahlen.

So langsam dämmert’s den Leuten. Unser Wohlstand ist auf Pump. Seit Jahren verschlingen unsere Wohlfühlstaaten mehr als sie einnehmen. Die Schulden steigen. Trendwende nicht in Sicht.

Deutschland muss sich von einer Illusion verabschieden. Von dem Glauben, dass der Wohlstand automatisch immer weiter steigt. Und plötzlich ziehen Wolken auf: prekäre Arbeitsverhältnisse, verdichtete Arbeit, sinkende Reallöhne. Da schüttelt sich Deutschland: der Wohlstand wächst nicht mehr, sondern er nimmt ab.

Die Mittelschicht gerät unter Druck und wird von Abstiegsängsten geplagt. Viele verstehen nicht, was da vor sich geht, und reagieren mit Angst, Auflehnung und Resignation. Der Normalbürger agiert verunsichert und defensiv. Statuserhalt ist seine Devise, ja nicht sozial abrutschen. Die Mittelschicht verfolgt ihren kleinen Traum vom Wohlstand: ein kleines Häuschen, eine gute Ausbildung für die Kinder, einmal im Jahr ans Meer. Der Mittelschichtler liebt Sicherheit und Harmonie.

Doch Sicherheit und Harmonie kann

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Art Laffer und seine buckelige Kurve

Die 80er Jahre waren das Jahrzehnt der Monetaristen und Neoliberalen. Deren Credo lautete kurz gefasst: Der gierige Staat sollte sich das der Wirtschaft heraushalten. Gefräßig zeigte sich der damalige Staat besonders bei den Steuersätzen. Spitzensteuersätze über 50 Prozent waren nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.

Lehrmeinung der Politikermeinung bis hinein in die 80er Jahre war: je höher ein Steuersatz, desto höher auch das Steueraufkommen. Der Steuerertrag der Einkommensteuer wurde über Jahrzehnte als linear angesehen. Man brauche nur am Steuersatz drehen, und schon würde die Steuerquelle mehr und mehr sprudeln.

Zwei Männer haben diesen Irrglauben immer höherer Steuersätze verblüffend einfach widerlegt. Arthur Laffer und Ronald Reagan.

Der erste mit einem simplen Diagramm. An zwei Stellen ist das Steueraufkommen gleich null. Bei einem Steuersatz von

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Professor John Naisbitt, wie viel Kommunismus steckt noch in China?

John Naisbitt

mit Doris und John Naisbitt, Peking, den 30. Oktober 2011, Photo by J. Stock

Abendessen mit Doris und John Naisbitt im Baguo Buyi im Stadtteil Dongcheng. Das Essen in diesem Sechuan Restaurant ist mächtig scharf und abwechslungsreich. Wir schlemmen.

Doris und John Naisbitt sind zwei profunde Kenner Chinas. Doris schreibt eine 14-tägliche Kolumne in der chinesischen China News, John war mittlerweile 45 Male im Lande, er hält zwei Professuren an chinesischen Universitäten und kennt die Elite des Landes vom Präsidenten abwärts bis zu den Provinzsekretären der Partei.

Der Westen begegnet China mit einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz, das ist ein schwerer Fehler, meint der berühmte Trendforscher. Die Belehrungen des Westens in Sachen Demokratie seien nicht nur schädlich, sondern auch falsch. Denn es gebe doch – historisch und weltweit – verschiedene Ausprägungen von Demokratie.

Diesen Blick von oben herab jedenfalls lassen sich die Chinesen immer weniger gefallen. Denn die neue Elite des Landes, das seien nicht mehr kommunistische Apparatschiks, sondern selbstbewußte und erfolgreiche Manager in Regierung und Unternehmen.

Ich habe in den USA bei den Eliten aus Politik und Wirtschaft soviel

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David Ogilvy ist der Aristokrat der Werbung

Irgendwann, wohl Frühjahr 1992, klingelt mein Telefon im ECON-Lektorat. Die sonore Stimme am Telefon kommt gleich zur Sache. Doctor Stock, this is David Ogilvy. Ich bin überrascht. Der große Ogilvy am anderen Ende der Leitung. David Ogilvy ruft aus Frankreich an, wo er im Westen nahe Tours ein Chateau in Touffou besitzt und wohin er sich als Ruheständler zurück gezogen hatte.

Zunächst bekomme ich einen Korb von ihm. Überaus freundlich, dass Sie mich eingeladen haben zu Ihrem Event in Düsseldorf. Aber ich vermag nicht zu kommen. Ich bin zu alt. Ich wollte ihn zu einem Vortrag nach Düsseldorf bringen, diesen Mann vor Managern und Werbern gebührend hochleben lassen.

Er danke für die Neuauflage seines Buches in der Reihe ECON Classics. Ob so ein alter Knochen denn den Jungen noch etwas zu sagen habe, fragt er verschmitzt. Ganz sicher, antworte ich, gute Ideen altern nicht.

David Ogilvy ist der Vater aller Werbetexter. Jahrgang 1911. Im englischen Surrey geboren. Eigentlich ist Ogilvy der Vater der

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Freiherr von Bethmann schreibt kein Buch

mit Johann Philipp von Bethmann, Frankfurt am Main, den 13. März 1991; Photo by Hasso von Bülow

Der Name von Bethmann besitzt in Frankfurt einen guten Klang. Die von Bethmanns sind eine alte Bankiersdynastie, deren berufliche Wurzeln sich bis ins 17. Jahrhundert verfolgen lassen. Und ein Nachkomme der Familie – Johann Philipp von Bethmann – war bei ECON einst mein Autor.

Am Anfang unseres Buches stand eine Idee und am Ende ein netter Brief. Es war der Dank des Autors an seinen Lektor. Der Tenor des Schreibens lautete in etwa: Ich danke Ihnen für die viele Arbeit, die Sie in mein Buch gesteckt haben.

Nun, das mit der vielen Arbeit war diesmal keine höfliche Floskel, sondern die nackte Wahrheit. Bei Lichte betrachtet hatte ich das Buch fast vollständig alleine geschrieben und mir das eine oder andere Wochenende um die Ohren gehauen.

Johann Philipp von Bethmann war einer der bekanntesten Privatbanker Deutschlands. Seine Frankfurter Bank, die er schon

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Die Chicago Boys – der Professor und der Diktator

Im Jahr 1992 hatte ich bei ECON die Freude und Ehre, ein Buch von Milton Friedman zu verlegen. Geld regiert die Welt.

Reden wir über die Chicago Boys. Weil sie an der University of Chicago bei den Professoren Milton Friedman und Arnold Harberger Volkswirtschaftslehre  studiert hatten, nannte man sie kurzerhand so. Besonders Professor Harberger, der mit einer Chilenin verheiratet war, prägte die Chicago Boys.

Als 1974 nun diese Chicago Boys, die jungen Volkswirte in Santiago de Chile, die Wirtschaft ihres Heimatlandes umzukrempeln begannen, war dies für viele westliche Intellektuelle ein Sündenfall.

Denn die ökonomische Rosskur der Wirtschafts- und Finanzminister Minister Sergio de Castro, Hernán Buechi, Rolf Lüders und Ernesto Fontaine fand mit dem Segen des Diktators Augusto Pinochet Ugarte statt. General Pinochet war, da gibt es keine zwei Meinungen, einer der ganz abscheulichen und widerwärtigen Diktatoren in der Geschichte Südamerikas. An Pinochets Händen klebte viel Blut.

Ab und an wird nun argumentiert, der Neoliberalismus werde durch autoritäre Strukturen begünstigt. Oder schlimmer: Diktatur und Neoliberalismus seien eigentlich zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Jemand, der so redet, das ist

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Wer erfand die Globalisierung?

Im Jahr 1994 veröffentlichte der amerikanische Trendforscher John Naisbitt ein kluges Buch, das sich mit der Globalisierung befasste. Global Paradox. In diesem Buch beschrieb er genau, wer die Gewinner des globalen Wettbewerbs sein würden (China, Asien, Lateinamerika), welche Kräfte die Globalisierung antreiben (Telekommunikation, Handel, Tourismus) und welche Widersprüche sich in diesem Prozess auftun.

Naisbitt machte aufmerksam auf das Paradox, dass einerseits global gedacht wird, es gleichzeitig aber zu einer Erstarkung der kleineren wendigen Einheiten kommt. Alles ist genau so eingetroffen. Globalisierung, das war John Naisbitts Thema.

Die Globalisierung ist – bedingt durch technischen und technologischen Fortschritt – einer der großen Wohlstandstreiber unserer Tage. Globalisierung steht für eine Art “Weltgesellschaft”, der Begriff beschreibt, wie dieser Globus zusammenwächst. Wirtschaftlich, im Ex- und Import, als Absatzmarkt, in der Arbeitsteilung, als Arbeitsmarkt.

In diesem Zusammenhang stellt sich eine interessante Frage: Who invented Globalization? Wer erfand die Globalisierung?

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Gottfried Heller: Schuld sind die Schulden!

mit Gottfried Heller; München, am 20. August 2011

Wie kommen wir aus dieser hartnäckigen Wirtschaftskrise wieder heraus?, frage ich Gottfried Heller an diesem sonnigen Hochsommertag. Wirtschaftskrise? Der Börsenexperte zieht eine graue Augenbraue hoch. Eurokrise, hake ich nach. Zwei törichte Begriffe, meint der Aktienexperte, beide Begriffe gehen am Kern des Problems vorbei.

Man habe es heute vor allem mit einer Fiskalkrise zu tun, die Haushalte seien von Italien bis USA, von Portugal bis Deutschland nicht in Ordnung. Die Zinsen für die Schulden werden mit immer neuen Schulden bezahlt. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Seit Jahren, seit Jahrzehnten schon, werde in den Industriestaaten auf Pump konsumiert. Trotzdem lassen wir uns das Mittagessen in der vorzüglichen Brasserie des Münchner Literaturhauses schmecken.

Der westliche Versorgungsstaat sei von Krediten abhängig wie ein Drogenabhängiger. An den Peripherien, in Portugal, Spanien, Griechenland, die wirtschaftlich alle mit billigem Euro-Geld weit über ihre Verhältnisse leben, macht sich die Krise am deutlichsten bemerkbar.

Und das Schlimme, auch in Deutschland: Die neuen

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Management by Objectives – der humane Unternehmenserfolg

mit Professor Peter Drucker, Düsseldorf im Juni 1993; Photo by Hasso von Bülow  

Wenn mich eine Managementtheorie mein Berufsleben begleitet hat, dann diese: Management by Objectives. Ich habe dies immer beherzigt, an jeder Arbeitsstelle, bei jedem Projekt, in jeder Teamleistung und zu jeder Zeit. Peter F. Drucker hat dieses Führungsverhalten beschrieben und den Begriff dazu erfunden.

Das Führungscredo des Management by Objectives machte den gebürtigen Wiener Peter Drucker unsterblich. Das war damals, wir sprechen vom Jahre 1954, revolutionär und ist heute Allgemeingut. Führen durch Zielvereinbarungen.

Der Vorgesetzte setzt sich mit Teammitgliedern, Abteilungsleitern und Führungskräften zusammen und es werden kollektive und individuelle Zielvereinbarungen getroffen. Diese können konkret sein, sich in Facts and Figures ausdrücken. Sie können allerdings auch abstrakt formuliert sein. Eine gute, publikumsnahe Zeitung zu machen, beispielsweise.

Der Weg, wie dieses Ziel zu erreichen ist, bleibt dann dem Mitarbeiter überlassen. Er kennt die Materie besser als sein Vorgesetzter, er ist nahe am Kunden, und er vermag wiederum seine eigenen Mitarbeiter bestmöglich einzusetzen. Gemessen wird an der Zielerreichung. Jeder weiß, woran er ist. Jeder weiß, welche Verantwortung er trägt.

Damit Management by Objectives nicht ins Unverbindliche abrutscht, muß die Zielvereinbarung in einen verbindlichen Rahmen gebunden werden. SMART schlägt Peter Drucker vor – Spezifisch, Messbar, Aktiv beeinflussbar, Realistisch, Terminiert. Jede Organisationseinheit und jeder Mitarbeiter weiß, woran er arbeiten muss und was von ihm verlangt wird. Und dazu: Welches strategische Ziel das Gesamtunternehmen verfolgt.

Peter Drucker hat MbO vor über einem halben Jahrhundert als praxistaugliches Rüstzeug entworfen. Wir müssen uns nur in die 1950er Jahre zurück versetzen. Damals regierte in den Unternehmen Befehl und Gehorsam, Betriebe wurden meist wie Militärkompanien geführt oder bestenfalls von einem Patriarchen dominiert. Management by Objectives gewährte nun erstmalig Entfaltungsmöglichkeit und Freiraum für eigene Ideen.

MbO setzt auf den mündigen und findigen Mitarbeiter und ist damit ein Gegenentwurf zum Typ Hallo Chef, Feuer im Betrieb, was soll ich tun? Weil Freiheit und Autonomie dieses Management by Objectives prägen, hat es noch heute seine Gültigkeit. Das mag etwas über die Substanz dieses Theorems aussagen, wenn es sich in der schnelllebigen Wirtschaft über ein halbes Jahrhundert zu halten vermag.

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